Tischtennis in Vollendung, vor allem aber zum Vergnügen, gespickt mit Zaubereien mit der kleinen Zelluloidkugel, spektakulären Showeinlagen, Aktionen der Altmeister mit leichter Hand vorgeführt, die aber auch überraschend explosiv und überfallartig ihr Können aufblitzen lassen.

Hedendorf. Der als Tischtennis-Gala angekündigte Auftritt von Jörg Roßkopf und Chen Weixing in Hedendorf wurde allen Erwartungen gerecht. Die knapp 300 Zuschauer, die sich auf den Stühlen in der Waldsporthalle um die Tischtennisplatte niedergelassen hatten, waren begeistert.

Es war bereits das dritte Mal, dass Veranstalter Daniel Suchanek, mit unterschiedlichen Spitzenkönnern in Hedendorf Station machte. 1987 gab es eine solcheGala das erste Mal. Vor neun Jahren hatte Suchanek mit den Pragern Jindrich Pansky und Milan Orlowski den Hedendorfern "die beste Tischtennis-Show der Welt" geboten, wie er selbst sagte. Und jetzt also Jörg Roßkopf, achtmal Deutscher Meister, Welt- und Europameister, Silber- und Bronzemedaillengewinner bei zwei Olympischen Spielen, und Chen Weixing, der sich den Ruf als bester Defensivkünstler der Welt erworben hat und heute in Wien lebt und für Österreich spielt.

Es gehört zum Programm einer solchen Gala, dass nicht nur die Stars gegeneinander oder ausgewählte starke Gegner ihr Können demonstrieren, wie Frank Sternal, der aus Moisburg stammt und als 13-Jähriger gemeinsam mit dem heutigen Spartenleiter Lars Klarmann für Hedendorf spielte. Das ist 20 Jahre her und heute lässt Sternal seine Sportkarriere beim TTS Borsum in der 2. Bundesliga ausklingen. Zu einem solchen Abend gehört auch, dass Nachwuchstalente aus der Region gegen den "Plattenstar" Jörg Roßkopf antreten dürfen, der im Sommer neuer Bundestrainer wird.

Auch in Hedendorf hatten sich viele Jungen und Mädchen beworben. Linus Warner vom TSV Appen war der Erste, den das Losglück traf. Als Zweiter wurde Florian Czech über die Hallensprechanlage aufgefordert, es dem "großen" Jörg Roßkopf einmal richtig zu zeigen. Aus der zweiten Sitzreihe erhob sich ein kleiner, dünner Blondschopf. Die Mama gab ihm noch einen Klaps. Dann stand Florian an der Platte, schob sich die randlose Brille zurecht und verzog keine Miene, als er die ersten Schmetterbälle abschoss. Der kleine Florian trieb den Weltstar nach rechts, er trieb in nach links. Die Menschen staunten zuerst nur schweigend, dann applaudierten und jubelten sie. Als Florian scheinbar zu einem mächtigen Schlag ansetzte und dann Roßkopf mit einem Stoppball auspunktete, rief einer: "Ist das hier schon der große Showkampf?" Die Halle lachte, Jörg Roßkopf applaudierte und machte eine Verbeugung vor Florian Czech. Dass der elfjährige zum gefeierten Liebling des Abend wurde, ist kein Zufall. "Er ist tischtennisverrückt", erzählte die Mutter. "Florian trainiert fünfmal in der Woche". Beim TTC Drochtersen, aber auch mit seinem Freund Frederic Hoops beim VfL Stade und beide gemeinsam im Bezirkskader in Otterndorf.

Und Jörg Roßkopf, wie stellt er es an, nach mehr als 20 Jahren im großen Sport noch mit solchem Spaß auf dem Dorf anzutreten? "Wenn man seinen Sport liebt, so wie der kleine Junge hier, dann freut man sich auf jeden dieser Abende aufs Neue", sagt der inzwischen 40-Jährige. "Wenn man seinen Sport aber nur wegen des Geldes betreibt, würde man so etwas sicher nicht mehr machen."

Auch wenn an diesem Abend in der Waldsporthalle einige Stühle leer blieben, Lars Klarmann und sein Veranstaltungsteam von den VSV Hedendorf/Neukloster waren in bester Stimmung. Denn es wurde viel gelacht und viel geklatscht und dann war da ja auch noch der kleine Florian Czech. Der wird sein Spiel gegen Jörg Roßkopf ganz sicher niemals vergessen.