Winsen. Ein letztes Mal stürmt der dunkel gekleidete Junge den langgezogenen Anstieg zum höchsten Punkt der Terrassengärten im Winsener Eckermann-Park hinauf, von seinen Verfolgern ist weit und breit nichts zu sehen. Er reißt sich die Mütze von den verschwitzten Haaren, wirft sie seinem Vater am Rande zu und begibt sich, begleitet von aufmunternden Anfeuerungsrufen, auf die letzten 600 Meter. Wenig später läuft er strahlend und mit einem Riesenvorsprung von 40 Sekunden nach 2400 Metern als Sieger durch das Ziel der Kreis-Crosslaufmeisterschaften, die erstmals auf dem Gelände der Landesgartenschau Winsen von 2006 ausgetragen wurden.

Für Malwin Wermbter vom TSV Over-Bullenhausen ist es der erste Kreismeistertitel überhaupt und der Höhepunkt eines ereignisreichen Jahres. Erst im Frühsommer hatte er damit begonnen, konsequent und zielgerichtet zu trainieren. Als Lehrer konnte sich der elf Jahre alte Malwin wohl keinen Besseren aussuchen als Gerd Prüsmann, so etwas wie der "Laufpapst" im Landkreis Harburg. Eine Freundin von Mutter Kristin hatte nach Malwins Sieg beim Harburger Außenmühlenlauf gegen 350 Konkurrenten seiner Altersklasse den Tipp gegeben und so trafen sich Trainer und künftiger Schützling erstmals beim Stadt- und Deichvolkslauf in Winsen im Mai. Seitdem fährt der Siebtklässler des Heisenberg-Gymnasiums in Heimfeld zweimal pro Woche vom Wohnort Bullenhausen zum LG-Training auf den Jahnplatz nach Winsen, stets gemeinsam mit dem gleichaltrigen Robin Schloemp aus Fliegenberg.

Die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. Im August gewann Malwin Wermbter die Laufserie der LG Nordheide um den Haspa-Cup, belegte im September beim Kreis-Schüler-Vergleichskampf in Soltau den zweiten Platz über 1000 Meter und wird in der Bezirksbestenliste als Fünfter über 2000 Meter notiert. Bis vor zwei Jahren ist er noch aktiv im TSV Over-Bullenhausen geschwommen. Das Tennis-Racket schwingt er auch heute noch im Sommer. Befragt nach der Faszination des Laufens, antwortet er: "Das kann man auch mal allein machen, wenn die anderen nicht können. Außerdem finde ich gut, dass man dabei nicht so rumbrüllen muss wie beim Fußball oder anderen Sportarten."

Angenehm laut wird es in diesem Augenblick, denn Hauptorganisatorin Sarah Prüsmann ruft Malwin Wermbter bei der Siegerehrung als Kreismeister 2009 aus. Mit 147 Läuferinnen und Läufern zwischen fünf und 70 Jahren aus 13 Vereinen lag die Beteiligung auf Vorjahresniveau. Auf die geplante "Besteigung" des Aussichtsbahnsteigs an der Bahnlinie Hamburg-Hannover über eine lange Treppe verzichteten die Ausrichter des TSV Winsen kurzfristig. "Das wäre bei der feuchten Witterung einfach zu gefährlich gewesen", sagt Abteilungsleiterin Sarah Prüsmann. Viele Läufer monierten den fehlenden Crosscharakter der über die Spazierwege der Landesgartenschau führenden 800-Meter-Runde mit einer rund 150 Meter langen Steigung, lobten aber die gute Übersichtlichkeit. "Das ist halt mal etwas anderes, auch wenn es vom Anspruch her eher einem Volkslauf gerecht wird", lautete der Tenor.

Höheren Ansprüchen gerecht wurden die Sieger in der ersten und letzten Entscheidung des Tages. Tim Tomczak überrundete auf den zehn Runden der Männer-Langstrecke alle Konkurrenten, vermeiden konnte dies nur sein Nordheide-Vereinskamerad Oliver Tödter. Und auf der eigentlich den Männern vorbehaltenen 4250-Meter-Mittelstrecke beeindruckte WM- und EM-Teilnehmerin Jana Sussmann mit einem bärenstarken Steigerungslauf. Sie schüttelte alle männlichen Verfolger ab und siegt in 13:24 Minuten mit 22 Sekunden Vorsprung vor dem B-Jugendlichen Jan Pottbacker (Tostedt).