Manfred Kaltz wurde am 6. Januar1953 in Neuhofen bei Ludwigsburg geboren und spielte dort beim VfL. Über die Zwischenstation TuS Altrip kam der Offensivverteidiger noch als Teenager zum HSV.

Lüneburg. Dort wurde er ein Star und als Erfinder der "Bananenflanke" weltberühmt. In 581 Bundesligaspielen für die Rothosen erzielte der Elfmeterspezialist 76 Tore. Seine 53 verwandelten Strafstöße sind bis heute Ligarekord. "Der Schweiger", so sein Spitzname, wurde mit dem HSV dreimal deutscher Meister, zweimal DFB-Pokalsieger und gewann den Europapokal der Landesmeister (1983) und der Pokalsieger (1977). Mit der deutschen Nationalmannschaft wurde Kaltz 1982 Vizeweltmeister. In 69 Länderspielen traf er achtmal. Kaltz beendete seine Karriere in Frankreich, wo er für Girondins Bordeaux und den FC Mulhouse kickte.

Hamburger Abendblatt:

Gibt es bereits erste Erfolge zu vermelden, den Abschluss eines Freundschaftsspiels gegen den FC St. Pauli zum Beispiel?

Manfred Kaltz:

Nein, wir fangen oben an - also mit den Bundesligisten im Norden. Nein, Spaß beiseite. So schnell geht das nicht, zumal ich bis Ende August noch mit meiner Fußballschule in Schleswig-Holstein unterwegs bin. Außerdem haben die Profiklubs Terminschwierigkeiten, weil bis Weihnachten alles durchgeplant ist. Wenn es in diesem Jahr doch noch mit einem Spiel klappt, wäre das eine Goodwill-Aktion.

HA:

Warum engagieren Sie sich für Hansa?

Kaltz:

Ich möchte den Lüneburger Fußball fördern. Vor einigen Jahren habe ich in der Nähe von Wittorf gewohnt und gelegentlich Spiele des Vorgängervereins LSK besucht. Dort haben viele große Spieler wie Zobel, Sievers oder Owomoyela gekickt. Ich möchte deshalb, dass in Lüneburg bald wieder großer Fußball geboten wird - in der Oberliga oder höher. Das aktuelle Zwischenziel ist aber erst einmal das Erreichen der eingleisigen Oberliga. Dann sehen wir weiter.

HA:

Wie gut kennen Sie Hansa?

Kaltz:

Ich muss mich zunächst im Verein umgucken. Im Moment werde ich noch nicht in den laufenden Betrieb eingreifen.

HA:

Wo wird der Schwerpunkt Ihrer Arbeit liegen?

Kaltz:

Die Ausbildung und Förderung der Jugend ist mir besonders wichtig. Warum sollen die größten Talente in Bardowick spielen und nicht bei Hansa? Ziel muss es sein, die Besten an den Verein zu binden, weiterzubringen und auch mal einen Spieler an einen Profiklub zu verkaufen. Demnächst werde ich mal beim Training der A- und B-Junioren vorbeischauen.

HA:

Werden Sie mit Ihrer Fußballschule auch vor Ort aktiv sein?

Kaltz:

Ja. Es ist angedacht, über den FC Hansa eine Fußballschule zu installieren. Dort wollen wir auch Kinder aufnehmen, die kein Geld haben, um in den Urlaub zu fahren. Denn leider gibt es viele Jugendliche, die sich Mitgliedsbeiträge nicht leisten können und den Vereinen so verloren gehen. Besondere Talente wollen wir extra fördern.

HA:

Ist eine Kooperation mit Klubs wie dem HSV angedacht?

Kaltz:

Ausgeschlossen ist das nicht. Vielleicht gelingt es mir ja, den einen oder anderen Spieler herüberzuziehen. Es ist jedenfalls besser, Spielpraxis bei Hansa zu sammeln als beim HSV auf der Bank zu sitzen.

HA:

Ist beabsichtigt, ehemalige Profis nach Lüneburg zu locken?

Kaltz:

Das ist ausgeschlossen. Es sei denn, es käme einer, weil er Hansa so liebt - Geld muss er sich dann aber von woanders holen.

HA:

Ein ehemaliger Bundesligakicker wäre aber ein prima Zuschauermagnet.

Kaltz:

Wir wollen den Zuschauerschnitt mit anderen Mitteln auf 500, 1000 oder sogar mehr Besucher anheben. Deshalb planen wir eine Reihe von Aktionen, ein Prominentenspiel zum Beispiel. Auf jeden Fall ist es wichtig, im Gespräch zu bleiben.