Der mehrfache deutsche Meister gewinnt vor 6000 Zuschauern auf dem Estering das A-Finale der Division 1A.

Buxtehude. Noch einmal eine Fontäne von Sand und Staub oben in der Sparkassenkurve. Die Stimme von Streckensprecher Martin Kummerow überschlug sich, wurde vom Aufheulen der Rennmotoren übertönt. Vor den Fernsehschirmen in Schweden und Norwegen müssen die Rallycross-Fans aus ihren Sitzen hochgesprungen sein bei dieser entscheidenden Szene im Finale der Division 1 auf dem Estering in Buxtehude. Fünf Runden lang hatte der Schwede Andreas Eriksson den achten Lauf um die Europameisterschaft bestimmt. Wohl schon in der Euphorie des sicheren Sieges muss er für den Bruchteil einer Sekunde zu übermütig gewesen sein. In der Sparkassenkurve, in der die Ehrengäste ihren staubigen Logenplatz haben, gab er seinem PS-starken Ford Fiesta zu viel Stoff. Dadurch wurde er leicht aus der engen Kurve geschleudert. Ein kleiner Fahrfehler nur, aber der wurde von seinem norwegischen Verfolger bitter bestraft. Sverre Isachsen schoss mit seinem Ford Focus vorbei und gab die Führung nicht mehr her.

Spektakulärer hätte die Rückkehr der Europameisterschaft auf den Estering nach Buxtehude nicht gefeiert werden können. Der Automobilclub Niederelbe, mit seinem Kürzel ACN seit Jahrzehnten in der europäischen Motorsport-Szene populär, war vor zwei Jahren aus dem Terminkalender der "European Rallycross Championchips" gestrichen worden. Nach schwierigen Verhandlungen mit der FIA, dem internationalen Motorsportverband, und nach geforderten Verbesserungen rund um die Rennstrecke durfte der ACN jetzt wieder plakatieren: "Wir bringen Europa nach Buxtehude".

Für Andreas Steffen, den Vorsitzenden des vor 40 Jahren gegründeten Automobilclubs und seine große Helferschar, war am Ende des EM-Laufs eines besonders wichtig - das Protokoll der europäischen Rennkommission. Darin wurde den Gastgebern bestätigt: "Sie waren extrem freundlich, es war eine tolle Atmosphäre, insgesamt ein perfekt organisierter und durchgeführter EM-Lauf. "Allerdings, ob wir im nächsten Jahr auf der europäischen Ebene wieder dabei sind", sagt Andreas Steffen, "werden wir erst Ende Oktober wissen, wenn die Renntermine für 2010 festlegt werden." Andreas Steffen hatte selbst mit seinem Peugeot 206 Maxi in der Division 1a (Autos mit Frontantrieb und 1600 ccm) das C-Finale mit Platz 14 nach den Qualifikations-Rennen erreicht. Mit knurrenden Motoren und in brütender Hitze mussten die Fahrer Minuten lang ausharren. "Wir müssen darauf warten", informierte Martin Kummerow die 6000 Zuschauer, "bis sich die elf europäischen Fernsehsender live dazu schalten." In fast allen Ländern rund um Deutschland ist Rallycross so populär, dass alle EM-Läufe live oder in Aufzeichnungen zu verfolgen sind. "Nur bei uns in Deutschland nicht", klagt der aktive Rennfahrer und ACN-Boss. "Bei uns müssen wir Sportler und unsere Sponsoren einer Fernsehanstalt viel Geld bezahlen, damit die über uns berichten." Um trotzdem den Rennsport und den ACN mit seinem Estering in Buxtehude näher an die europäische Elite heran zu führen, will sich Andreas Steffen mit seinen Sponsoren zusammen setzen. "Gemeinsam gelingt es uns vielleicht, so viel Unterstützung zusammen zu bringen, dass ich an der EM teilnehmen kann", sagte er, "ein deutscher Fahrer muss dabei sein, wenn wir unseren Sport nach vorn bringen wollen."

Dass der 41-Jährige selbstständige Finanzwirt aus Buxtehude das fahrerische Können dazu hat, konnten die Zuschauer beim C-Finale erkennen. Aber immer, wenn Andreas Steffen auf den kurzen Geraden Gas gab, war zu erkennen, dass sein Auto hinterher zockelte. Selbst Ralf Volland, bereits zehnfacher deutscher Rallycross-Meister aus Roth in Bayern, kann es sich nicht leisten, um den EM-Titel mit zu fahren. Dabei ließ er auf dem Estering im A-Finale der Division 1a die europäische Elite hinter sich, siegte, obwohl er die letzten drei Runden mit einem Plattfuß überstehen musste. Sieger in der Division 2 wurde Ole Habjörg aus Norwegen das Finale.