Eigentlich ist er ja nur eine Randfigur. Im Mittelpunkt sollten doch die Aktivisten auf den Tennisplätzen oben auf dem Rabenstein stehen. Aber tatsächlich ist es an diesem zweiten Abend des offenen Senioren-Tennis-Turniers des Harburger SC wieder einmal anders.

Harburg. Wie im Grunde seit 27 Jahren schon. In der blütenweißen, gestärkten Jacke eines Koch, noch eine ebenso weiße ebenso gestärkte Schürze umgebunden, steht Gerwin Meier hinter zwei großen Blechwannen, in denen das Fett spritzt und knallt und wendet bedächtig Forelle um Forelle.

Dieser Forellenabend oben auf dem Rabenstein, am kommenden Freitag dann der Haxen-Abend, eigentlich sind das ja nur kulinarisch-gesellige Beigaben für das traditionelle und noch immer leistungsstarke Seniorenturnier. Aber es sind genau diese Zutaten, die im Harburger und im norddeutschen Tennis dieses Turnier zu einem Markenbegriff haben werden lassen. Und alle reden sie von "Gerwin Meiers Turnier". Sieben Forellen brutzeln in jeder der Blechwannen. Davor warten sie, bereits ein paar Löffel Kartoffelsalat auf dem Teller. Woran er denn erkenne, wann eine Forelle perfekt sei? "Wenn sie hier schon so viele gedreht und gebraten hätten wie ich, würden sie das auch sehen", kommt die Antwort von Gerwin Meier. "Angefangen haben wir mit Makrelen. Ich weiß noch, als ich zum ersten Mal 500 Fische aus Kiel abgeholt habe und sie hier oben anbrachte, haben wir festgestellt, dass die nicht ausgenommen waren. Da habe ich unsere Frauenmannschaft zusammen getrommelt und pünktlich um 18 Uhr konnten wir mit dem Braten anfangen."

Inzwischen bringt Hugo Kischkatt, sonst Platzwart auf dem Rabenstein, beim Braten und Grillen aber stets der Assistent des Chefkochs, eine neue Holzleiste, an der sieben vorbereitete Forellen hängen. Irgendjemand in der Warteschlange macht einen Scherz in Richtung Hugo. "Was", kommt die Antwort von Gerwin Meier, "der Hugo bekommt noch immer jede Frau, die er will." - "Aber nur, weil er so mit seiner Rente prahlt", gibt eine der Frauen zurück. Das gemeinsame Lachen verklingt über den Tennisplätzen.

Hinten, auf dem Platz gleich am Eingang kämpft einer im Doppel der über 70-Jährigen, der in 27 Jahren kein einziges der Seniorenturniere des HSC ausgelassen hat. "Aber wenn sie mich nach dem allerersten Turnier fragen", sagt der 74 Jahre alte Heino Klindtworth, der früher eine Schlachterei in Wilstorf hatte, "ich muss gestehen, ich kann mich nicht mehr dran erinnern."

Der einstige Fußballer war 1974 zum Tennis gekommen, als Schwester und Schwager zu den Gründungsmitgliedern des TC Langenbektal gehörten. Aber heute noch spielt Heino Klindworth mindestens zwei Mal in der Woche Tennis. Und noch immer liefert er Gerwin Meier die Schinken, mit denen traditionell die Siege auf dem Rabenstein entlohnt werden. Einen Schinken für die Sieger in den Einzelwettbewerben, einen müssen sich die Doppelsieger teilen. "Dreimal habe ich hier auch schon mit wechselnden Partnern im Doppel gewonnen", sagt der Mann, der alle 27 Turniere mitspielte, "meinen halben Schinken haben wir natürlich gleich aufgegessen."

Eines fand Heino Klindworth in all den Jahren immer am auffälligsten und bemerkenswertesten. "Sagen wir, die Spiele fingen um 1 Uhr an, aber irgendwann um drei oder vier, veränderte sich was. Dann war Gerwin gekommen. So richtig begann das Turnier immer erst, wenn er auf der Anlage war." Und in diesen Tagen, da ist bei allen ein wenig Wehmut zu spüren. Es wird das letzte Turnier sein, bei dem Gerwin Meier die Forellen dreht und die Haxen grillt. Am nächsten Sonnabend, wenn die Finalspiele im B-Wettbewerb und in der Sonderklasse ausgetragen sind, wird Gerwin Meier "Tschüs" sagen.

Übrigens, Heino Klindworth und Uwe Peters gewannen ihr Doppel gegen Heinz Kunow und Hubert Stange vom TV Fischbek mit 6:0 und 6:0.