René Konrad und Tom Richter treten bei der Europameisterschaft im Cable Wakeboard in Finnland an.

Wilhelmsburg. Sechs Jahre ist es inzwischen her, da wurde auf dem Neuländer See Hamburgs erste Wasserski-Anlage eröffnet. Was damals keiner ahnen konnte: Zwei pfiffige Jungen, der eine aus Wilhelmsburg, der andere aus Helmstorf, haben die künstlich erzeugten Wasserwellen genutzt und sind als Wakeboarder raus in die Welt gesprungen. Am Montag um acht Uhr in der Früh haben René Konrad und sein Freund Tom Richter in Fuhlsbüttel abgehoben und sich auf den Weg ins finnische Ukkohalla gemacht. Dort beginnt in dieser Woche die Europameisterschaft der Cable Wakeboarder und ein Weltcup-Rennen wird gleich mit ausgetragen. Und die beiden vom Neuländer-See werden dort für Deutschland starten.

Ob es in Finnland um ein Preisgeld von insgesamt 10 000 oder 20 000 Euro gehen wird? "Da muss ich noch einmal genauer im Internet nachsehen", gestand Tom Richter und musste lachen. Ob ihn das auch deshalb nicht so wahnsinnig interessiere, weil ein 18-Jähriger aus Helmstorf ohnehin nicht die Chance habe, im Wettkampf mit der Weltelite ins Geld zu fahren? Da wird der blonde Modellathlet sofort ernst: "Wir zwei gehören zur Weltelite", hebt der Junge, der gerade sein Abitur gemacht hat, hervor. "Wir waren in der vergangenen Saison in der Weltrangliste unter den ersten Zehn", pflichtet ihm sein Freund René Konrad bei. "Wir beide sind schon in der Welt herumgekommen. Wir haben schon fast überall an Wettkämpfen teilgenommen, wo es Wasserski-Lifte gibt."

René Konrad, der Realschüler aus Wilhelmsburg, war zwölf, als die Anlage auf dem Neuländer See in Betrieb ging. Inzwischen ist er jeden Tag auf der Anlage. Vor drei Jahren kam Tom Richter dazu. Heute machen die beiden fast alles gemeinsam, tüfteln neue Tricks aus, korrigieren sich gegenseitig, bauen sich auf, wenn es Rückschläge gibt. "Einen Trainer haben wir nicht", sagt René Konrad.

Und was die Jungen da mit dem Wakeboard fest an die Füße geschnallt (man steigt in Spezialschuhe, die fest auf das Brett montiert wurden) im und vor allem über dem Wasser an Drehungen, Salti und weiteren Sprüngen wagen, das kann der Zuschauer mit Staunen und Bewunderung aufnehmen. Wie beispielsweise beim Finale des North Wakeboard Challenge zuletzt auf der Anlage in Pinneberg. Zu dieser Wettkampfserie gehörte noch eine Veranstaltung in Berlin Velten und eine in Neubrandenburg.

In Pinneberg mussten die Besten zwei Vor- und zwei Final-Läufe bestreiten. Jeweils 45 Sekunden etwa an der Hantel hängen, sich mit 30 km/h durch das frühere Freibad ziehen lassen und dabei die Zuschauer mit den waghalsigsten Tricks in Erstaunen versetzen. Wie René Konrad mit seinem "KGB", mit dem er in Pinneberg Jubel und Applaus einheimste. Dabei katapultierte er sich drei Meter hoch in die Luft, machte einen Salto rückwärts und drehte sich dabei um 360 Grad um die eigene Achse. Das Ganze geht so schnell, dass der Zuschauer hinterher nicht erklären kann, was er da gesehen hat, nur, dass es einfach wahnsinnig war.

"Ich habe selbst noch nie die Tricks gezählt, die Tom und ich inzwischen beherrschen", sagt René Konrad, "aber es werden sich an die 80 sein. Die kombinieren wir für unsere Vorführungen immer wieder neu. Wir schauen uns natürlich auch neue Sprünge bei den Konkurrenten ab und entwickeln und üben die dann."

In Pinneberg hatte das Wilhelmsburger Wakeboard-As in der Klasse der Open-Man bei den Erwachsenen den Einzel- und auch den Gesamtwettbewerb gewonnen. Dafür gab es 400 Euro an Preisgeldern.

Sein Freund und härtester Konkurrent, Tom Richter, hatte bei einem Vorwärts-Salto mit 360 Drehung beim Umgreifen von der einen in die andere Hand an der Hantel vorbei gegriffen. Der Absturz tat weh, denn Tom war mit dem Ohr auf das Wasser geknallt. Und das Wasser ist verdammt hart, wenn es diese verwegenen Wakeboard-Artisten aus dem Himmel zurück zurück auf die Erde schlägt.