Der Präsident reagiert auf die Vorwürfe der “Abzocke“ durch Rolf Braun, den inzwischen gekündigten Organisator des Handball-Weltklasse-Turniers Anfang August im Sportpark Kreideberg.

Lüneburger Rundschau:

Erst hieß es, der Handballevent sei eine Benefizveranstaltung für die Kinder von Tschernobyl. Jetzt behauptet MTV-Vize Hartmut Deja, es handele sich um eine "stinknormale Sportveranstaltung". Das müssen Sie erklären.

Karl-Ernst Horn:

Wir wollen eine Sportveranstaltung von hoher Qualität durchführen, deren Reinerlös tschernobylgeschädigten Menschen zur Verfügung gestellt wird. Die Grenze, wann Benefiz anfängt und wann Benefiz aufhört, ist eine fließende. Vor diesem Hintergrund verstehen wir Benefiz so, dass der Reinerlös nach Abrechnung aller Kosten zur Verfügung gestellt wird.

LR:

Nun wirft Rolf Braun, der mittlerweile geschasste Initiator des Turniers, der veranstaltenden Sportmarketing vor, sie wolle dem guten Zweck laut Etatplan 19 000 Euro Hallenmiete und Personalkosten vorenthalten.

Horn:

Die MTV Treubund Sportmarketing GmbH bedient sich einer vereinseigenen Anlage des MTV Treubund, die jährliche Betriebs- und Finanzierungskosten von 300 000 Euro hat. Dieser Betrag kann nicht allein durch Mitgliederbeiträge aufgebracht werden, sondern muss auch durch Veranstaltungen eingespielt werden. Das ist mit ein Hintergrund, vor dem wir von dem Handballevent einen Kostenausgleich von 9000 Euro erwarten. Weitere 5000 Euro haben wir in Planung gestellt, weil wir für die Veranstaltung über das ehrenamtliche Engagement von rund 80 Mitgliedern hinaus hauptamtlich Beschäftigte der Sportmarketing bis zum Abschluss der Veranstaltung einsetzen müssen. Diese Mitarbeiter stehen im Gehalt und können während dieser Zeit ihrer eigentlichen Tätigkeit nicht nachgehen. Es sind also nicht 19 000, sondern 14 000 Euro.

LR:

Könnte diese Arbeit nicht auch ehrenamtlich geleistet werden?

Horn:

Bei der Organisation eines Turniers dieser Größenordnung ist der Einsatz von jederzeit ansprechbaren, professionellen Mitarbeitern notwendig. Das ist über das Ehrenamt nicht zu leisten, weil ehrenamtliche Arbeit in der Freizeit geleistet wird, nicht während der beruflichen Tätigkeit. Außerdem gilt es, Fehlerquellen zu vermeiden, die der Organisation der Veranstaltung abträglich wären. Deshalb brauchen wir Profis. Unserer Kalkulation liegen 1000 Arbeitsstunden zugrunde, die die beiden Mitarbeiterinnen der Sportmarketing leisten. Davon werden wir aber nur 200 berechnen.

LR:

Dennoch: Wäre es nicht besser für das Image des Vereins, auf das Geld zu verzichten?

Horn:

Imagegewinn kann man nicht beziffern, sondern nur ideell bemessen. Uns entstehen hier aber faktische Kosten - und die sind zu berechnen. So gesehen ist ein Imagegewinn durch eine perfekt organisierte und ungestörte Veranstaltung besser.

LR:

Noch einmal nachgehakt. Steht die Halle im Sommer nicht ohnehin meist leer?

Horn:

Die Betriebs- und Finanzierungskosten entstehen das ganze Jahr über, unabhängig davon, welche Veranstaltungen gerade stattfinden. Wir haben die Geldsumme zu erwirtschaften.

LR:

Wie haben die Sponsoren reagiert?

Horn:

Wir haben verunsicherte Stimmen vernommen und Rückfragen gehabt. Zwei Sponsoren sind abgesprungen. Verlust: 5000 Euro. Ich hoffe, dass es dabei bleibt. Das wäre für alle, besonders aber für den guten Zweck der Veranstaltung wichtig.

LR:

Und was haben die beteiligten Klubs gesagt?

Horn:

Die Vereine haben etwas irritiert nachgefragt. Wir haben ihnen aber unsere Position verdeutlicht und immer gesagt, dass das Turnier stattfindet und der gute Zweck bleibt.

LR:

Herr Braun hat den Stein ins Rollen gebracht, indem er mit dem Vorwurf der "Abzocke" an die Öffentlichkeit gegangen ist. Warum war er ausgebootet worden?

Horn:

Der am 17. April geschlossene Vertrag definierte die notwendigen Aufgabenverteilungen, auch die konkreten Aufgaben des Turnierdirektors. Herr Braun hat sich an diese Aufgabenverteilung nicht gehalten. Daraufhin wurde der Vertrag am 18. Mai aus wichtigem Grund gekündigt. Zu den in der Kündigung aufgeführten Gründen zählen: Kontaktaufnahme mit Dritten außerhalb seines vertraglich festgelegten Aufgabenbereichs, ohne den Veranstalter vorab zu informieren sowie nicht akzeptabler Umgang mit Sponsoren. Außerdem: Kontaktaufnahme mit der Landesstiftung per Email, in der der Veranstalter beschimpft und im Außenverhältnis verunglimpft wird. Das ist eine gezielte Provokation und eine inakzeptable Brüskierung des mit dieser Aufgabe Betrauten. Damit hat er gegen die sich aus dem geschlossenen Vertrag ergebende Treuepflicht grob verstoßen.