Es waren diese ausgepowerte Zufriedenheit und müde Heiterkeit, die im Sportzentrum in Deutsch Evern lange Zeit die Stimmung prägten.

Lüneburg - Unten, auf der Wiese, hatten es sich viele der im Ziel angekommenen Radfahrer bequem gemacht, die Spezialschuhe aufgeschnallt, Handschuhe und Helme beiseite gelegt und den Reißverschluss des Trikots aufgezogen. In der Sonne ließen sie den Schweiß trocknen, bevor sie später die Duschen aufsuchten. Bei der großen Rad-Touren-Fahrt "Rund um Lüneburg", gemeinsam von den Pedaltretern des Radsportclubs und des VfL Lüneburg organisiert, waren fast alle Teilnehmer an der familienfreundlichen Rundfahrt über 43 Kilometer und auch viele, die den 81 Kilometer langen Rundkurs gewählt hatten, bereits im Ziel. Oben, im ersten Stock des Sportzentrums, wo Cheforganisator Olaf Kurbach die Startnummern einsammelte, meldeten sich gerade der schweißtropfende Muskelmann Lars Eckart aus Tornesch und der schmale Malte Bergeest aus Hittfeld zurück. Die beiden hatten als erste die 120-Kilometer-Strecke mit dem teuflischen Anstieg auf den Kniepenberg am Elbufer hinter sich gebracht.

Als Lars Eckart und Malte Bergeeest gerade ihre Startnummern abgeben wollten, wurde Olaf Kurbach von Klingeln seines mobilen Telefons abgelenkt. "Was, ein Unfall?", fragte er in sein Handy. "Wo? Kurz vor der Verpflegungsstelle bei Metzingen. Ich schicke jemand zu Euch." Es war an diesem Tag die erste Notfallmeldung, die in der Zentrale der vorbildlich organisierten Radtour ankam. Niemand ahnte, welches Drama sich auf der Strecke ereignet hatte.

Es war auf dem längsten Rundkurs, der 153-Kilometer-Strecke, die bis nach Hitzacker führte. Zwischen Kalasse und Schmessau gibt es keine kurze Abfahrt. Ein 69 Jahre alter Mann aus Hermannsburg bei Celle fuhr über eine Welle im Asphalt, die von einer Baumwurzel aufgeworfen war. Der Mann verlor die Kontrolle über sein Rad und stürzte, schlug mit dem Kopf auf die Straße. Obwohl er einen Schutzhelm trug, blieb der Radsportler reglos liegen. Alle Bemühungen blieben vergeblich. Der Gestürzte konnte nicht ins Leben zurückgeholt werden.

"Es waren noch drei weitere Fahrer in den Sturz verwickelt", berichtete Reinhold Pumpe, der Chef der VfL-Radsportler, der als Erster vom Organisationsstab an der Unfallstelle eintraf. "Nur einer wurde von den eingetroffenen Sanitätern verbunden. Den Mann habe ich mit meinem Auto zurück zur Meldestelle gebracht", sagte er. Bei den Veranstaltern hatte sich kein mitgereister Sportkollege, Freund oder Verwandter von dem tödlich Verunglückten gemeldet. "Wir haben der Polizei nur seinen Namen aus der Meldeliste bekannt geben können", bestätigte Olaf Kurbach.

Näheres über den 69-jährigen hatten die Ausrichter der Radtour "Rund um Lüneburg" auch am Dienstag noch nicht herausfinden können. "Ich bin bemüht, Kontakt zu den Hinterbliebenen aufzunehmen", bestätigte Stefan Enzl, der Vorsitzende des Radsportclubs Lüneburg. Die überwiegende Zahl der mehr als 800 Teilnehmer hatte von dem tragischen Geschehen vor Ort nichts mitbekommen, weil viele schon auf dem Weg nach Hause waren, ehe der Tod auf der Strecke beim Start und Ziel in Deutsch Evern bekannt wurde. (nos)