Jörg Harder steht seit März in der Verantwortung beim FC Hansa Lüneburg. Im Interview steht er Rede und Antwort.

Lüneburger Rundschau:

Bei Ihrer Wahl zum Vereinsvize stießen Sie nicht auf besonders breite Zustimmung.

Harder:

So ist das nun mal - viel Amt, wenig Ehr'. Gewundert habe ich mich vor zwei Monaten aber nicht über die Ablehnung, die aus einer bestimmten Ecke kam - nämlich von der ersten Mannschaft. Das war wohl dem gespannten Verhältnis geschuldet, das ich zum ehemaligen Teammanager Christos Dovas hatte.

LR:

Sie gelten als "Poltergeist". Wie sehen Sie sich?

Harder:

Als treuen Vereinssoldaten, der seit 28 Jahren - die LSK-Zeit eingerechnet - im Klub ist und intern immer klar seine Meinung sagt. Im Leistungsfußball kannst du nun mal nicht viele Freunde haben. Irgendjemand will dir immer ans Bein pinkeln. Mein Ziel ist es, die Sache voranzubringen. Das geht aber nicht, wenn man nur durch die Gegend läuft und sich dauernd auf die Schulter klopfen lässt. Ich will dazu beitragen, dass der Spitzenfußball in Lüneburg nach 40, 50 Jahren nicht von der Bildfläche verschwindet. Mit Breitensport darf man sich hier nicht zufrieden geben.

LR:

Hat Ihr Engagement auch eine emotionale Seite?

Harder:

Ja, natürlich. Ich habe von der F- bis zur A-Jugend für den LSK gespielt, war ab 1991 in allen möglichen Variationen in die Jugendarbeit involviert. Und dann ist da noch die familiäre Vorbelastung: Nach meinem Opa Hellmuth und meinem Vater Manfred bin ich schon der dritte Harder in einer Führungsposition im Verein.

LR:

Sie haben es besonders schwer - bei der Sponsorensuche beispielsweise, oder?

Harder:

Stimmt. Aber das liegt an den Versäumnissen in der Vergangenheit. Man kann von uns nicht erwarten, dass wir in fünf Wochen die Arbeit von fünf Jahren machen. Aber es tut sich etwas. Wir sind mit zwei Personen gestartet, jetzt sind wir 30. Es ist uns gelungen, in kürzester Zeit Strukturen aufzubauen. Ganz wichtig: Wir haben mit den auf Provisionsbasis tätigen Mirco Zurek und Sascha Nießen eine Marketingabteilung gebildet. Denn klar ist: Nebenher ist diese Arbeit nicht zu leisten.

LR:

Wie ist der Stand der Dinge?

Harder:

Es gibt erste erfolgreiche Meldungen, positive Signale aus der Wirtschaft und weitere Kontakte, die hoffen lassen, dass sich gewisse Dinge erschließen.

LR:

Sind Sie nicht spät dran, um die Weichen für die nächste Saison zu stellen?

Harder:

Ganz ehrlich: Uns fehlen drei bis sechs Monate. Aber da müssen wir durch. Sehen wir es positiv: Wir können zufrieden sein, innerhalb so kurzer Zeit ein so gutes Führungsteam aufgestellt zu haben.

LR:

Das schießt aber keine Tore. Welches sportliche Ziel hat Hansa?

Harder:

Wir sind in der Pflicht, in der Saison 2009/2010 eine Mannschaft aufs Feld zu schicken, die die Qualifikation für die eingleisige Oberliga schaffen kann - schließlich wollen wir nicht als Karstadt 08 auflaufen. Im Übrigen haben wir den Vorteil, dass es durch die Qualifikation im nächsten Jahr um etwas geht. Erreichen wir unser Ziel, locken Gegner wie SV Meppen oder VfB Oldenburg. Deshalb glaube ich, dass ein Großteil unserer Spieler Lust hat zu bleiben.

LR:

Viele sind frustriert, weil Abmachungen gebrochen wurden.

Harder:

Klar ist, dass wir in Zukunft keine hanebüchenen Versprechungen machen werden. Wir versprechen nur das, was wir halten können.

Interview: Volker Stahl