Nachwuchs fordert die Profis. 153 Pferde am Start der Vielseitigkeitsprüfung bedeuten einen neuen Rekord.

Luhmühlen

Dort, wo in der Westergellersener Heide aus dem Getränkestand die Plastikbecher gereicht wurden, hatten die Zuschauer den besten Überblick. Links von ihnen, an einem Birkenwald, war der Start für die Geländeprüfung aufgebaut. Von hier galoppierten die Vielseitigkeitsreiter über eine grüne Wiese, ritten im großen Bogen in den Wald, waren in der Ferne an zwei Teichen zu beobachten, tauchten noch mal am Horizont auf, um dann zurück auf der Wiese das letzte der 21 Hindernisse zu nehmen.

Für den Pferdezucht- und Reitverein Luhmühlen ist es Tradition, im Mai zu einer Vielseitigkeitsprüfung der Klasse A einzuladen. Und die hat sich zu einem Großereignis für die Lehrlinge in diesem Sport entwickelt. Da war die große Schar junger Mädchen, zum Teil von weit angereist, um sich bei dieser E-Prüfung Sporen zu verdienen. "Es ist dieses Gelände mit den langen Galoppaden, das so ideal für junge Reiter und für junge Pferde ist. Außerdem treten die Jugendlichen bei diesem Turnier mit erfahrenen Profis in den Wettstreit", sagte Mareike Leers, Hamburger Verbandstrainerin für den Vielseitigkeits-Nachwuchs.

199 Nennungen waren für den Vielseitigkeits-Tag abgegeben worden, am Ende waren 153 Pferde am Start. "Ich bin seit 14 Jahren dabei", sagte Daniela Guhse, die fleißige Seele auf der Geschäfts- und der Meldestelle, "das war diesmal absoluter Rekord." Und damit ein weiterer Beweis für den Aufschwung der Vielseitigkeitsreiterei. "Hier an der Basis spüren wir den Schub, der durch die Goldmedaillen bei Olympia in unseren Sport gekommen ist", bestätigte Elmar Lesch, der zurzeit mehr als 30 Pferde in der Ausbildung hat.

"Gestartet ist die Nummer 60", weht die Stimme von Monika Poppner aus den Lautsprechern über die Heidelandschaft. "Elmar Lesch mit Fair game". Die blonde Frau am Mikrofon, so etwas wie die Stimme Luhmühlens, war im Dauerstress. Mit ihren Ansagen sorgte sie dafür, dass die wandernden Zuschauer im Gelände den Überblick behielten. Nach dem Profi Elmar Lesch ging Annika Horn, Schülerin aus Hamburg, auf die Strecke. Ihr Pferd Rambling Rector ist in England ausgebildet worden.

Bereits morgens um sieben Uhr hatten die Dressurprüfungen begonnen - auf vier Dressurvierecken gleichzeitig. Danach die Springprüfung. Von 12 Uhr an wurden die Reiter auf die 2800 Meter lange Strecke ins Gelände geschickt. Gegen 19 Uhr war der letzte Reiter im Ziel - Elmar Lesch mit Hilton.

In die Siegerliste der Abteilung vier hatte sich der Mann aus Bavendorf mit einem weiteren Pferd, mit dem Hengst Herzog, eingetragen. "Der ist sechs Jahre alt, gehört einem Züchter im Rheinland und ist seit Anfang des Jahres bei uns in der Ausbildung." Das heißt für einen so jungen vierbeinigen Sportler: meist zwei Trainingseinheiten am Tag. Eine Stunde Reiten mit leichten Sprüngen, dann Konditionstraining und Gymnastik.

Auch Mareike Guhse, die Tochter von Daniela Guhse reitet inzwischen wieder täglich. Die 23-Jährige hatte während ihres Studiums vier Jahre Pause gemacht. Mit Largo gewann sie die A-Prüfung in der ersten Abteilung. Das Pferd gehört Nele Römer aus Salzhausen, die als Nele Hagener in Sydney für Deutschland geritten war. Zur Zeit steigt sie allerdings nicht in den Sattel, denn sie erwartet ein Baby.