Weltmeister übernimmt Führung in der Meßmer Trophy bei Vielseitigkeit. Heute ist in Luhmühlen Dressurtag in der Vier-Sterne-Prüfung.

Luhmühlen. Eines hat der erste Tag der Vielseitigkeit in Luhmühlen gezeigt: Die Wettkämpfe im Vorfeld der Olympischen Spiele in London sind spannender denn je. Das hat schon der Start im Dressurviereck in der Meßmer Trophy ergeben, der Drei-Sterne-Prüfung, bei der am Sonntag der neue deutsche Meister gekürt wird. Michael Jung, der amtierende Welt- und Europameister aus Horb, hat mit Halunke die erste Duftmarke gesetzt, führte lange mit 34,20 Strafpunkten das Feld der 43 Reiter an. Bis das Ehepaar Ostholt kam. Frank Ostholt aus Warendorf setzte sich mit Little Paint und 32,80 Punkten an die Spitze. Platz zwei erkämpfte sich Ehefrau Sara Algotsson-Ostholt mit Wega. Die Schwedin erzielte 34,00 Punkte. Abgerechnet wird aber erst zum Schluss. Als letzter Starter ritt Michael Jung mit seinem zweiten Pferd Weidezaunprofi's River of Joy in das Viereck und übernahm mit der Traumnote 27,80 Strafpunkte die Führung in der Drei-Sterne-Prüfung. Mit Halunke ist er Vierter.

Auf dem Wege vom Turnierplatz zur Geländestrecke, mitten in der Zeltstadt mit den vielen Verkaufsständen, haben die Organisatoren einen Wegweiser gepflanzt. Von hier aus, so ist zu lesen, sind es 6996 Kilometer bis Kentucky, dem Mekka der Vielseitigkeitsreiterei in den USA. Adelaide in Australien ist 15 531 Kilometer entfernt und das englische Badminton 895 Kilometer. Der Mittelpunkt der Reiterwelt aber, das ist Luhmühlen - zumindest an diesem Wochenende.

Als die weltweit schwierigste Prüfung im Vielseitigkeitssport wird in Luhmühlen die CCI (Concours Complet International) mit vier Sternen geritten. Allein für diese Prüfung haben 44 der besten Vielseitigkeitsreiter aus aller Welt mit ihren Spitzenpferden gemeldet. Die Geländeprüfung, spektakulärer Höhepunkt dieser "Krone der Reiterei", wie die Plakate rund um die Westergellerser Heide versprechen, beginnt am Sonnabend um 13.45 Uhr. Die Strecke ist 5700 Meter lang mit 30 Hindernissen und 44 Sprüngen. Die Hindernisse für die Vier-Sterne-Prüfung sind mit roten Fähnchen markiert.

Die Hindernisse mit blauen Fähnchen müssen bei der Meßmer Trophy überwunden werden. Dort ist die Strecke 3700 Meter lang, es gibt 26 Hindernisse und 36 Sprünge. Der erste Teilnehmer an der Drei-Sterne-Prüfung wird am Sonnabend um 10 Uhr auf die Strecke geschickt. Dabei hebt ein besonderes Jubiläum noch einmal die herausragende Stellung hervor, die sich das Heidedorf im Vielseitigkeitssport erarbeitet hat. Es ist die 25. deutsche Meisterschaft in Luhmühlen.

Am Sonnabend gegen 13 Uhr, zwischen den beiden Geländeprüfungen, wird es bewegende Momente auf dem Turnierplatz vor der Haupttribüne geben. Dann wird Hinrich Romeike, Doppel-Olympiasieger von Hongkong und Schirmherr in Luhmühlen, noch einmal mit seinem Marius an den Pferdefreunden vorbei galoppieren. Mit dem Applaus der Zuschauer wird Marius, dieses große Pferd des deutschen Vielseitigkeitssports, auf die Weiden in Nübbel bei Rendsburg verabschiedet. Natürlich stehen die Tage in Luhmühlen ganz im Zeichen der Olympischen Spiele in London. Die nicht so erfreuliche Seite dieser Verbindung verkündete Julia Otto, die Chefin der Turniergesellschaft, bei der Pressekonferenz vor dem Start als Erstes: "Nach Zara Phillips hat jetzt auch William Fox-Pitt abgesagt. Die beiden sind schon für das englische Olympia-Team nominiert und wollen sich zu Hause auf die Spiele vorbereiten." Zaras Vater, Captain Mark Phillips, auch Trainer des US-Olympia-Teams, ist in Luhmühlen seit Jahren für den Aufbau des Geländeparcours verantwortlich.

Für die nationale Elite geht es in Luhmühlen noch um die Flugtickets nach London. "Gesetzt ist bei uns noch keiner", betonte Bundestrainer Hans Melzer, "unsere fünf Olympiateilnehmer werden wir nach dem Turnier in Aachen benennen."

Lokalmatador Andreas Dibowski aus Döhle, Vorjahressieger der Vier-Sterne-Prüfung in Luhmühlen, setzt erstmals sein Zukunftspferd FRH Butts Avedon in der schwersten aller sportlichen Herausforderungen ein. Mit einer herausragenden Leistung könnten sich beide noch für London ins Gespräch bringen.