Luhmühlen präsentiert sich vor der Vier-Sterne-Prüfung, der deutschern Meisterschaft und der Europameisterschaft in neuem Gewand

Luhmühlen. Noch gehört Fantasie dazu, um sich vorzustellen, wie die Pferdesport-Freunde im neuen Luhmühlen empfangen werden. Und Rücksichtnahme auf die Handwerker, die den neuen Eingang pflastern. Wie zwei weit geöffnete Arme breitet sich der Eingangsbereich aus, in den die Kassen eingebaut sein werden. Vom weit ausholenden Dach ist das Gerippe der Holzbalken zu sehen. "Zum 12. Juni ist alles fertig", verspricht Roland Wörner, Geschäftsführer des Ausbildungszentrums Luhmühlen. Vier Tage später, am 16. Juni, kann die Welt des Vielseitigkeits-Sport kommen, begutachten, bewundern oder kritisieren, was hier für mehr als elf Millionen Euro neu, zweckmäßig und schöner entstanden ist.

Neugierig sind die Vielseitigkeitsreiter aus ganz Deutschland und halb Europa auf jeden Fall. "Allein für die Vier-Sterneprüfung haben wir mit 57 Reitern ein Rekord-Meldeergebnis", verkündet Julia Otto, Geschäftsführerin der Turnier-Gesellschaft Luhmühlen. "Und auch für die Drei-Sterne Prüfung der Milford Trophy, die diesmal ja als deutsche Meisterschaft ausgetragen wird, haben wir mit 53 Startern die Grenzen erreicht." Dabei ist dieses Traditionsturnier vom 16. bis 19. Juni mit deutscher Meisterschaft erst der Aufgalopp zum eigentlichen Höhepunkt fürs neue Luhmühlen. Seine Weltgeltung im modernen Vielseitigkeits-Sport wird das Heidedorf vom 24. bis 28. August endgültig festigen, wenn hier die Europameisterschaft ausgetragen wird.

Die Neugestaltung, verkündete Roland Wörner mit Stolz, umfasse die modernisierte Tribüne, das völlig neu errichtete Multifunktionsgebäude für Organisatoren, Richter und Presse, den Eingangsbereich und vor allem den Turnierplatz. Der wurde aufwendig zu einem reinen Sandplatz umgestaltet. Wie entscheidend das sein kann, erläuterte Olympiasieger Andreas Dibowski: "Im Vorjahr bei der deutschen Meisterschaft in Schenefeld hatte Regen den Dressurplatz so aufgeweicht, dass bei den letzten Starten die Hufe der Pferde im Matsch stecken blieben. Das benachteiligt die letzten Starter stark. Für uns Profireiter aber hängt doch auch der wirtschaftliche Erfolg von den Ergebnissen dieser wichtigsten Turniere ab. Für uns ist deshalb so wichtig, dass auf dem Sandplatz hier in Luhmühlen der erste und der letzte Reiter die gleichen Bedingungen vorfindet." Der neue Sandplatz war bei der A-Vielseitigkeit am 1. Mai getestet worden. Da hatte eine der Freizeitreiterinnen nach ihrer Dressur gejubelt: "Das ist ja, als wenn du mit deinem Pferd fliegen würdest."

Zu den baulichen Neuerungen gehört auch eine Open-Air-Bühne. Die mitfinanzierenden Kreise Harburg und Lüneburg hatten darauf bestanden. "Hier können Konzerte und andere Veranstaltungen mit bis zu 2500 Sitzplätzen oder bis zu 12 000 Stehplätzen organisiert werden", erläuterte der Chef des Ausbildungszentrums.

Aber neben all den komfortablen und repräsentativen Neubauten, das Wichtigste, auch für die Besucher, bleibt der Geländeritt. Ob denn hier für die E.on-Viersterneprüfung und die Milford Trophy auch alles neu gestaltet wurde? "Nein", antwortet Captain Mark Phillips, seit Jahren Kurs-Designer in Luhmühlen. "Dafür haben wir erst einmal nur Details verändert. Ein stark veränderter und erneuerte Geländekurs wird für die EM im August angelegt". Das muss auch so sein, damit nicht die bundesdeutsche Vielseitigkeits-Elite die neu angeordneten und aufgebauten Hindernisse für die EM vorher studieren könnte.

"Wir werden hier einen Kurs mit hohem, rasantem Tempo erleben", verspricht Rüdiger Schwarz, der Technische Delegierte des Weltverbandes aus Warendorf, der mit Mark Philipps eng zusammen arbeitet und im nächsten Jahr dessen Aufgabe in Luhmühlen übernimmt. "Die Hindernisse sind räumlich enger zusammen gefasst. Vorteil für die Zuschauer ist, dass sie nicht so viel und so weit laufen müssen."

An den fünf Hauptpunkten im Gelände, wo die meisten Sprünge zu verfolgen sind, werden Verpflegungszelte für die Besucher stehen. Die Buschreiter haben es längst verstanden, ihren Sport moderner und vorteilhafter für die Zuschauer zu präsentieren. Auch das macht diesen Sport, der Jahrzehnte im Schatten der Springreiter und auch der Dressur stand, immer beliebter und populärer. "Das Lobenswerte an dem neuen Luhmühlen ist, dass hier von Grund auf wirklich alles neu angelegt wurde", sagt Andreas Dibowski, seit vielen Jahren der Lokalmatador. "Es wurden eben keine Kompromisse gemacht, die am Ende mehr verwässert hätten."

Die deutsche Meisterschaft und die Vier-Sterne-Prüfung im Juni werden für die Bundestrainer Hans Melzer und entscheidende Kriterien dafür sein, welche zwölf Reiter im August für Deutschland um die EM kämpfen dürfen. "Die Auswahl an sehr guten Reitern und sehr guten Pferden ist bei uns inzwischen so groß", so Hans Melzer bei dem Pressegespräch. "Da kann ich ihnen keine Favoriten für die deutsche Meisterschaft nennen". Für die Bundestrainer ist das eine komfortable Situation, die aber auch ihre Auswahl für die EM-Equipe erschwert.