Internationales Radrennen zum zweiten Mal nach 2009 aus finanziellen Gründen abgesagt . Udo Krapf hofft für 2012 auf Umdenken aller Beteiligten

Buchholz. Eines sollte man sich in die Erinnerung rufen, wenn man nach der Zukunft des großen Radrennens in Buchholz fragt. In den mehr als zwei Jahrzehnten, in denen dieses internationale Rundstreckenrennen den sportlichen Höhepunkt des Jahres darstellte, konnten die zehntausende Zuschauer insgesamt elf Olympiasieger hautnah miterleben, dazu 35 Weltmeister, zehn Europameister und nicht weniger als 130 Landesmeister der großen Radsport-Nationen.

Die eigentliche Frage ist also: Können es sich die Stadt, die Geschäftswelt und letztlich der gesamte Sport leisten, ein solches Pfund aus der Hand zu geben? Der Große Preis von Buchholz, traditionell am Himmelfahrtstag in der Bremer Straße gestartet, wurde für dieses Jahr abgesagt. Und das bereits zum zweiten Mal. Denn auch 2009 hatte Udo Krapf, der Initiator und Motor dieses populären Rad-Spektakels, voll auf die Bremse treten müssen. Der Grund ist im Kern der gleiche geblieben: es fehlt am Geld.

"Als wir den Renntag im vergangenen Jahr wieder gestartet haben, waren die Probleme noch größer geworden", so der Mann, der seit mehr als 20 Jahren soviel Arbeit, so viel Nerven und so viel Herzblut in diese Veranstaltung investiert hat. "Im März 2010 hatte ich noch immer nicht das notwendige Geld für das Rennen zwei Monate später zusammen", blickt Krapf zurück, "da habe ich mir geschworen: wenn du im Winter 2011 nicht mindestens 50 000 Euro an Sponsorengelder zusammen hast, wirst du die Reißleine ziehen." Genau so ist es gekommen.

Die Gründe, warum Unternehmer und Geschäftsleute sich vom Radsport und vom Großen Preis zurückgezogen haben, sind ausführlich diskutiert. Die vielen Doping-Skandale, das bekam Udo Krapf auch diesmal wieder zu hören, wenn er bei Sponsoren vorstellig wurde. Ob nicht so mancher Firmenchef das Dopingargument nicht auch nutze, weil er ohnehin Ausgaben für Werbung und Imagepflege eindämpfen wollte, ist eine andere Frage.

Tatsache ist, wie in kaum einem anderen Land, wird bei uns der Radsport als Sündenfall des Dopingzeitalters verteufelt. So musste nicht nur Buchholz abgesagt werden, sondern auch die Sachsen-Rundfahrt, die Main-Frankfurt-Tour, die Münsterland-Rundfahrt und noch mehr. Es gibt allerdings auch eine andere Entwicklung. "Die Stadt Bad Homburg finanziert ein Rundstrecken-Rennen, vergleichbar mit dem großen Preis von Buchholz", berichtet Udo Krapf. "Die geben das Geld aus, weil sie wissen, dass eine solche Veranstaltung noch immer eine hervorragende Imagepflege für eine Stadt ist."

Auch in Buchholz wissen das Bürgermeister Wilfried Geiger und die schwarz-gelbe Mehrheit im Rat. Sie waren bereit, den Großen Preis erstmals auch finanziell zu unterstützen. "Leider hätte es trotzdem nicht gereicht", musste Udo Krapf einsehen, als er die zugesagten Sponsorengelder addierte. "Was ich bei allem am meisten bedauere: ein solches Rennen mit Olympiasiegern und Weltmeistern ist ein mächtiger Motivations-Schub für den Nachwuchs. Wir hatten hier oft mehr Schüler und Jugendliche am Start, als der Hamburger Verband überhaupt Mitglieder hat. Das würde doch auch alles zusammenbrechen."

Ob er im nächsten Herbst noch einmal einen Versuch startet, den Großen Preis von Buchholz erneut anzuschieben? "Noch klingt der guter Ruf nach, den wir uns in mehr als 20 Jahren erarbeit haben", weiß Krapf. "Diese zweite Absage macht einen Neustart auch nicht einfacher. Aber vielleicht erkennen maßgebende Leute doch, was der Stadt und was dem Sport verloren geht. Für das nächste Jahr werde ich es auf jeden Fall noch einmal versuchen."