Es drohen 140 Absagen, wenn keine Lösung gefunden wird. Die Hoffnung ruht auf einer Gewerbeimmobilie, die zur Kita ausgebaut werden soll – doch das ist erst zum Sommer 2015 möglich und sehr teuer.

Halstenbek/Rellingen. Während viele Fußballfans mit der deutschen Mannschaft um den Einzug ins Viertelfinale der Weltmeisterschaft in Brasilien bangten, ging es am Montagabend auch in Halstenbek um ein wichtiges Fortkommen. Doch am Ende einer schnell einberufenen Sondersitzung des Schul- und Finanzausschusses sowie einer Gemeinderatssitzung steht allein fest, dass die Zitterpartie um genügend Kita-Plätze in der Gemeinde weitergeht. Zahlreiche Eltern haben für das kommende Kindergartenjahr keinen Betreuungsplatz erhalten. Alle Kitas sind voll, der Bedarf ist enorm. Laut Verwaltung stehen insgesamt 140 Absagen im Raum, wenn nicht schnell eine Lösung gefunden wird. Vielen Betroffenen steht der Platz zu, es droht eine Klagewelle.

Die große Hoffnung ruht auf einer Gewerbeimmobilie am Krupunder See. Die ehemalige Maschinenfabrik steht seit dem Umzug der Firma Groth nach Schenefeld leer. Die Idee der Grünen, die Gewerbeimmobilie anzumieten und in einen Kindergarten zu verwandeln, stieß bei allen Parteien auf eine positive Resonanz. 90 Elementarplätze sollten hier schnell geschaffen werden, möglichst noch Ende dieses, spätestens Anfang des kommenden Jahres. Doch seit Montag ist dieser Zeitplan ins Wanken geraten. Laut Abendblatt-Informationen geht der von der Gemeinde beauftragte Architekt, der den Mitgliedern des Schul- und Finanzausschusses hinter verschlossenen Türen Rede und Antwort stand, von einer Fertigstellung erst im Sommer aus, somit also zum Start des nächsten Kita-Jahres. Auch bei den geschätzten Kosten von rund zwei Millionen Euro für den Umbau mussten die Politiker durchatmen. Hinzu kamen noch die Mietkosten für die Immobilie, die für 25 Jahre gepachtet werden soll. Ob sich das am Ende für die Gemeinde rechnet, soll eine Wirtschaftlichkeitsberechnung zeigen.

Denn obwohl die ersten Einschätzungen zum Umbauprojekt eher finster waren, gaben die Kommunalpolitiker am Montagabend grünes Licht für weitere Verhandlungen der Gemeinde mit dem Eigentümer der Immobilie. Ziel ist es, dass er den Umbau übernimmt und die Kosten auf die Miete umgelegt werden. Davon erhofft man sich eine schnellere Realisierung, weil die Gemeinde als öffentlicher Träger an andere Vorgaben bei der Bauausschreibung gebunden ist.

Allerdings setzten die Halstenbeker dabei nicht nur auf die Lösung in der Groth-Immobilie am Krupunder See. Die Verwaltung wurde auf Antrag der SPD zudem beauftragt, gleichzeitig die bereits begonnen Kaufverhandlungen mit Eigentümern über geeignete Grundstücke für einen Kita-Neubau fortzuführen. Das Problem: auch diese Variante kostet vor allem Zeit, die die Eltern nicht mehr haben. Um den nötigen Bebauungsplan für den Kita-Bau zu ändern, würden laut Verwaltung allein sechs Monate vergehen. „Wir können die Schwierigkeiten und auch die Verärgerung der dringend auf einen Kitaplatz wartenden Eltern sehr gut nachempfinden. Nachdem die Verwaltung lange Zeit den Bedarf an Elementarplätzen viel zu niedrig berechnet hat, sind Politiker und Verwaltung in der Pflicht, diesen Mangel möglichst schnell zu beheben“, verspricht SPD-Fraktionschef Christoph Bittner. Eine Lösung müsse schnell her, aber auch wirtschaftlich vertretbar sein.

Bis zu einer endgültigen Entscheidung, ob die Gewerbeimmobilie jetzt als Kita taugt oder ob doch ein Neubau auf einem neuen Grundstück entsteht, wird auch der Plan weiterverfolgt, im ehemaligen Jugendzentrum A23 übergangsweise Raum für 30 Elementarplätze zu schaffen. „Wir werden parallel an mehreren Fronten arbeiten und alle Hebel in Bewegung setzen, um schnell eine Lösung zu präsentieren“, sagt Uwe Grünefeldt, als Sprecher der Halstenbeker Verwaltung, die jetzt in die Verhandlungsergebnisse liefern muss. Die kommen dann auch umgehend auf den Tisch. Die Kommunalpolitiker entschieden am Montag zur Schaffung der dringend benötigten Kitaplätze notfalls während der politischen Sommerpause Sondersitzungen einzuberufen.

Während in Halstenbek Politiker und Verwaltung nach Lösungen fahnden, die Plätze knapp und die Eltern verzweifelt sind, sieht es in der angrenzenden Gemeinde Rellingen besser aus – eine neu gebaute Kita und viele Kinder, die in die Schule gewechselt sind, machen es möglich. Die Verwaltung gleicht derzeit die Wartelisten ab. In der kommenden Woche soll klar sein, wie viele Plätze genau frei sind. „Wir haben freie Plätze im Matthäus- und Lukas-Kindergarten“, sagt Lennart Berndt, Pastor in der Evangelisch Lutherischen Kirchengemeinde Rellingen. Beide Einrichtungen könnten Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren aufnehmen, wenn es von den Gemeinden gewollt ist. Rellingens Bürgermeisterin Anja Radtke dazu: „Wenn unsere Rellinger Eltern versorgt sind, wäre es Unsinn Plätze nicht zu vergeben.“