Eltern in Sorge: Die Ehefrau eines NPD-Politikers will weiter als Erzieherin arbeiten. Viele Kinder könnten der Kita am Marienplatz bald den Rücken kehren.

Lüneburg. Einsam könnte es bald in der Lüneburger Kita am Marienplatz werden. Zahlreiche Eltern haben angekündigt, ihre Kinder aus der städtischen Einrichtung zu nehmen, sollte die Erzieherin Birkhild T. ihren Dienst wieder antreten. Die Frau aus Lübtheen ist mit einem NPD-Politiker verheiratet. Die Eltern vertrauen ihr nicht.

"Wir denken, dass ein Mensch mit einem rechtsradikalen Weltbild nicht die demokratischen Werte laut Kindertagesstättengesetz vermitteln kann", sagte ein Vater, 44, am Rande einer Informationsveranstaltung am Donnerstagabend, zu der die Elterninitiative "Wir gegen rechts" gemeinsam mit der Antifaschistischen Aktion Lüneburg-Uelzen eingeladen hatte.

Dass sie ein rechtsradikales Weltbild besitzt, bestreitet die Erzieherin jedoch. Hintergrund: Im August 2010 wird öffentlich, dass Birkhild T. Verbindungen zur rechtsradikalen Szene haben soll. Die Stadtverwaltung stellt die Mitarbeiterin vom Dienst frei. Kurze Zeit später meldet sich die mehrfache Mutter krank. In einem Gespräch mit dem Oberbürgermeister wehrt sich die Frau gegen den Vorwurf einer rechtsextremen Gesinnung. Als die Rathausspitze ihr die Versetzung in die Verwaltung anbietet, klagt sie und bekommt Recht.

"An der eindeutigen Rechtslage hat sich nichts geändert: Das Arbeitsgericht hat entschieden, dass die Mitarbeiterin ein Anrecht darauf hat, bei der Stadt als Erzieherin beschäftigt zu werden", sagt Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD), der selbst nicht an der Veranstaltung teilnahm. "Wir sind Recht und Gesetz verpflichtet und müssen uns daran halten. Die Mitarbeiterin war längere Zeit krankgeschrieben und hat sich noch nicht wieder zurückgemeldet. Wenn sie in den Dienst zurückkehrt, werden wir mit ihr Wiedereingliederungs- und Fortbildungsmaßnahmen vereinbaren."

Nach Informationen von Mitgliedern der Elterninitiative ist Birkhild T. nicht mehr krank geschrieben. Mittlerweile hat auch ein Gespräch zwischen Erzieherin, Vertretern der Stadtverwaltung und Eltern stattgefunden. "Mir fehlte die Ergebnisoffenheit", sagte ein Vater im Anschluss. "Wir haben gehofft, dass die Stadt ihre Meinung überdenkt, aber das schien von vornherein ausgeschlossen."

Bereits im Oktober vorigen Jahres hatte die Elterninitiative mit einem Streiktag ihre Meinung zur Rückkehr der Erzieherin kund getan. Elf von 66 Kindern seien an diesem Ferientag in der Kita gewesen, berichten Eltern, die anderen fehlten. Das Signal ist klar: Die meisten der Mütter und Väter wollen ihre Kinder nicht von Birkhild T. betreuen lassen. "Wir haben kein Vertrauen", sagte ein Vater, 31. "Wir wissen nicht, was passiert. Und die Kinder können nicht herausfiltern, was gut ist und was falsch." Es reiche ja schon, wenn sie auf ein Kind mit ausländischen Wurzeln anders reagiert als auf ein anderes. Oder wenn die Kinder sie mögen, Jahre später vielleicht bei einer NPD-Veranstaltung sehen und dann sagen, die seien doch gar nicht so schlimm.

"Wir melden unser Kind ab", sagten viele auf die Frage, was sie denn tun wollen, wenn die Erzieherin wieder in der Kita arbeitet. Es gibt Ideen für eine private Betreuung in den Räumen einer Kirchengemeinde. "Wir haben Erzieher, Lehrer und Sozialpädagogen in der Elternschaft", sagte ein Vater. Einige Monate könnten sie überbrücken.

Hätte er gewusst, dass Birkhild T. zurück an den Marienplatz kommen könnte, hätte ein 42-Jähriger seine Tochter gar nicht erst angemeldet. "Damals hieß es, sie käme nicht zurück. Wenn das doch der Fall ist, nehmen wir unser Kind raus. Aber erst einmal kämpfen wir weiter dafür, dass sie nicht wiederkommt."

Von der Stadt fühlen sich die Eltern in ihren Sorgen nicht ernst genommen. Mitveranstalter Olaf Meyer von der Antifaschistischen Aktion hofft, dass es nun doch noch zu einem "konstruktiven Dialog" mit der Stadtverwaltung kommt. "Wir müssen Neonazis aus pädagogischen Berufen fernhalten. Was hier passiert, ist kein Zufall."