Beim Diabetikertag in Winsen informierten Ärzte über die Zucker-Krankheit, an der inzwischen rund sieben Millionen Deutsche leiden.

Winsen. Von der Volkskrankheit Diabetes sind etwa sieben Millionen Deutsche betroffen, und auch in Winsen zieht das Thema viele Leute an. Beim achten Diabetikertag am vergangenen Sonnabend strömten zahlreiche Besucher zu den Informationsveranstaltungen und Ständen im und am Krankenhaus. In den vergangenen Jahren seien im Durchschnitt 600 bis 800 Frauen und Männer gekommen, schätzt Margarete Heitmann, Diabetesberaterin am Krankenhaus Winsen und Hauptorganisatorin des Diabetikertags. Auch diesmal ist die Cafeteria, in der die Vorträge gehalten werden, bereits am frühen Nachmittag gut gefüllt.

Dabei ist der Diabetikertag an dem Krankenhaus kein Zufallsprodukt. Angefangen vor 16 Jahren mit einem Tag der offenen Tür, hat sich eine Informationsveranstaltung entwickelt, die sich alle zwei Jahre vor allem an die zahlreichen Patienten der Diabetesschwerpunktpraxis richtet. Seit August 2007 betreibt Matthias Saß, Facharzt für Innere Medizin und Diabetologie, auf dem Krankenhausgelände diese Praxis, die mit dem Klinikbetrieb kooperiert.

"Das Besondere ist die enge Verknüpfung auch mit den anderen medizinischen Fachrichtungen", sagt er. Denn die Patienten können nicht nur ohne großen Aufwand von der Behandlung in seiner Praxis ins Krankenhaus wechseln und andersherum. Es gibt ebenfalls eine Kooperation mit den Praxen anderer Mediziner, die Folgeerkrankungen von Diabetes behandeln. Dazu zählen Ärzte für Augenkrankheiten und Nieren- und Gefäßspezialisten, die alle im Ärztenetz "elan" der Region Luhe, Elbe, Nordheide vertreten sind.

Als weitere Besonderheit nennt Saß die Zusammenarbeit mit der Chirurgie-Abteilung im Krankenhaus, deren Ärzte bei sehr adipösen Diabetikern sogenannte Magen-Bypass-OPs vornehmen. Diese Operation bewirkt, dass der Patient kein Insulin mehr braucht, weil der Magen dauerhaft oder vorübergehend verkleinert wird.

"Wir behandeln Patienten aller Altersgruppen und aller unterschiedlichen Diabetes-Typen", sagt Saß und macht zugleich deutlich, dass die Zahl der Betroffenen immer weiter steigt. 3000 Patienten kämen im Durchschnitt pro Quartal in seine Praxis, schätzt er. Die Altersgruppen seien bunt gemischt und verlören auch immer mehr ihre jeweilige Zuordnung zu den Diabetes-Typen. Hieß es früher etwa, an Typ 2 würden vor allem ältere Menschen erkranken, kämen mittlerweile auch viele Jüngere mit dieser Diagnose zu ihm. Andersherum können auch Ältere am Typ 1 erkranken. Weil die Zahl der Betroffenen immer größer wird, hat Saß zum einen seit April einen Kollegen, Frank Everding, in seine Praxis aufgenommen. Zum anderen zieht er im Oktober in neue Räume direkt gegenüber dem Krankenhaus, um die Patienten noch besser behandeln zu können. Statt auf 100 Quadratmetern gibt es dann auf 300 Quadratmetern beispielsweise Möglichkeiten für die Behandlung von Fußwunden und spezielle Schulungsräume.

"Letztlich sind es immer die Lebensbedingungen, die Diabetes auslösen", sagt der Facharzt und meint damit vor allem zu wenig Bewegung und ungesundes Essen. Dementsprechend könne man Diabetes, zumindest Typ 2, mithilfe einer gesunden Lebensweise zurückdrängen. Die Ernährungstherapie bezeichnet Saß deshalb als Grundlage der Behandlung. "Wenn der Patient dann noch vernünftig mitarbeitet, kann es gelingen." Dennoch komme es vor, dass Diabetes erneut auftrete.

Welche Möglichkeiten es gibt, mit der Krankheit im Alltag leben zu können, erfuhren die Besucher beim Diabetikertag an zahlreichen Stationen und Infoständen. Wilfried Preuß aus Harburg ließ sich etwa von Reiner Schumacher, Inhaber des gleichnamigen Orthopädie- und Schuhtechnik-Geschäfts in Harburg, spezielle Schuhe zeigen, die einen sogenannten diabetischen Fuß verhindern können. "25 Prozent der Diabetiker bekommen im Laufe ihres Lebens ein Fußproblem", berichtet Schumacher. Dahinter verbergen sich unter anderem Wunden am Unterschenkel oder Fuß, die aufgrund von Durchblutungsstörungen oder einem verminderten Schmerzempfinden nicht heilen und zu tiefen Hautgeschwüren werden. In der Folge können Amputationen notwendig sein.

Wilfried Preuß, seit zwölf Jahren Diabetiker, hat diese Symptome an seinen Füßen zwar nicht, will aber sicherheitshalber sein Gefährdungspotenzial vom Fachmann messen lassen. Dafür sei der Diabetikertag die ideale Gelegenheit, die er schon in den vergangenen Jahren genutzt habe. "Durch ein spezielles Schuhbett kann man die Gefährdung für eine Fußerkrankung reduzieren und so das Risiko von Amputationen senken", sagt Schumacher. Er betont aber zugleich, dass er nur nach Absprache mit den Ärzten arbeitet.