Zehn Jahre Gründungsmanagement an der Leuphana Universität. Die Studentin Charlotte Geyer aus Hamburg hat es erfolgreich genutzt.

Lüneburg. Seit zehn Jahren besitzt die Leuphana Universität in Lüneburg einen eigenen Lehrstuhl für Gründungsmanagement. Inhaber der Stiftungsprofessur ist Professor Reinhard Schulte, der seit seinem Arbeitsbeginn in Lüneburg schon eine Reihe von Gründern in die Selbstständigkeit begleitet hat. "Andere Universitäten können mit einem größeren Team arbeiten und mehr Ressourcen für ihre Aufgabe nutzen, aber unsere Arbeit ist hier trotz begrenzter Personalkapazitäten sehr erfolgreich", sagt Schulte.

Eine derjenigen, die die Unterstützung des Lehrstuhls genutzt hat, um in die Selbstständigkeit zu starten, ist Charlotte Geyer aus Hamburg. An der Leuphana studiert sie Wirtschaftspsychologie im zweiten Semester, nebenbei gründete sie im April 2011 ihre erste eigene Firma: das Unternehmen Käfer Concept in Hamburg verleiht Oldtimer vor allem der Marke VW. "Wir bieten die Wagen für Filmproduktionen und für Werbeaufnahmen an. Ein Käfer haben wir auch für private Anlässe wie Hochzeiten im Angebot - in erster Linie sind unsere Ansprechpartner aber gewerbliche Unternehmen", sagt sie.

Auf den Käfer kam sie durch ihren Vater Richard Geyer, der schon immer leidenschaftlicher Sammler der VW-Kultautos war. "Ich bin mit dem Käfer praktisch aufgewachsen. Schon als Kind hatte mein Vater zehn Stück davon auf dem Hof der Familie stehen", sagt Charlotte Geyer. Seine Liebhaberei bescherte der jungen Unternehmerin die erste Geschäftsidee. "Mein Vater und zwei meiner Onkel unterstützen mich, aber verantwortlich bin ich für die Firma allein. Auch das Konzept für das Unternehmen kam von mir", sagt die Firmengründerin.

Schwer gefallen ist ihr der Einstieg in die unternehmerische Selbstständigkeit nicht. "Vor dem Studium habe ich bereits eine Berufsausbildung zum Mediengestalter gemacht, ich hatte also Vorkenntnisse im Bereich Grafik und Marketing. Da gab es ein Netzwerk, das ich für die Firmengründung nutzen konnte", sagt sie.

Derzeit sind ihre Käfer für eine Filmproduktion unterwegs: Der Film "Banklady" erzählt die Geschichte von Gisela Werler, einer unscheinbaren Frau, die in den 60-ziger Jahren als Bankräuberin in Hamburg aktiv war. Heinz Hoenig und Nadeshda Brennicke werden dann in den Käfern Platz nehmen, die Charlotte Geyers Firma zur Filmproduktion beisteuert.

"Die Arbeit in der Firma macht Spaß, ist aber zeitaufwendig. Das wichtigste Kapital war mit den Sammlerstücken meines Vaters schon da, das Risiko war daher für mich geringer. Und auch der Rest der Familie, der mich unterstützt, hat beruflich ein festes Standbein", sagt Charlotte Geyer. Nach dem Studium werden ihr als Firmengründerin mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung im Bereich Marketing vermutlich viele Türen offen stehen. "Ich möchte die Geschichte mit den Käfern weitermachen, aber wie genau es weiter geht, muss man sehen. Es ist einfach spannend, auf diese Weise einen eigenen beruflichen Weg zu gehen", sagt die junge Frau, die als Marathonläuferin privat ein anspruchsvolles Hobby pflegt.

"Insgesamt hat sich die Zahl der Gründungen aus der Hochschule heraus in den letzten zehn Jahren positiv entwickelt", sagt Silke Tegmeier, Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Gründungsmanagement. Über das so genannte "Starter-Set" bekommt der Lehrstuhl Rückmeldung von den jungen Unternehmern, die an der Universität beraten worden sind und danach mit einem Unternehmen den Sprung in die Selbstständigkeit wagen.

Studierende und Mitarbeiter der Leuphana, die haupt- oder nebenberuflich selbstständig tätig sind, werden durch ein Gutscheinpaket Lüneburger Firmen belohnt, wenn sie in der Gründungsphase Kontakt zum Lehrstuhl halten. "Das Starter-Set setzt einen Anreiz, sich an erfahrene Gründungsberater der Leuphana zu wenden und leistet damit einen konstruktiven Beitrag zu erhöhter Bestandsfestigkeit dieser Ausgründungen", sagt Professor Reinhard Schulte.

Und warum gründen Studierende überhaupt während des Studiums? Ist das Studium allein nicht anstrengend genug? "Es geht um die Umsetzung einer guten Idee, um eigenständiges und unabhängiges Arbeiten. Während des Studiums kann man die Selbstständigkeit ausprobieren und sie später ausbauen. Viele empfinden eine selbstständige Tätigkeit in der eigenen Firma auch als Ausgleich zum Studium", sagt Silke Tegmeier.