Hohe fünfstellige Summen verlangen Betrüger von ihren russischsprachigen Opfern

Lüneburg. In der Region Lüneburg sind derzeit besonders perfide Betrüger am Werk, deren Opfer vornehmlich russisch sprechen. Von sogenannten Schockanrufen spricht die Polizei. Die betrügerische Masche ähnelt dem Enkeltrick, bei dem die Täter häufig ältere Menschen ausspähen und ihre Lebenssituation, Details ihrer Biografie und die Adresse recherchieren. Vermutlich handelt es sich bei den Tätern, die bundesweit agieren, um Litauer.

Die Vorgehensweise sei immer gleich: Die Täter meldeten sich telefonisch bei ihren russisch sprechenden Opfern, gaben sich als Rechtsanwalt oder Arzt aus. Sie teilten mit, dass ein Angehöriger einen Unfall oder großen Schaden verursacht hat und nun einen fünfstelligen Betrag für Behandlungskosten und Schadenwiedergutmachung zu zahlen habe. Im Gegenzug würde die Polizei nicht eingeschaltet werden, so dass dem Verursacher ein Gefängnisaufenthalt erspart bleibt.

Den geforderten Bargeldbetrag holten die Täter kurze Zeit später direkt bei den Opfern ab, die unter dem Schock des Anrufs auch Geldbeträge übergaben. Die Täter sprachen in allen Fällen fließend russisch. Allein vier Fälle registrierte die Polizei Anfang des Jahres in der Region. Polizeisprecher Kai Richter schränkt ein: "Es blieb beim Versuch. Gefordert wurden Beträge von 12 000 bis 20 000 Euro, aber es wurde kein Geld übergeben." Anders eine Rentnerin aus Wilhelmshaven. Sie glaubte den Betrügern, die bei der 72 Jahre alten Frau 72 000 Euro erbeuteten.

Die Polizeiinspektion Lüneburg hat reagiert und gemeinsam mit der Diakonie ein Faltblatt in russischer Sprache erarbeitet, das kostenlos in den Einrichtungen der Diakonie, bei der Polizei und in den Lüneburger Kirchengemeinden ausliegt und vor den Betrügern am Telefon warnt. Offenbar wirkt die Arbeit. Erst vor wenigen Tagen kam es in Lüneburg und Adendorf zu drei weiteren Schockanrufen bei verschiedenen Familien im Abstand von wenigen Stunden. Die Täter wollten mehr als 20 000 Euro. Die potenziellen Opfer, waren mit der Präventionskampagne vertraut und gingen nicht auf die Forderungen ein.

In Hameln gelang der Polizei vor wenigen Tagen ein Coup. Bei einer geplanten Geldübergabe wurden zwei Tatverdächtige festgenommen.