PositHIV und Infoline warnen vor mehr Ansteckungen mit Geschlechtskrankheiten im Urlaub

Lüneburg. Im vergangenen Jahr wurden dem Robert-Koch-Institut knapp 22 Prozent mehr Syphilisfälle als 2010 gemeldet. Damit hat sich der Trend umgekehrt: Eigentlich war die Zahl der Infektionen in den vergangenen Jahren sinkend. Der Lüneburger Verein positHIV und die vom Landesverband der Niedersächsischen Aidshilfen eingerichtete Infoline wollen dem Anstieg der Krankheit mit einer "Urlaubs-Prävention" entgegenwirken. In den kommenden Tagen verteilen sie in der Innenstadt und im Kurpark Kondome und informieren über sexuell übertragbare Krankheiten.

Laut Fred Jörke-Kunath vom Verein positHIV komme es im Urlaub besonders häufig zur Ansteckung. "Dort ist man lockerer, weit weg von allen Verpflichtungen und vielleicht ist auch Alkohol im Spiel, sodass man sich leichter auf einen Urlaubsflirt einlässt", sagt er. Bereits seit sechs Jahren macht der Verein die "Urlaubs-Prävention", in diesem Jahr zum ersten Mal mit der Infoline. Eigentlich setzt sich positHIV für die Aids-Prävention ein, die Infektionswege anderer Krankheiten wie Syphilis und Tripper seien jedoch gleich. "Kondome schützen vor Aids und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten", so Jörke-Kunath. Er betrachtet den Anstieg der Syphilis-Infektionen mit Sorge, weil dadurch auch das Risiko steige, sich mit HIV zu infizieren. Die Syphilis-Bakterien schädigen die Schleimhaut. So können HIV-Erreger leichter eindringen.

Laut Robert-Koch-Institut haben die Infektionszahlen inzwischen das Niveau von 1986 erreicht. Besonders hoch ist die Zahl der Neuinfektionen in den Stadtstaaten Bremen und Hamburg. "Dass es wieder mehr Neuinfektionen gibt, können wir auch für den Landkreis Lüneburg bestätigen", sagt Kreissprecherin Katrin Holzmann. Allerdings gäbe es keine aussagekräftigen Zahlen. "Infizierte Lüneburger können sich auch ohne Weiteres in Hamburg anonym testen lassen und tauchen dann dort in der Statistik auf", sagt sie. Denn Syphilis zähle zu den meldepflichtigen Krankheiten.

Doreen Friebe von der Infoline Lüneburg warnt, dass nicht nur junge Leute sich mit Kondomen schützen sollten. "Jeder, der sich in eine Risikosituation begibt, kann sich anstecken. Egal ob Jung oder Alt, in einer Beziehung oder als Single", sagt die Sozialpädagogin. Besonders von Reisenden in asiatische Länder oder in den Mittelmeerraum bekomme sie viele Anrufe. "Oft berichten die Menschen von Ausschlägen oder wollen sich auf HIV testen lassen", sagt sie. Letzteres sei jedoch nicht sofort möglich. "Die Antikörper können erst drei Monate nach der Infektion im Körper nachgewiesen werden", sagt Doreen Friebe.