Zur Versteigerung von Kameras, Uhren, Pokerkoffer und 80 Fahrrädern kamen 150 Interessenten

Lüneburg. "Vierzig Euro, zum Ersten, zum Zweiten, zum - nein, fünfzig Euro! Und verkauft!" Der Auktionator senkt die Hand und der kleine Finn strahlt über das ganze Gesicht. Soeben hat der Neunjährige sich, zusammen mit seiner Mutter, nach einem erbitterten Bietgefecht sein Traumfahrrad, ein nachtschwarzes Mountainbike von Pegasus, ersteigert.

Finn ist einer von 150 Kauflustigen, die sich am Mittwochnachmittag im Hof des Bürgeramts Lüneburg zur Fundsachenversteigerung versammeln. Dort werden herrenlose Fahrräder und andere Schätze nach Höchstgebot versteigert. Es sind Fundstücke, die dem Fundbüro seit einem halben Jahr vorliegen und nun zu Gunsten der Hansestadt Lüneburg veräußert werden.

Besonders eifrige Interessenten finden sich schon eine halbe Stunde vor Beginn ein, um einen Blick auf den daneben aufgebauten Flohmarkt zu werfen, die zur Auktion ausgestellten Fahrräder zu begutachten und sich ihre Favoriten herauszusuchen. So auch die 21 Jahre alte Studentin Anne: "Ich biete heute mit, um mein altes Fahrrad zu ersetzen, was mir vergangene Woche geklaut wurde. Die Versteigerung ist eine gute Möglichkeit, günstig an gebrauchte Dinge zu kommen."

Vor den 80 bereitstehenden Fahrrädern jedoch sollen zunächst mehrere andere Objekte einen neuen Besitzer finden: Digital- und Spiegelreflexkameras, Notebooks und CD-Player, ein Cityroller, Uhren, Motorrad- und Fahrradhelme, ein Pokerkoffer, Modeschmuck und sogar ein Teleskop. Anne hat auch schon ein türkisfarbenes Schmuckstück erspäht, um das sie kämpfen will.

Auktionator Lothard Barz vom Bürgeramt steht mit Mikrofon ausgestattet auf einem Tisch, um die Objekte zu beschreiben, gegebenenfalls ein Startgebot festzulegen und zugerufene oder per Handzeichen gegebene Gebote aus der Menge entgegenzunehmen. Zahlen müssen die Käufer nach Ausstoß des Freudenschreis an Ort und Stelle in bar. Jörg Nagel, Betreuer in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Lüneburg, hat erfolgreich fünf Fahrräder für die Psychiatrie ersteigert. "Wenn Jugendliche zu uns kommen, haben sie meist keine Fahrräder. An Rädern wie diesem hier können sie nach Lust und Laune herumschrauben, das wirkt wie eine Therapie", sagt er und zeigt auf ein verbeultes Rad ohne Vorderreifen.

Nach knapp einer Stunde sind kaum mehr zwanzig Fahrräder übrig, auch die Besuchermenge lichtet sich langsam. Schon in drei Monaten werden sich genug weitere Fundstücke angesammelt haben, um eine erneute Versteigerung abzuhalten.