Neuer Verein will Dragonerdenkmal im Clamart-Park sanieren. Grüner kritisiert Geschichtsverklärung

Lüneburg. Um den mit Flugrost geschlagenen Reiter im Clamart-Park zu retten, der aufgrund seiner Schäden nicht mehr standsicher ist und eine Sanierung nötig hat, hat sich der Verein "Freunde und Förderer des Denkmals Dragoner 16" gegründet. Der Verein sammelt Geldspenden für die Reparatur des Denkmals und hat ein Faltblatt herausgebracht, das die Bürger über das Reiterstandbild informieren soll.

Doch genau dieses Faltblatt kritisiert Ulrich Völker, kulturpolitischer Sprecher der Grünen. Während Oliver Duddeck, Erster Vorsitzender des Fördervereins, das Denkmal als "Symbol für die Aussöhnung mit Frankreich" sieht, kritisiert Völker den Umgang des Vereins mit geschichtlichen Fakten. "Die Dragoner waren offensichtlich in den Jahren 1904 bis 1906 am Völkermord an den Herero im heutigen Namibia beteiligt", sagt er. Das Faltblatt des Vereins erwähne diese Tatsache nicht, auch auf der Homepage des Vereins sei davon nicht die Rede.

In der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses wiederholte Völker seine Kritik: Für ihn ist das Denkmal kein Symbol der Aussöhnung. "Es steht für einen überholten Geist, der auch die verbrecherische Kolonialpolitik des Kaiserreichs einschließt. Die realistisch gestaltete Skulptur ist für mich künstlerisch ohne Wert. Es ist reines, uninspiriertes Handwerk", sagt Völker.

Für ihn hat das Dragoner-Denkmal seinen richtigen Platz nicht im Clamart-Park, sondern es sollte vor dem Museum für das Fürstentum Lüneburg stehen, wo man es in die Neukonzeption des Krügerbaus einbeziehen könnte. Im Krügerbau an der Wandrahmstraße soll es im Zuge der Neuordung der Museumslandschaft Ausstelllungen, Projekte und Aktionen geben, die sich mit dem "Dritten Reich" beschäftigen.

"Das Denkmal wurde zwar 1939 eingeweiht, die Pläne zu dem Denkmal sind jedoch älter", sagt dagegen Oliver Duddeck vom Förderverein. "Die Darstellung des Reiters entspricht nicht der nationalsozialistischen Ideologie, sondern ist ein durchweg klassischer und somit anachronistischer Entwurf Emil Cauers", meint er. Der Künstler Emil Cauer entstammte einer Familie, aus der mehrere Bildhauer hervorgegangen sind. Bis zu seinem Tod 1946 schuf er zahlreiche Skulpturen und Denkmäler für den öffentlichen Raum.

Im Übrigen, so führt Duddeck in einem Brief aus, den er Ulrich Völker im Namen des Vereinsvorstands geschrieben hat, könne ein Faltblatt sicher nicht alle historischen Umstände benennen, die Historiker über Jahrzehnte hinweg erarbeitet hätten. Auf die Kämpfe im ehemaligen Deutschsüdwestafrika werde aber durchaus Bezug genommen. Für den Verein bleibe das Denkmal ein Symbol der Aussöhnung.