Der Gellerser Samtgemeinderat stimmt heute über den Bau des umstrittenen Projektes ab

Kirchgellersen/Reppenstedt. Es ist alles rechtens und ordnungsgemäß abgewickelt worden, da sind sich alle Parteien einig. Dennoch herrscht in der Samtgemeinde Gellersen derzeit dicke Luft: Trotz massiver Bedenken der Bürger, rund 40 Stellungnahmen und einer Unterschriftenliste mit mehr als 600 Unterzeichnern hat sich der Bauausschuss nach zwei langwierigen Sitzungen für den Bau der Biogasanlage im Kirchgellerser Suhrfeld ausgesprochen. Heute fällt der Gemeinderat die endgültige Entscheidung in dieser Angelegenheit.

Obwohl der Widerstand der Bürger groß ist, wird sich der Rat wohl für den Bau der 1,5-Megawatt-Anlage aussprechen. "Nicht die Zahl der Stellungnahmen, sondern die Schwere der Argumente zählt", sagt Bürgermeister Josef Röttgers (parteilos). 8000 Schwerlaster werden nach Schätzungen künftig pro Jahr zusätzlich durch Kirchgellersen rollen, die Anwohner befürchten eine starke Zunahme an Lärm und Kohlendioxid. Außerdem sehen sie den Standort inmitten eines Wasserschutzgebiets kritisch.

Man habe diese Bedenken zur Kenntnis genommen, so Bürgermeister Röttgers, "aber das Verkehrs-, das Lärm- und auch das Geruchsgutachten haben ergeben, dass gesetzliche Werte eingehalten werden und die Anlage genehmigungsfähig ist". Jeden Tag rollten 8000 Fahrzeuge durch den Ort - "die Zunahme entspricht also gerade mal einem Tagesaufkommen" und konzentriere sich ohnehin auf den Zeitraum der Maisernte, die etwa zwei bis drei Wochen dauere. "Es fehlen die Argumente", so Röttgers. "Man kann die große Anzahl der Bürger, die dagegen sind, höchstens politisch ins Kalkül ziehen."

Trotzdem werde die Gemeinde im Bebauungsplan die Hinweise der Bevölkerung aufgreifen und nach verkehrstechnisch günstigen Lösungen suchen. Denkbar sei etwa, die leeren Laster nicht über die Industriestraße, sondern über die Kreisstraße Richtung Südgellersen wegfahren zu lassen. "So eine Art Einbahn-Regelung, das wäre schon eine Entzerrung", so Röttgers. Für Hartmut Glodzei, der nicht nur für die Grünen im Rat sitzt, sondern sich auch in der Bürgerinitiative ProGellersen engagiert und als einziges der sieben Bauausschuss-Mitglieder gegen den Bau gestimmt hat, wäre auch diese Lösung nicht befriedigend. "Man hat sich dem Bürgerwillen verschlossen, allein ein Viertel der Kirchgellerser hat sich aktiv gegen die Anlage eingesetzt. Und das heißt ja nicht, dass die andern drei Viertel der Einwohner dafür sind!" Es hätte gute Standorte für die Anlage gegeben, glaubt Glodzei, möglicherweise auch jenseits der Gemeindegrenzen. Es seien aber lediglich vier Grundstücke, die sich derzeit in Besitz der künftigen Betreiber befänden, als mögliche Standorte erwogen worden.

Der Bürgermeister hat hierzu eine ganz klare Meinung. "Die Energiewende ist beschlossene Sache. Und wir brauchen nun mal einen Energiemix. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Fragestellung, bei der jeder seinen Teil mittragen muss."

Die öffentliche Sitzung des Gemeinderats findet wegen des erwarteten Besucherandrangs nicht wie gewohnt im Sitzungszimmer des Rathauses, sondern in der Aula der Reppenstedter Grundschule statt. Beginn ist um 20 Uhr.