Die selbstgeschriebenen Werke der Sechs- bis Neunjährigen werden veröffentlicht. Die Jung-Autoren lesen selbst aus ihren Büchern vor.

Lüneburg. Selbstgestaltete Bücher, eigene Geschichten und bunte Deckblätter. Fünf Mädchen, die mit viel Kreativität dabei sind. Jedes entwirft seine ganz eigene Geschichte. Dem Charakter entsprechend werden die Geschichten unterschiedlich lang, mit komplett verschiedenen Inhalten. Blau vermischt sich mit rot auf dem Deckblatt. Zu jeder Seite der Geschichte ein entsprechendes Bild, eines bunter als das andere. Diese Bilder entwerfen die Kinder mit speziellen Werkzeugen, mit denen sie Symbole oder Figuren in Linoleumplatten ritzen. Anschließend wird Farbe auf die Platte gegeben. Ein Blatt wird auf die Farbe gelegt und das Ganze kommt unter die große, schwere Walze, die in der Ecke des Kunstraumes steht.

Ihre Bücher wollen die Kinder selbstverständlich auch der großen weiten Welt präsentieren. Genau das tun die fünf Mädchen zusammen mit der Leiterin der Buchkinder-Gruppe Jorid Müller. Am Sonnabend, 14. Juli, um 12 Uhr werden sich Freunde, Verwandte und Schaulustige in der Buchhandlung am Lambertiplatz bei der Johanniskirche 9 einfinden, um den Buchkindern zuzuhören. Vor all ihren Zuschauern lesen die fünf Mädchen ihre selbst erfundenen Geschichten vor. Jorid Müller hofft mit diesem Abschluss des Projektes neue Kinder auf den Kurs aufmerksam zu machen, schließlich wird sich um 12 Uhr in der Buchhandlung genau das Publikum einfinden, das die Buchkinder-Betreuerin ansprechen möchte.

Die Idee entstand in Leipzig, wo sich mittlerweile ein großer Buchkinder-Verein formiert hat. Mittlerweile haben die Buchkinder dort sogar schon ihre eigene Buchhandlung. Jorid Müller allerdings begann ihren langen Weg in Berlin und lernte im Alter von 22 Jahren den Beruf der Puppenspielerin. Zur Ausbildung gehörte auch, Geschichten zu entwerfen und eine entsprechende Dramaturgie zu entwickeln. Und mit Kindern hat sie schon immer gern zusammengearbeitet. Kinder und Geschichten - das sollte sich doch ganz gut verbinden lassen.

"Die Kinder sind ganz auf sich gestellt, ihre Geschichte und ihr Deckblatt sollen eine Einheit werden" - Jorid Müller

Als sie dann von dem Buchkinder- Verein in Leipzig hörte, wollte Jorid Müller so etwas in einer Kirchengemeinde in Berlin anbieten. Das Projekt verlief allerdings sehr schnell im Sand, so dass Jorid Müller einen weiteren Versuch in Lüneburg startete. "Ich hab hier in der Kunstschule Ikarus nachgefragt, ob Interesse bestehe und mir wurden sofort Räume für mein Projekt zugeteilt", erzählt die gelernte Puppenspielerin. Sechs- bis Neunjährige, fünf an der Zahl, entdeckten die Plakate, die in den Schulen an den Wänden prangten, und meldeten sich zu dem Kurs an. Für Jorid Müller ist der Kurs ein offenes Projekt, bei dem zu keiner Zeit irgendetwas von den Kindern erwartet wird. "Wir sind hier ja nicht in der Schule, da müssen die Kinder immer zu einer bestimmten Zeit etwas fertig haben. Die Kinder sind ganz auf sich gestellt, ihre Geschichte und ihr Deckblatt sollen eine Einheit werden", führt Jorid Müller aus.

Sie möchte kaum in die Arbeit der Kinder eingreifen, Fehler der Texte nicht korrigieren. Die Gruppenleiterin möchte ihren Buchkindern lediglich Denkanstöße oder Vorschläge geben. In elf Einheiten, in einer Stunde pro Woche, kreierten die Kinder ihre Bücher. Ganz am Anfang entstanden die Ideen für die Geschichten. Den Sechsjährigen half Jorid Müller, weil sie noch nicht schreiben können. "Die Kinder haben mir genau erzählt, wie ihre Geschichte lautet. Ich habe alles Wort für Wort mitgeschrieben und nichts verändert. Es soll ja schließlich auch ihre Geschichte bleiben", erzählt Jorid Müller.

Nachdem das Grundgerüst der Geschichte stand, mussten sich die Kinder der Gestaltung ihrer Bücher widmen.

Kleine Regeln begleiteten ihre Arbeit. So wenig wie möglich vorschreiben und vorzeichnen und sich bei der Arbeit ganz viel Zeit lassen. Der Text und die Bilder sollen später auf jeden Fall eine Einheit bilden.

"Schreiben, schreiben, schreiben- das ist hier ganz wichtig! Die Kleinen sollen nicht zwischendurch anhalten und über ein Wort nachdenken, das stoppt ihren Ideenfluss." Fünf Kinder, fünf Mädchen, die gern kreativ werden. Eine von ihnen wird sogar bei dem nächsten Kurs Ende August wieder dabei sein. Die Arbeit ist abgeschlossen.

Stolz und mit einem breiten Lächeln auf den Lippen präsentieren die Buchkinder nun nach elf Wochen intensiver Beschäftigung die Ergebnisse der Mühe. Und die können sich sehen lassen: Ihre ersten eigenen Bücher.