Anwohner der B 4 erhoffen sich trotz mäßiger Prognosen Entlastungen durch die umstrittene Autobahn. Bauarbeiten dauern bis 20. August an.

Melbeck. Autofahrer, die von Hamburg nach Uelzen beziehungsweise in die Gegenrichtung wollen, haben es in den kommenden sechs Wochen nicht leicht. Die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr lässt die Fahrbahn der Autobahn 39 am Maschener Kreuz bis zum 20. August erneuern. Von Freitag, 15 Uhr, bis Montag, 4 Uhr ist die Anschlussstelle Maschen sogar in beiden Fahrtrichtungen dicht. Wer auf der A 39 von Lüneburg in Richtung Maschen fahren will, wird von der Anschlussstelle Winsen-West an umgeleitet.

Eine ähnliche Situation wie die Winsener an diesem Wochenende erleben die Einwohner von Melbeck bereits seit vielen Jahren. Die Lüneburger Ostumgehung endet als Fortsetzung der A 39 bislang am Häcklinger Kreuz. In Richtung Uelzen führt der kürzeste Weg von dort aus über die Bundesstraße 4, die quer durch die Gemeinde an der südlichen Grenze der Stadt Lüneburg verläuft. Viele Anwohner wie Jürgen Stebani erhoffen sich daher vom geplanten Weiterbau der A 39 über Bad Bevensen nach Uelzen eine deutliche Entlastung für ihren Heimatort. "Ich bin ohne wenn und aber ein Befürworter der A 39", sagt der Bürgermeister der Samtgemeinde Ilmenau.

Einen Dämpfer erhalten die Befürworter der rund 105 km langen Autobahn nach Wolfsburg durch eine aktuelle Verkehrsuntersuchung der Beratungsgesellschaft SSP Consult im Auftrag des Lüneburger Geschäftsbereichs der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr. Auf der Melbecker Ortsdurchfahrt dürften demnach mit A 39 im Jahr 2025 weiterhin 13 400 Fahrzeuge unterwegs sein. Das wären lediglich 4900 weniger als im Jahr 2005. Die absolute Zahl aller motorisierten Wagen und Zweiräder wäre gerade einmal um rund ein Viertel gesunken.

Würde das Verkehrsnetz aber bis in 13 Jahren auf dem heutigen Stand verharren, gäbe es gegenüber dem Stand vor sieben Jahren 2300 zusätzliche Fahrzeuge auf der B 4. "Man darf aber nicht nur auf die Gesamtzahlen schauen", sagt Stebani. Die A 39 brächte Melbeck auf jeden Fall eine Entlastung. "Wichtig ist es, den prognostizierten Verkehr qualitativ und saisonal zu unterscheiden." Zwischen Spätsommer und Winteranfang donnerten leere Transporter für Zuckerrüben von der Raffinerie der Nordzucker AG in Uelzen auf dem Rückweg in den Norden durch den Ort. "Der hohe Anteil von 20 Prozent der Lkw an der Gesamtzahl der Fahrzeuge ist das Problem." Die Brummis sorgten für besonders viel Lärm und Erschütterungen und hielten den restlichen Verkehr unnötig auf. "Wir wollen keinen autofreien Ortskern, der verödet wirkt."

"Das, was wirklich nervt, ist der Schwerlastverkehr", sagt auch Melbecks Bürgermeister Klaus Hübner. Er bezeichnet sich ebenfalls als "vehementen Befürworter" der A 39 und erhofft sich, dass mindestens die Hälfte der besonders schweren Lastwagen auf die Autobahn wechseln würde. Eine kostengünstigere Alternative wie den vierspurigen Ausbau der Ortsdurchfahrt hält er für nicht praktikabel. "Und eine Umgehungsstraße ist aus naturschutzrechtlichen Gründen unmöglich."

Der Grund sei der reiche Schatz an schützenswerten Flächen. Die Gemeinde liegt zwischen dem FFH-Schutzgebiet Ilmenau und einem Hochmoor, einem selten gewordenen Lebensraum für eine spezielle Flora und Fauna. In abgeschwächter Form treffen die Melbecker Probleme auch auf die ans Moor angrenzende Nachbargemeinde Embsen zu. Durch sie führt die Bundesstraße 209, auf der täglich knapp 10 000 Fahrzeuge unterwegs sind. Von der übernächsten Woche an wird sich dieser Verkehr auf den Abschnitt der B 4 im Melbecker Norden verlagern. Der Grund dafür sind Fahrbahnerneuerungen zwischen dem Häcklinger Kreuz und dem Oerzener Kreuz, die eine halbseitige Sperrung der Fahrbahn erfordern. "Wir haben die Bauarbeiten während der niedersächsischen Sommerferien geplant, weil die Ausweichstrecke vom Abzweig der B 4 auf die Kreisstraße 10 direkt vor der Grund- und Hauptschule Embsen vorbeiführt", sagt Jürgen Rentsch, Abteilungsleiter für Bauangelegenheiten beim Lüneburger Geschäftsbereich der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr.

Die von der Bahnhofstraße (K 10) in Höhe der Diemelkoppel abgehende Erbstorfer Straße ist Anfang September dran. Laut Rentsch wird die über Bardenhagen führende Landesstraße 233 voll gesperrt, um die Fahrbahn zu erneuern. Sie wird nach Angaben der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr täglich von etwa 750 Lastwagen benutzt, deren Zahl sich in 13 Jahren um 60 Prozent verringern könnte. Das wären nur noch die sogenannten Quell- und Zielverkehre der Orte entlang der Strecke. Ohne A 39 würde sich die Lkw-Belastung etwa verfünffachen.