Bürgerinitiative Blauer Himmel über Ilmenau fordert nach Großbrand von der Kommunalpolitik klare Vorgaben für den Recyclingbetrieb.

Melbeck. "Die anonymen Plakate mit der Aufschrift 'Zajons muss weg!' kamen nicht von uns", sagt Carola Hennig. Die Sprecherin der Bürgerinitiative Blauer Himmel über Ilmenau will die Entscheidungsträger der Kommunalpolitik zwar nach wie vor darauf hinweisen, dass sie und ihre Mitstreiter weiterhin auf eine nachhaltige Verbesserung der Sicherheit vor Umweltgefahren in ihrem Heimatort drängen. "Aber wir zeigen unser Gesicht und erwarten auch von den Lokalpolitikern, dass sie deutlich Farbe bekennen."

Wie berichtet, war es am Donnerstag, 24. Mai, auf dem Betriebsgelände der Recycling-Firma Zajons im Industriegebiet Lüneburg-Süd zu einem folgenschweren Großbrand gekommen. Rund 200 Feuerwehrleute waren im Einsatz, um eine etwa 4000 Quadratmeter große Halle zu löschen. Weil von den brennenden rund 5000 Kubikmetern Müll aus gelben Säcken eine bedrohlich dunkle und möglicherweise giftige Rauchwolke in Richtung Embsen zog, evakuierte der Landkreis Lüneburg während des Vormittags vorsorglich das dortige Schulzentrum mit rund 1000 Kindern und Jugendlichen.

Inzwischen ist bekannt, dass das Gelände wieder uneingeschränkt genutzt werden kann. Schadstoffexperten des Bremer Umweltinstituts hatten einen Tag nach dem Brand Boden- und Wischproben vom Außengelände des Schulzentrums genommen und untersucht. Bei den Proben wurden die Grenzwerte für Dioxine und Furane deutlich unterschritten. Auch das mit Tanklastzügen abgepumpte Löschwasser wurde auf Giftrückstände untersucht, ohne dass sich Hinweise auf Gesundheitsgefahren zeigten.

"Wir möchten jetzt aber auch erfahren, was die Gemeinde Melbeck präventiv für den Schutz ihrer Bürger und der Umwelt unternimmt und warum erst monatelang gewartet wird, bevor etwas passiert", sagt Hennig. "Warum befasst sich der Bau-, Planungs- und Umweltausschuss der Gemeinde nicht offiziell in einem Tagesordnungspunkt mit dem Brand, der ja immerhin auf Melbecker Gemeindegebiet stattgefunden hat?" Diese Frage stellte sie am Montagabend auch den Mitgliedern des Ausschusses, der im Gebäude der Gemeindeverwaltung an der Floetstraße tagte.

Ausschussvorsitzender Karsten Fuhrhop wollte Hennigs Einwand während der Einwohnerfragestunde nur ungern breit diskutieren. "Sie können Gift drauf nehmen, dass wir uns die Bauanträge der Firma Zajons zukünftig ganz genau ansehen werden." Derzeit sei man erst soweit, den Abriss der ausgebrannten Lagerhalle zu planen. "Unsere Stunde wird kommen, wenn uns die Anträge für die Neubauten auf dem Tisch liegen." Auf Vorschlag von SPD-Ratsherrn Günter Preikschas soll nun ein Arbeitskreis von Engagierten aller Fraktionen gebildet werden.

In der Nachbargemeinde Embsen ist man da schon weiter. Dort hat der Gemeinderat bereits vor drei Wochen proaktiv über eigene Forderungen beraten, die sie dem Betreiber des Recyclingbetriebs an ihrer Gemeindegrenze stellen wollen. Auf Anfrage des Hamburger Abendblatts wollte Embsens Bürgermeisterin Anne-Carin Büttner aber keine Details der Resolution nennen. "Das Papier ist noch in der interfraktionellen Beratung, soll aber noch vor der Sommerpause verabschiedet werden." Das Brandschutzkonzept der Firma Zajons müsse dringend verschärft werden. Die dafür notwendige Zusammenarbeit mit der zuständigen Landkreisverwaltung funktioniere zumindest schon einmal gut.

"Wir werden mit dafür Sorge tragen, die Entstehung weiterer Brände bei Zajons von Anfang an zu verhindern", sagt Jürgen Krumböhmer. Für den Ersten Kreisrat stehe fest: "Die Halle kann nicht so bleiben wie bisher. Eine Idee ist eine automatische Sprinkleranlage, es gibt aber auch andere Möglichkeiten." So lange aber von der Firma Zajons kein Bauantrag und kein neues Konzept vorliege, könnten dem Bauherrn keine konkreten Forderungen rechtskräftig gestellt werden.

"Ich höre von allen Seiten, dass jeder nur im Rahmen seiner Möglichkeiten handeln könne", sagt dazu Hennig. "Ich hoffe, die Behörden vergessen dabei nicht, an einem Strang zu ziehen." Die acht Einsätze der Ortsfeuerwehr auf dem Firmengelände in den vergangenen sieben Jahren sind für sie Grund, den Druck auf die Politiker beizubehalten. Ihre Fragen will sie wieder bei der Samtgemeinderatssitzung in einer Woche stellen. Auf Antworten auf eine Anfrage zu den Abwässern der Firma Zajons wartet sie bereits seit drei Jahren.