Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) in Lüneburg: Zivil nutzbare Flächen der Kaserne werden “bald nach 2015“ freigegeben.

Lüneburg. Ein bisschen aufgeregt sei er schon, gibt Feldwebel Marko K. zu. Als Kommandant des Bodenradargeräts "Para" soll er Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière erklären, was es mit diesem Gefährt auf sich hat. Der machte gestern auf seiner Sommerreise beim Aufklärungslehrbataillon 3 "Lüneburg" halt, um sich über die aktuelle Lage des Standorts zu informieren. Der junge Feldwebel hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen. "Herr de Maizière war im Gespräch ziemlich locker, da war die Angst schnell weg", sagt er und fügt hinzu: "Aber es bleibt natürlich der Respekt vor einem Minister."

Gut 30 Standorte besucht de Maizière auf seiner traditionellen Sommerreise, Lüneburg war die zweite Station. Der Minister informierte sich nicht nur über die Fähigkeiten des Bataillons, sondern suchte auch das Gespräch mit den Soldaten, den zivilen Angestellten und der örtlichen Politprominenz. Und auch wenn die geplante Vorführung der Mini-Drohne "Aladin" mit einem Crash in der Wiese endete, machte die Lüneburger Truppe doch einen guten, "lebensechten" Eindruck auf den Chef des Verteidigungsministeriums.

Er habe sich bewusst dafür entschieden, diejenigen Standorte zu besuchen, die von der Reform am stärksten betroffen seien, so der Bundesverteidigungsminister. Wie berichtet soll die Anzahl der Soldaten und zivilen Mitarbeiter in Lüneburg im Zuge der Neuausrichtung der Bundeswehr von derzeit 1820 auf etwa 710 gesenkt werden. Ein notwendiger und unumgänglicher Schritt, sagte de Maizière. "45 Prozent der Bundeswehr-Logistik wird abgebaut, und hier liegt ein Logistik-Bataillon, das in dieser Form einfach nicht mehr gebraucht wird." Doch der Wegzug der Soldaten werde für die Stadt Lüneburg kein Problem sein, glaubt der Verteidigungsminister: "Das hier ist eine Gegend, der es gut geht. Man wird das hier vernünftig hinbekommen."

Davon ist auch Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge überzeugt. Trotzdem hat er für den Erhalt des Standorts gekämpft. "Die Bundeswehr gehört nicht auf einen Truppenübungsplatz, sondern sie muss eine Bürgerarmee in der Mitte der Städte sein", sagt er. Da an dem Abbau aber nicht mehr zu rütteln ist, forderte der Oberbürgermeister zumindest Planungssicherheit: "Wir müssen wissen, was mit dem Gelände passiert, damit wir städtebaulich planen können!" Dieses Ziel hat er im Gespräch mit dem Bundesverteidigungsminister erreicht. Bis Oktober solle die Stadt über frei werdende Flächen und den Preis dafür Bescheid bekommen, versprach de Maizière.

Mädge freute diese Zusage sichtlich. Es gebe zwei Varianten, wie das frei werdende Gelände genutzt werden könne: "Wenn möglich, soll die Bundespolizei aus der Schlieffenkaserne hierher umziehen, dann können wir dort ein Wohngebiet ausweisen, das wir dringend brauchen." Sollte dieser Umzug zu teuer sein, hätte er gerne den östlichen Teil des Theodor-Körner-Kasernen-Geländes, um dort dann ein Gewerbegebiet auszuweisen. Auch das, sagt er, werde dringend benötigt.

Doch Mädge wird nehmen müssen, was er bekommt, das stellte de Maizière unmissverständlich klar. "Ich verstehe, dass die Städte ihre Realisierungsplanung nach ihren Bedürfnissen durchsetzen wollen. Wir müssen aber an die Belange der gesamten Bundeswehr denken, und da gehen ganz entschieden der Einsatz und die Ausbildung dafür vor. Das, was wir brauchen, wollen wir auch behalten." Derzeit bereiten sich die Soldatinnen und Soldaten des Aufklärungslehrbataillons 3 auf ihren Afghanistan-Einsatz im übernächsten Jahr vor. "Darauf müssen wir Rücksicht nehmen", so der Minister, "danach sind wir gerne bereit abzugeben." Zivil nutzbare Flächen könnten "bald nach 2015" freigegeben werden.

Eine komplette Schließung des "schönen, ehrwürdigen, stolzen" Traditionsstandorts Lüneburg - seit 1959 ist die damals noch "Panzeraufklärungsbataillon" genannte Einheit hier stationiert - schloss der Bundesverteidigungsminister aus. "Wir kennen natürlich nicht die sicherheitspolitische Lage in zehn, zwanzig, dreißig Jahren. Aber grundsätzlich ist die Neuausrichtung der Bundeswehr keine Zwischenlösung, sondern auf Dauer ausgelegt."