Der von Johannes Kimstedt geleitete Kunstraum in Tosterglope ist für den deutschlandweit ausgelobten Bildungspreis nominiert.

Tosterglope. Dass sich der Maler Johannes Kimstedt im Jahr 2002 in der Großstadt Berlin nicht mehr wohl fühlte, wurde zum Glücksfall für den kleinen Ort Tosterglope im Landkreis Lüneburg. Kimstedt packte seine Sachen und zog hinaus aufs Land. "Die Ruhe hier draußen war verlockend, das war das, was ich damals brauchte. Nur ist es schwer, als Künstler hier draußen die Öffentlichkeit zu erreichen", sagt Johannes Kimstedt.

Abgeschieden liegt das 230 Einwohner zählende Dorf Tosterglope am Rande des Wendlands - und dennoch wurde es im Laufe der vergangenen Jahre zu einer zentralen Institution in Sachen Kunst und Kultur auf dem Lande. Vor rund zehn Jahren wurde der Verein gegründet, der heute als Träger des Kunstraums Tosterglope fungiert. "Dass wir ab 2007 in die Förderung des Landes aufgenommen wurden, hat uns weit nach vorn gebracht", sagt Johannes Kimstedt, der mit der Musikerin und Instrumentalpädagogin Stefanie Schmoeckel die künstlerische Leitung des Kunstraums übernommen hat.

Aufgefallen sind die beiden Künstler seitdem nicht nur mit außergewöhnlichen Lesungen, Musikveranstaltungen, Ausstellungen und Performances. Einen Namen gemacht haben sie sich auch mit ihrer Kunstvermittlung, einem Programm, das von freischaffenden Künstlern mit Kindern und Jugendlichen gestaltet wird.

Hervorgebracht hat diese Zusammenarbeit im Laufe der Jahre Projekte, die in der gesamten Region wahrgenommen wurden. Das Projekt "baUsTelle Kunstraum" vereint verschiedene Kunstrichtungen wie Musik, Malerei und Tanz und Bewegung, indem es mit zeitgenössischen Ausdrucksformen experimentiert. Zu Gast sind dabei Komponisten, Schriftsteller, Musiker und Performance-Künstler, die Projekte mit den Teilnehmern gestalten.

"Wir sind überzeugt, dass es nötig ist, Jugendliche früh zu einem neugierigen, aufgeweckten Publikum zu machen", sagt Johannes Kimstedt. Gemeinsam mit Stefanie Schmoeckel lädt er deshalb zu Ferienkursen ein und beteiligt auch interessierte Schulklassen an den Projekten. Entstanden ist so über die Jahre das "Pfingstfestivalchen" in Tosterglope, die Projekte "Landung" (2008), "Neulandungen" (2009/2010), "Musik bewegt sich" (2010) und schließlich "Ambulanz" (2010), für das der Kunstraum eine besondere Auszeichnung erhielt: Eine Fachjury des Bundesbeauftragen für Kultur und Medien (BKM) nominierte das Projekt für den bundesweit vergebenen Preis des BKM im Bereich der kulturellen Bildung. Im September wird der Preis verliehen, genau dann feiert der Verein Kunstraum Tosterglope auch sein zehnjähriges Bestehen.

Allen Projekten des Kunstraums ist eines gemeinsam: Sie bleiben nicht unter sich und agieren im kleinen Rahmen, sondern tragen ihr Anliegen in die Öffentlichkeit und zeigen sich dort, wo Menschen zusammentreffen. "Kunst im stillen Kämmerlein funktioniert nicht", meint Johannes Kimstedt, der inzwischen kaum noch Zeit für seine eigene Malerei findet. Die Beschäftigung mit dem Programm und den Aktivitäten des Kunstraums ist für ihn zu einer Vollzeitbeschäftigung geworden. Dabei geht es ihm nicht darum, Kindern und Jugendlichen pädagogische Ansätze zu vermitteln.

"Wir sind keine Pädagogen. Wir wollen allen Mitwirkenden den Weg zu einem künstlerischen Denken öffnen", sagt Kimstedt. Dabei steht ihm ein Team aus Kunstvermittlern zur Seite, die aus ihren Fach- und Arbeitsbereichen den Mitwirkenden am Projekt Anregungen und Arbeitstechniken vermitteln. Von Anfang an dabei waren zum Beispiel die Künstlerinnen Jutta Brüning aus Thomasburg und die Fotografin Inge Luttermann aus Hamburg.

In Zukunft sollen Tanz und Bewegung im Kunstraum eine größere Rolle spielen. "Auch wenn uns bewusst ist, dass gerade diese Kunstform bisher in der Region nicht besonders zu Hause war", sagt Johannes Kimstedt. Den Kreis der teilnehmenden Schulen möchte er noch erweitern. "Soweit das finanzierbar ist. Die Schulen selbst können ja leider in der Regel kaum etwas zu den Finanzen beitragen."

Einer seiner wichtigsten Tätigkeiten wird daher auch in Zukunft das Akquirieren von Fördermitteln sein - nicht immer einfach, denn um die wenigen Töpfe bewerben sich viele. "Doch unser Erfolg hat uns mutig gemacht", sagt Johannes Kimstedt. "Wir glauben fest daran, dass es weitergeht."

www.kunstraum-tosterglope.de