Eine Glosse von Maike Schade

Uuiiii! Eine riesengroße Bühne wird aufgebaut, mitten auf dem Lambertiplatz. Meine Kinder sind begeistert. Ich auch, denn Live-Musik finde ich grundsätzlich mal klasse. Das Beste daran ist, dass ich vermutlich noch nicht einmal mein Wohnzimmer verlassen muss, um den Sound zu hören: Ich wohne in der Altstadt.

Schon seit Tagen brummt es hier in den Gassen. Buden werden aufgebaut, Straßen abgesperrt. Parken darf ich deshalb schon seit Dienstag hier nicht mehr. Und Pakete, hat der Postbote heute Morgen angekündigt, gibt es erst wieder am Montag.

Dafür kann ich am Sonntag einkaufen gehen - der Supermarkt hat wegen des Hansetags ausnahmsweise geöffnet, das ist doch praktisch. Oder nicht? Womöglich fallen Horden durstiger Touristen und anderer hansischer Hanseaten über die Vorräte her.

Ganz klar: Ich werde besser heute noch einkaufen gehen. Frisches Obst und Gemüse, Milch, Brot, Klopapier, am besten auch gleich noch ein paar Dosen und Tiefkühlgerichte, das ist doch das A und O bei einem Ausnahmezustand. Und um einen solchen handelt es sich ja wohl, wenn 200 000 Leute die Stadt stürmen.

Eigentlich bin ich ja kein Freund großer Menschenansammlungen. Schon gar nicht, wenn ich zwei kleine Jungs mit Hummeln im Hintern im Blick behalten soll. Also lieber zu Hause bleiben? Dosen-Ravioli essen und die Live-Musik durchs Fenster wehen lassen? Die größte Party des Jahres verpassen? Nix da. Kinder an die Leine und auf ins Getümmel!