Auf dem Hansemarkt präsentieren sich die einzelnen Städte mit ihren Spezialitäten

Lüneburg. Bei dem gestern eröffneten 32. Hansetag steht heute um 10 Uhr ein besonderer Programmpunkt an. Das Herzstück jedes Hansetags, der Hansemarkt, wird vor dem Rathaus eröffnet. Dort hat sich seit gestern Morgen eine internationale Städtemeile mit Leben gefüllt. Die Vertreter von 90 ehemaligen Teilnehmern des mittelalterlichen Städtebundes aus elf europäischen Ländern haben Zelte aufgeschlagen, Wagen aufgestellt und Stände aufgebaut, um sich von ihren schönsten Seiten zu präsentieren.

Für die Attraktivität ihrer Heimat Brakel in Ostwestfalen wirbt beispielsweise Stefanie Peters. Die 26-Jährige ist in die Rolle der Anneken geschlüpft. In einem dunkelblauen Kostüm verkörpert sie "dat Mäken von Brakel", das von den Gebrüdern Grimm in einem kurzen Märchen verewigt worden ist. "Ich werbe bei touristischen Anlässen für die natürliche Ausflugsregion Brakel", sagt sie stolz. "Außerdem präsentieren wir den in einem bei uns ansässigen Familienbetrieb handwerklich destillierten Bellerser Edelobstbrand."

Brakel gehört ebenso wie Schwerte zum weniger prominenten westfälischen Teil der Hanse, die vor allem durch die Handelsströme zwischen Hafenstädten an der Nord- und Ostsee bekannt ist. In der Nähe des Hellweg, der heutigen Hansalinie genannten Autobahn 1 zwischen Dortmund und Bremen, gab es bis zum Westfälischen Frieden 1648 beispielsweise eine renommierte Schmiede für Harnische mittelalterlicher Krieger, weiß Herbert Dieckmann. Er will seine Heimatstadt Schwerte heute im Hansebund fördern indem er in Lüneburg Kooperationen mit mittelständischen Unternehmen der Metallverarbeitung sucht.

Die insgesamt 51 deutschen Städte wie Brakel und Schwerte bilden die stärkste Fraktion der Nationen auf dem Hansemarkt. Die Niederlande sind mit zwölf Städten vertreten. Die Teilnehmerzahl aus Lettland, Polen, Russland, Schweden, Belgien, Finnland, Frankreich und Norwegen sind jeweils einstellig. Aus Estland zum Beispiel sind vier Städte dabei.

Aus dem estnischen Tartu ist Reet Käärik mit ihrer Delegation angereist. "Wenn unser Stand fertig ist, wollen wir Handwerk zeigen und über unsere Stadt informieren", sagt sie mit einem Hauch von osteuropäischem Akzent. Käärik war bereits achtmal mit ihrer Gruppe auf einem internationalen Hansetag. "Als Werbeplattform ist eine solche Veranstaltung toll", meint sie. Man lerne viele neue Menschen kennen und treffe alte Freunde, die man auf vorigen Hansetagen getroffen hat.

Etwas unentschlossen führt Sabine Gutknecht ihre drei Freunde Gunhild Langøien, Ragnfrid Torkildsen und Emil Torkildsen über den Marktplatz. "Wir besuchen uns immer mal wieder. Als ich erzählte, dass es hier in Lüneburg die Hansetage gebe, wollten sie sofort kommen." Sabine Gutknechts Freunde kommen aus der Nähe der Hansestadt Bergen. "Es singt ein Männerchor aus Bergen. Das ist für uns natürlich besonders spannend", sagt Ragnfrid Torkildsen.

Überrascht von Bühnen, Buden und Menschenmassen zeigt sich Georg Pfeifenroth. Zusammen mit seiner Frau fuhr der Rentner von Speyer aus mit dem Zug nach Lübeck und von dort aus mit dem Fahrrad bis nach Lüneburg. "Die Hansetage hatte ich überhaupt nicht auf dem Zettel. Wir machen jedes Jahr eine größere Tour, aber so etwas passiert uns selten."