Landkreis und AWO bieten Ausbildung zum Kulturmittler an. Die Teilnehmer unterstützen Migranten

Lüneburg. Arztbesuch, Behördengang, Elternabend, Vereinsleben - solche Alltagssituationen sind für viele Migranten nicht immer einfach zu bewältigen. Seit Anfang Dezember können ausländische Mitbürger sowie betroffene Institutionen aus Hansestadt und Landkreis Lüneburg kostenlos Hilfe von Kulturmittlern bei den Migrationsdiensten von Arbeiterwohlfahrt (Awo) und Diakonie anfordern. Das Projekt läuft zunächst bis Ende November 2012.

"Die Kulturmittler sollen nicht nur helfen, Sprachbarrieren zu überwinden, sondern auch Hemmschwellen, Vorurteile und Ängste bei allen Beteiligten abbauen", sagt Martin Wiese, Fachbereichsleiter Soziales beim Landkreis Lüneburg. "Dadurch wollen wir die soziale Versorgung und Integration von Migranten verbessern."

Die speziell ausgebildeten Helfer begleiten ausländische Familien insbesondere bei Kontakten zu Kindergärten und Schulen, dem Arbeitgeber oder der Freizeiteinrichtung. Umgekehrt können beispielsweise auch Lehrer oder Behörden Unterstützung von den Kulturmittlern erhalten. In einer Region wie Lüneburg kommen rund 15 000 Menschen mit Migrationshintergrund aus etwa 120 Nationen und vielen verschiedenen Kulturen an einem Ort zusammen.

"Unser Ziel ist es, langfristig eine interkulturelle Öffnung der gesamten Gesellschaft in Hansestadt und Landkreis Lüneburg zu bewirken", sagt Martin Wiese, "das geht am besten von Mensch zu Mensch." Die Kulturmittler geben das nötige Wissen an alle Beteiligten weiter und legen so die Grundlage für gegenseitiges Verständnis.

Die Awo hatte erstmals vor zwei Jahren gemeinsam mit der Arbeitsagentur Kulturmittler ausgebildet. Damals war die Teilnahme einzig Arbeitslosengeld-II-Empfängern möglich. Das Projekt wurde nicht weitergeführt. Im kommenden Jahr jedoch setzen Awo und Landkreis das Programm fort.

"Die Politik hat sich für die Kulturmittler entschieden", sagt Iris Wollschläger von der Awo. "Bisher wurde deren Arbeit als Ehrenamt betrachtet. Mit dem Budget, das der Landkreis uns nun zur Verfügung stellt, ist es erstmals möglich, Kulturmittler zu bezahlen. Das ist auch ein Zeichen der Wertschätzung."

Um den Bedarf an Kulturmittlern in Stadt und Landkreis Lüneburg zu decken, beginnt in der ersten und zweiten Jahreshälfte jeweils eine Qualifizierung für Menschen mit oder ohne Migrationshintergrund. "Es gibt keinen Grund, warum Deutsche mit einem Bewusstsein für andere Kulturen diese Ausbildung nicht auch machen sollten, um als Brücke zwischen Einrichtungen und Migranten zu fungieren", sagt Wollschläger.

Die Ausbildung findet in vier Einheiten von jeweils sechs Stunden statt. An deren Ende fungieren die Mittler als Brücke zwischen Einrichtung und Migranten. Wer sich für das Kulturmittler-Projekt interessiert, wendet sich an die Awo unter der Telefonnummer 04131/86 29 80, an den Migrationsdienst der Diakonie unter der Telefonnummer 04131/74 92-13/-16 oder per E-Mail an kulturmittler@awosozial.de .