Eine Glosse von Frank Adrian

Weihnachtsgeschenke für meine Heike von mir selbst verpackt: Das muss doch nach einigen Versuchen endlich klappen. Allerdings ohne wieder Geschenkpapier von den Ausmaßen eines Wohnzimmerteppichs zu verarbeiten. Auch muss ich vermeiden, jedes Geschenk mit einem Kilometer Kräuselband zu umwickeln.

Meine Geschenk-Verpackungen erinnern durch die Kreuz- und Querverknotung des Kräuselbands an die sturmsicher verzurrte Decksladung eines Küstenmotorschiffes. Nur kleiner. Ist alles ausgewickelt, muss Heike aufpassen, dass sie die Geschenke nicht unter Bergen von zerknittertem Papier übersieht. Cousine Adele, die letzten Heiligabend zu Besuch bei uns war, hat das Papier behutsam glatt gestrichen, sorgsam gefaltet und in ihrem Einkaufsbeutel verstaut. "Was für eine Verschwendung. Das kann ich jahrelang für Weihnachtsgeschenke verwenden", sagte sie vorwurfsvoll.

Bevor ich wieder Geschenke verpacke, versuche ich einige Tricks bei den Profis abzuschauen. In Geschäften mit Geschenk-Einpack-Service sehe ich aufmerksam den Damen zu. Sie reißen immer die passende Größe Papier von der Rolle ab. Egal ob sie ein Kristallfläschchen, einen Kunstbildband oder eine fragile Porzellanfigur einpacken. Geometrisch genau wird das Papier um Ecken und Rundungen gelegt, ohne Knitterfalten. Und wie sie das Kräuselband verknoten! Es zerreißt das Papier nicht, verrutscht nicht und hält alles schön zusammen. Ästhetik und Funktion im harmonischen Einklang, das ist wahre Verpackungskunst. Ob ich das jemals schaffe?