In der Ausstellung “Achtung Mensch“ zeigen die vier Künstler des Vereins “art-projekt“ im Heinrich-Heine-Haus in Lüneburg ihre Arbeiten.

Lüneburg. "Wir wollen alle Facetten des Menschseins zeigen", sagt Inge Schulz-Winter. Unter dem Titel "Achtung Mensch" stellt sie zusammen mit den drei anderen Mitgliedern des Vereins "art-projekt" im Heinrich-Heine-Haus derzeit ihre Arbeiten aus.

"Achtung ist ein Hinweis auf Gefahr, aber auch ein ethischer Begriff, der die Würde des Menschen berührt", sagt Inge Schulz-Winter. Die ausgestellten Bilder und Objekte gehen auf die verschiedenen Aspekte des Themas "Achtung Mensch" ganz unterschiedlich ein.

Inge Schulz-Winter malt in ihrer eigenen Acryltechnik. Zu sehen sind oft Porträts, die Gestalten der Unterwelt zeigen. "Es geht darum, was Menschen ihren Mitmenschen mitgeben", sagt die Malerin. Viele der abgebildeten Personen sind männliche und weibliche Prostituierte. Sie warten auf einen Freier oder dass dieser wieder geht. Die meisten Bilder zeigen Verborgenes. Darum kommt sich der Betrachter oft vor, als würde er durch ein Fenster zu den Figuren hineinsehen. Wie beim Liebespaar von "Aber ich liebe dich doch". "Zunächst sieht es aus, als habe der Mann die Frau in den Armen, in Wirklichkeit hat er seine Faust an ihrem Kinn", sagt Inge Schulz-Winter. So will sie das Thema häusliche Gewalt ansprechen.

So offensichtlich sind die Aussagen bei Nico Bernitzky nicht. Der 47-Jährige will bewusst den Bezug zur Problematik nicht über das Bild herstellen. "Ich möchte Bilder schaffen, die man sich gern ansieht und keine Endzeitstimmung beschwören", sagt er. Stattdessen zeigt er unterschiedliche Frauenköpfe. Zu jedem Bild gehört ein Text, der über die Missachtung der Würde dieser Frauen in ihrer ethnischen Welt erzählt. "Wir denken oft, dass alles in Ordnung sei, dabei ist auch bei uns in Deutschland das Thema aktuell", sagt Bernitzky. Eines seiner Bilder zeigt Katja, ein deutsches Mobbing-Opfer.

Gegründet wurde der Verein "art-projekt" vor fast vier Jahren. "Wir sind alle auch in anderen Vereinen aktiv und haben uns so kennengelernt", sagt Nico Bernitzky. Seitdem stellen die vier Vereinsmitglieder gemeinsam aus. "Eher zufällig als bewusst waren der Mensch und das Leben bisher immer Themen der Ausstellungen", sagt Vereinsmitglied Willi Westphal.

Willi Westphals Bilder sind Fotomontagen. Er hat Politikerbilder aus dem Internet gesammelt oder vom Fernseher abfotografiert. Sie zeigen immer zwei Volksvertreter in Interaktion. Willi Westphal bearbeitet Bilder mit vier verschiedenen Bildbearbeitungsprogrammen und bettet sie in einen neuen Kontext. So können sich Angela Merkel und Guido Westerwelle auch mal am Meer in rötliches Licht getaucht zärtlich anschauen. "The New Royals" heißt der Bilderzyklus. "Ich möchte damit darauf aufmerksam machen, dass sich gewählte Politiker manchmal wie mittelalterliche Landfürsten aufführen", sagt Willi Westphal. Dem 66-Jährigen gehe es bei "Achtung Mensch" darum, dass menschliche Machtstreben zu zeigen.

Ebenfalls prominente Persönlichkeiten zeigen die Bilder von Gero Bräutigam. Die großformatigen Werke setzen bekannte Menschen wie Barack Obama oder den Papst in einen neuen Kontext. "Meine Bilder haben sowohl einen hohen Symbol- als auch Erzählcharakter", sagt Gero Bräutigam.

Außerdem hat er besondere Holzskulpturen angefertigt, die "Wooden People". Die 40 bis 170 Zentimeter großen Holzskulpturen hat Gero Bräutigam mit der Kettensäge aus Obsthölzern geschnitten. "Die Menschen sind schon im Holz", sagt Bräutigam. Wenn er eine Skulptur anfertige, sehe er sich das Holzstück zunächst längere Zeit aus der Entfernung an und kommuniziere mit ihm. Wenn er weiß, was sich im Holz verbirgt, beginnt er mit der Arbeit. Mit einer Spezialkettensäge holt er den Menschen aus dem Holz. "Manchmal bin ich selbst ganz überrascht, was für Menschen am Ende rauskommen", sagt der 72-Jährige.

Die Ausstellung "Achtung Mensch" ist noch bis Sonnabend, 7. Januar, im Heinrich-Heine-Haus zu sehen. Geöffnet ist sie mittwochs, freitags, sonnabends und sonntags von 14 bis 18 Uhr. Am 24. und 31. Dezember bleibt die Ausstellung geschlossen.