Eine Glosse von Uta Buhr

Wir kennen das doch alle: In der Vorweihnachtszeit sitzt vielen von uns das Geld etwas lockerer in der Tasche als sonst. Und das wissen auch die jungen Leute, die mit kräftiger Stimme und Gitarre ausgestattet an U- und S-Bahn-Haltestellen kurz bevor sich die Türen der Bahn automatisch schließen ins Abteil springen, um die Fahrgäste mit ihren Darbietungen bis zur nächsten Station zu begleiten. Entkommen ist unmöglich.

Einer singt, der andere greift in die Saiten, und der Dritte hält derweil den Fahrgästen seine Mütze hin mit den Worten "Meine Damen und Herren, bitte eine kleine Spende für die Musiker." Die etwas Zögerlichen werden auch schon mal mit einem "Na, nun seien Sie mal nicht so. Ein paar Cent können Ihnen doch nicht wehtun", zum Geben aufgefordert.

Nach einer besonders großzügigen Spende bot ein gut gelaunter Troubadour gestern in der S-Bahn sogar eine Zugabe an. "Können Sie denn auch 'O du fröhliche'?" fragte eine würdige alte Dame und zückte ein Eurostück. Bevor der Sänger jedoch den Mund öffnen konnte, war der Ehemann mit einem Geldstück zur Stelle: "Junger Mann, jetzt reicht's. Ich biete Ihnen zwei Euro, damit Sie aufhören." Die hat der junge Mann dann auch gern genommen. So ist das Leben.