Lüneburg. Knapp 100 Tage ist der Lüneburger Regionalbischof Dieter Rathing im Amt. Doch immer noch neu ist ihm, die im Sprengel Lüneburg mit seinen zwölf Kirchenkreisen anfallenden Fahrzeiten im Terminkalender zu berücksichtigen. Verließ er in den vergangenen drei Monaten seinen Wohn- und Dienstsitz, die Landessuperintendentur am Hasenburger Weg, steuerte er meist weiter gelegene Ziele an.

Bleckede, wo er seinen ersten Kirchenkreis-Besuch absolvierte. Das Wendland, wo er sich mit dem EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider und Landesbischof Ralf Meister über die Situation rund um das geplante Atommüll-Endlager Gorleben informierte. Oder das knapp zwei Auto-Stunden entfernte Wolfsburg, wo derzeit ein neuer Superintendent gesucht wird.

"Ein wichtiger Teil meiner Gemeinde sind nun die Pastorinnen und Pastoren, die Nähe zu ihnen ist mir wichtig", beschreibt Rathing sein Selbstverständnis als Landessuperintendent. Er will die Kirche vor Ort stärken, den Menschen Mut machen in ihrer Verantwortung für die Weitergabe der christlichen Tradition und der Bewahrung der Schöpfung. Dass dies keine Floskel ist, hat der Lüneburger Regionalbischof durch seinen Einsatz als Seelsorger während des letzten Castor-Transports bewiesen. "Die Menschen im Wendland sind stark", so Rathing, "stellvertretend nehmen sie hoch wichtige Aufgaben wahr, suchen nach Antworten, wie ein verantwortlicher Umgang mit dem Ewigkeitsproblem der Endlagerung aussehen kann."

Keineswegs seien die Demonstranten die Nein-Sager, als die sie manchmal wahrgenommen werden. "Sie sind Ja-Sager zu einem schonenden Leben in der von Gott geschenkten Schöpfung", so der Landesbischof.

Gefragt, welche drei Orte er einem Besucher seines Sprengels derzeit als erstes zeigen würde, nennt Rathing die Kirchengemeinde Fliegenberg an der Elbe mit ihrem besonderes Engagement für die Erhaltung der Pfarrstelle, das Arbeitslosenprojekt Woltersdorfer Mühle bei Uelzen, wo soziale Verantwortung und Spiritualität verbunden sind.