Der größte Arbeitgeber im Ostkreis ist in eine wirtschaftliche Schieflage geraten. Das Unternehmen leidet unter einem Investitionsstau.

Dahlenburg. Beunruhigt zeigt sich die SPD-Kreistagsfraktion über die wirtschaftliche Entwicklung bei der Molda AG in Dahlenburg und fordert die Landesregierung in Hannover und die Aktionäre auf, einen Beitrag zur Sanierung des Unternehmens zu leisten.

Der Lebensmittelindustriebetrieb ist mit rund 450 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber im Ostkreis und für den Flecken Dahlenburg von besonderer Bedeutung. Die Molda, eine nicht börsennotierte Aktiengesellschaft, gehört zu den weltweit führenden Unternehmen im Bereich der Lebensmitteltrocknung. Das Dahlenburger Unternehmen stellt gefriergetrocknete Früchte, Bäckereiprodukte, Nahrungsmittel- und Fleischzutaten her.

Die Molda AG ist in eine finanzielle Schieflage geraten, die anscheinend so existenzbedrohend ist, dass die Belegschaft vorerst auf die Auszahlung des Weihnachtsgeldes verzichtet, so die SPD-Fraktion. "Dieser Schritt wird den Mitarbeitern nicht leicht gefallen sein und verdient höchste Wertschätzung", sagt Fraktionsvorsitzender Franz-Josef Kamp. Wie berichtet, wurden über eine Krise bei der Molda bereits Belegschaft, Betriebsrat und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) unterrichtet.

"Umso mehr muss man nun eine finanzielle Förderung des Landes erwarten, außerdem eine Beteiligung der Aktionäre, die freiwillig eine Kapitalerhöhung in der Höhe des Weihnachtsgeld Verzichts zeichnen sollten", so Kamp weiter. Weder Geschäftsführung, noch Aufsichtsrat wollten auf Abendblatt-Anfrage Stellung zu den wirtschaftlichen Problemen des Unternehmens nehmen. Doch wie in Medienberichten verlautete, gibt es tatsächlich schwerwiegende finanzielle Probleme. Es heißt, die Molda AG habe einen hohen Investitionsstau. Die Technik in dem Unternehmen sei teilweise bis zu 40 Jahre alt, mit der es schwer sei, auf dem Markt zu konkurrieren. Überdies sei nur Geld für Reparaturen, nicht aber für neue Investitionen da. Der Molda fehle das dafür nötige Kapital. In einem Brief an die Aktionäre soll sogar von einer existenzbedrohenden Lage die Rede sein.

Obgleich der Schuldenstand des Unternehmens im vergangenen Jahr gesenkt werden konnte, warf ein Unfall die Gesellschaft zurück. Die Explosion eines 32 Meter hohen Trockenturms im August dieses Jahres, der für 11,5 Millionen Euro errichtet worden war, richtete einen Schaden im sechsstelligen Bereich an und beschädigte die Statik des Bauwerkes nachhaltig. 80 Feuerwehrleute aus dem Landkreis Lüneburg waren im Sommer angerückt zu den Löscharbeiten, davon 45 Leute von der Ortswehr Dahlenburg. Die Anlage steht seit dem Unfall still, bei dem ein Molda-Mitarbeiter ein Knalltrauma erlitten hatte. Und es ist bislang nicht klar, ob sie jemals wieder in Betrieb geht oder abgerissen werden muss.

Zudem ist ein weiterer Sprühturm nicht mehr in Betrieb. Er wurde vom Gewerbeaufsichtsamt Lüneburg stillgelegt. Daher kam es zwischenzeitlich zum Ausfall einer Kälteanlage und damit zu Produktionsausfällen. Erst vor zwei Jahren hatten der Landkreis Lüneburg und die Gemeinde Dahlenburg die neue Betriebszufahrt der Molda finanziell gefördert. Es wurde mit jeweils 50.000 Euro aus den Mitteln des kommunalen Strukturentwicklungsfonds des Landkreises und aus dem Etat des Fleckens die neue Lkw-Einfahrt bezuschusst. Grund für den 360.000 Euro teuren Straßenbau war die hohe Belastung der Anwohner, die täglich die Durchfahrt von rund 100 Lastwagen durch die Gartenstraße zum Werksgelände ertragen mussten. Zudem lag die alte Zufahrt am Weg für die Dahlenburger Kinder zur Fürstenwall-Grundschule.

Nach Auffassung der SPD-Kreistagsfraktion ist jetzt das Wirtschaftsministerium in Hannover am Zug, Geld für notwendige Investitionen zur Umstrukturierung des Betriebes zu geben. "Es kann nicht sein, dass womöglich 450 Mitarbeiter bald auf der Straße stehen. Die Wichtigkeit dieses Betriebes für die gesamte Region im Ostkreis sollte auch in Hannover bekannt sein", sagte SPD-Fraktionschef Franz Josef Kamp.

Der hatte sich bereits bei einem Besuch in der Molda vom Vorstandschef Dr. Torsten Voß nach eigenem Bekunden über die Situation informieren lassen und will sich nun im Kreistag für die Belange der Molda stärker einsetzen.