Mit der ersten Nacht der Ausbildung beschreitet die Lüneburger Wirtschaft neue Wege

Lüneburg. Sie entwickeln, fertigen und vertreiben Lasermess- und -positioniertechnik, haben Niederlassungen auf der ganzen Welt beschäftigen 200 Mitarbeiter in Lüneburg: Die Firma LAP im Industriegebiethafen Hafen ist einer der wichtigen mittelständischen Arbeitgeber in der Stadt. Doch der gute Ruf eines Betriebes allein reicht nicht mehr, um neue Auszubildende zu gewinnen. Der demografische Wandel macht sich bemerkbar: Immer weniger Schulabgänger suchen nach einen Ausbildungsplatz.

"Die Unternehmen in der Region brauchen dringend Nachwuchs beim Personal", sagt Anikó Hauch vom Verein Wirtschaftsforum (Wifo). Zum ersten Mal hat der Verein für Schüler und Schülerinnen aus der Region Betriebsbesichtigungen organisiert, mit denen die Firmen Arbeitskräfte gewinnen möchten. Rund 50 Schüler, unter anderem von der Jörg-Immendorf-Schule in Bleckede, der Hautschule Stadtmitte sowie von der Realschule und dem Gymnasium Oedeme folgten letztlich der Einladung und nahmen an der ersten Lüneburger "Nacht der Ausbildung" teil. "Wir wollen den jungen Leuten vor allem gewerbliche Berufe vorstellen", sagt Gerhard Voigts, stellvertretender Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Lüneburg (W.LG), der die Besichtigungstour der Schüler an diesem Abend begleitet. Noch immer zieht es viele Schulabgänger ausschließlich ins Büro. "Derzeit sind kaufmännische Berufe der Renner", sagt auch Anikó Hauch, die als Personalvermittlerin in Lüneburg tätig ist. Dabei fehlen vor allen Dingen in den so genannten MINT-Berufen (Mathematik, Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften und Technik) die Arbeitskräfte.

Antonia Muxfeld aus Adendorf hat sich bereits gegen einen Schreibtischjob entschieden. Derzeit absolviert sie ein Praktikum bei der Firma LAP, jetzt führt sie die Schulabgänger durch den Betrieb in der Zeppelinstraße. Dass sie nicht ins kaufmännische Fach strebt, hat einen Grund: Das Interesse für technische Berufe liegt in der Familie. Derzeit besucht sie die Fachoberschule der BBS II für Technik am Schwalbenberg, demnächst wird sie ihr Fachabitur machen, um danach Elektrotechnik zu studieren. Bei der Firma LAP ist sie mit ihrem Berufswunsch richtig: Hochschulabsolventen werden vor allem in den Fachrichtungen Elektrotechnik, Feinwerktechnik, Informatik, Maschinenbau und Physik gebraucht.

Die Schüler stehen teilweise noch ein wenig ratlos in der Fertigung, wo ihnen modernste Lasertechnik begegnet. Insbesondere die Mädchen werfen sehnsüchtige Blicke in die Büros - eine Ausnahme ist da Luise Wiecher vom Gymnasium Oedeme. Sie besucht die 11. Jahrgangsstufe, interessiert sich für ein duales Studium, bei dem sich praktische Ausbildungszeiten im Betrieb mit dem theoretischen Teil in der Hochschule abwechseln. Letztlich geht sie zufrieden nach Hause, denn bei LAP hätte sie dafür gute Aussichten. Zufrieden mit der ersten Nacht der Ausbildung ist auch Gerhard Voigts von der W.LG. "Ich gehe davon aus, dass wir das Ganze im Herbst 2012 wieder planen werden", sagt er. Das Interesse der Lüneburger Wirtschaft ist da.