Die Polizei fahndet nach Brandstiftern, die in der Nacht zu Montag in Lüneburg-Jüttkenmoor mehrere Autos angezündet haben sollen.

Lüneburg. "Das war eine heiße Nacht für uns", berichtet Daniel Roemer, Sprecher der Feuerwehr Lüneburg. Acht Autos und vier Müllcontainer standen in der Nacht zu Montag in Flammen. Die Brandherde befanden sich in den Lüneburger Stadtteilen Jüttkenmoor und Kreideberg. Für die Löscheinsätze war die Feuerwehr mit sieben Fahrzeugen und mehr als 40 Rettungskräften ausgerückt. Ursache war jeweils Brandstiftung.

Den ersten Alarm verzeichnet die Einsatzstatistik der Feuerwehr um 3.01 Uhr: In der Thorner Straße brannten an zwei verschiedenen Stellen vier Müllcontainer. "Drei davon standen in einem Verschlag an einem Wohngebäude", erklärt Feuerwehrsprecher Daniel Roemer. "Ein Übergreifen auf das Wohngebäude konnte jedoch noch rechtzeitig verhindert werden."

Auf der Rückfahrt zum Feuerwehrhaus an der Lise-Meitner-Straße folgte um 3.38 Uhr der nächste Einsatzalarm: In der Wilhelm-Hillmer-Straße in Jüttkenmoor brennt ein Auto. Bereits 14 Minuten später wurde ein weiterer Pkw-Brand in der benachbarten William-Watt-Straße gemeldet.

"Wegen der sich ständig erhöhenden Zahl brennender Pkw, ließ Einsatzleiter Markus-Björn Peisker weitere Kräfte nachalarmieren." Sieben Löschtrupps gingen unter Atemschutz mit Schaum und Wasser gegen die Flammen vor. "Die Fahrzeuge mussten teilweise aufgebrochen werden."

"Insgesamt waren acht Fahrzeuge betroffen", erklärt Daniel Roemer. In zwei Fällen griffen die Fahrzeugbrände auf weitere Autos in der Nähe, einen Fiat und einen Ford, über. "Eines der Autos konnten Anwohner in letzter Minute aus der unmittelbaren Nähe eines brennenden Fahrzeuges entfernen, sodass an diesem Pkw lediglich ein Schaden an der Front entstand."

Die zerstörten Fahrzeuge wurden von der Polizei teilweise beschlagnahmt. Einige ausgebrannte Autowracks stehen aber weiterhin am Straßenrand. An ihnen bleiben die Anwohner nur wenige Stunden nach dem Großeinsatz für Feuerwehr und Polizei stehen, um über die Geschehnisse der vorigen Nacht zu diskutieren.

"Hier war richtig was los", erinnert sich Detlev Wehnert. "Das war der Wahnsinn." Zusammen mit etwa 30 Nachbarn stand er auf der Straße, um sich die Löscharbeiten der Feuerwehr aus der Nähe anzuschauen. Teilweise hatte er die Menschen aus dem Bett geklingelt, damit sie ihre Autos vor einem Übergreifen der Brände in Sicherheit bringen konnten.

"Zuerst habe ich gedacht, dass da draußen Jugendliche Silvesterböller zünden", sagt Wehnert über den Knall nach dem Platzen eines Autoreifens nur wenige Meter von seinem Schlafzimmerfenster entfernt. "Ich habe nach draußen geschaut und habe zwei Autos brennen gesehen." Daraufhin wählte er die 110 und alarmierte die Polizei.

Lange bevor deren Ermittlungen zu den Brandstiftern der mindestens sechs angesteckten Autos abgeschlossen sind, ist die Täterfrage das Hauptthema unter den Anwohnern der Wilhelm-Hillmer- und der William-Watt-Straße. "Das waren bestimmt Leute aus dem Castor-Camp bei Gorleben", ist sich ein älterer Herr ziemlich sicher. "Quatsch", findet das Anwohner Wehnert. "Das ist hier doch kein Reichenviertel." In seiner Straße gibt es in der Tat vor allem Mehrfamilienhäusern, vor denen Mittelklassewagen parken.

Die durch die Brände beschädigten Fahrzeuge sind Auto der Marken Skoda, Audi, Nissan, VW und Mercedes. Die Polizei beziffert den insgesamt entstandenen Sachschaden mit derzeit gut 100.000 Euro. "Sie wurden jeweils im vorderen Bereich in Brand gesetzt", erklärt Kai Richter, Sprecher der Polizei in Lüneburg. Das Feuer griff jeweils auf die Motorräume über."

Für die sofort eingeleitete Fahndung setzte die Polizei auch einen Hubschrauber ein. Bislang ist aber weder bekannt, ob es sich um einen oder mehrere Täter handelt. Kai Richter hält Verbindungen zu den angezündeten Müllcontainern für wahrscheinlicher als einen politischen Hintergrund. "Es gibt keine Hinweise darauf, wie zum Beispiel ein Bekennerschreiben."

Damit unterscheidet sich die gestrige Brandserie in Lüneburg von einem gezielten Brandanschlag auf zwölf Lieferwagen der Post-Tochter DHL im Juli 2009. Dieser Fall wurde nach Auskunft der Staatsanwaltschaft im vorigen Jahr unaufgeklärt zu den Akten gelegt.