Musical-Premiere im Lüneburger Theater begeistert

Lüneburg. Springende Ovationen - so könnte man wohl die Reaktion des Publikums bei der Premiere des "Käfig voller Narren" im Lüneburger Theater am Sonnabend nennen. Noch beim Verklingen des Schlussakkords sprangen die Zuschauer förmlich auf, sie jubelten und klatschen. Mit seiner jüngsten Inszenierung hat Regisseur Klaus Seiffert voll den Geschmack des Lüneburger Publikums getroffen.

"Ein Käfig voller Narren" ist ein farbenprächtiges, knapp drei Stunden währendes Spektakel um ein homosexuelles Paar und dessen Sohn, der die Tochter eines verkrusteten Kommunalpolitikers heiraten möchte. Seiffert hat hierfür eine Menge Gaststars ans Theater geholt. Zum Beispiel Felix Martin. Der Hamburger brilliert in der Rolle des Albin, zeigt ihn als gekränkten Lebenspartner, als verletzte Mutter und als überkandidelten Travestie-Star Zaza. Köstlich, wie er mit dem Lüneburger Publikum spielt! Auch stimmlich weiß Felix Martin zu überzeugen; seine Stimme mit dem herrlich rauen Timbre ist wandelbar und berührend. Leider fehlt es vor allem in hohen, lauten Passagen ein wenig an Volumen.

Daran mangelt es Ulrich Kratz nicht. Mühelos füllt der Sänger den Raum, bleibt auch bei vollem Einsatz des unter Nezih Seckin sauber und schwungvoll, aber manchmal etwas zu brav agierenden Orchesters wunderbar zu hören. Durchweg solide zeigten sich die übrigen Hauptakteure: Oliver Hennes als Sohn Jean-Michel, Uwe Salzmann und Kirsten Patt als Ehepaar Dindon. Vor allem tänzerisch glänzte Claudia Rietschel als Anne, Jean-Michels Verlobte.

Weder Kosten noch Mühe hat man für den "Käfig der Narren" gescheut. Das Bühnenbild (Barbara Bloch) ist aufwendig, innerhalb kürzester Zeit wechseln Szenerien und Stimmungen; Sabine Meinhardts Kostüme sind schrill, bunt, abgefahren. Auch die Choreografien sind gelungen, wenn auch manchmal etwas holperig ausgeführt. Choreograf Mario Mariano bekam übrigens wohl den meisten Szenenapplaus: Er verkörpert die völlig überkandidelte, transsexuelle Zofe Jacob.

Schade ist nur, dass das Ganze manchmal ein wenig zu sehr ins Klamaukige abdriftet. Denn im Grunde ist dieses Musical, so spaßig es auch ist, ein Plädoyer für den respektvollen Umgang mit Menschen, die ein bisschen anders sind als das Gros der Gesellschaft. Wenn die homo- oder transsexuellen Künstler aber als lächerliche Karikaturen gezeigt werden, so ist das nicht wirklich witzig, sondern bestätigt nur das verzerrte Bild, das auch heute noch immer in zu vielen Köpfen steckt.