Lüneburger Ehepaar kauft die historische Villa und will sie sanieren - wenn möglich

Lüneburg. Das jahrelange Gezerre um die Zukunft der ehemaligen psychiatrischen Klinik zwischen Häcklingen und Rettmer hat ein Ende: Die Villa hat neue Besitzer. Und die lassen das Verfahren um die Aberkennung des Denkmalstatus` und die Abrissgenehmigung des Hauses vorerst ruhen.

1906 als Frauenschule erbaut, steht das Gebäude seit fast fünf Jahren leer. Zwischenzeitlich Privathaus des Kronen-Brauerei-Besitzers Alexander Möllering, beschlagnahmte die britische Armee die "Villa Möllering" im April 1945 und richtete dort ihr taktisches Hauptquartier für Nordwesteuropa ein. Am 3. Mai 1945 unterzeichnete ein Hamburger Abgesandter im Rittersaal der Villa die Kapitulation der Hansestadt, bevor er die Stadt am Abend vor dem Rathaus Hamburg den Briten übergab. Einen Tag später unterzeichneten die nordwestdeutschen Armeen auf dem Timeloberg in Wendisch Evern ihre Kapitulation, die Verhandlungen dafür hatten ebenfalls im Häcklinger Haus stattgefunden.

Gründe genug waren das für einen Lüneburger Geschichtslehrer, für die Aufnahme des Gebäudes in die Liste der Baudenkmale Niedersachsens zu werben - erfolgreich. Und dafür, gemeinsam mit einem Verein für die Einrichtung einer Dokumentationsstätte in der Villa zu werben - ohne Erfolg.

Jahrelang stritt sich Dr. Rainer Sabelleck, der Werber für das Waldhaus, mit dem Eigentümer, dem Verein "Die Brücke" aus Uelzen, der dort bis Anfang 2007 eine psychiatrische Klinik betrieb. Er stritt sich auch mit der Stadtverwaltung, die als Untere Denkmalschutzbehörde seiner Ansicht nach nicht genug für den Schutz des Hauses vor Vandalismus getan hat.

Jetzt wird Sabelleck sich zurücknehmen müssen mit seinen Vorstellungen und Planungen, denn ein Lüneburger Ehepaar hat die Villa gekauft.

Auf einen letzten verbalen Seitenhieb auf "Die Brücke" wollte der Historiker im Gespräch mit dem Abendblatt jedoch nicht verzichten. "Es ist schade, dass der Vorstand der ,Brücke` uns als Kaufinteressierten nicht die Möglichkeit geben wollte, das Haus nach den Beschädigungen in den Sommerferien zu besichtigen", sagte er zu dem Verkauf. "Dadurch wurde verhindert, dass wir den Kostenfaktor Renovierung in unserem Business-Plan entsprechend aktualisieren konnten. Aber ein ,Katze-im-Sack-Kauf` kam nicht in Frage." Dass der Verein jedoch überhaupt ausreichend Spender und Sponsoren für Kauf und Sanierung gefunden hätte, hat der Vorsitzende nie mitgeteilt.

Dem Abendblatt sagten die neuen Besitzer, die als Privatleute zunächst nicht mit seinem Namen an die Öffentlichkeit gehen möchten, das Haus erhalten zu wollen - allerdings unter Vorbehalt. "Zunächst muss ein Bausachverständiger prüfen, ob die tragende Konstruktion des Hauses hält oder nicht. Das ist das K.-o.-Kriterium, von dem die Entscheidung abhängt." Bis dahin wolle er die von dem Vorbesitzer angestrengten Bemühungen, das Haus von seinem Status als Denkmal befreien zu lassen und eine Abrissgenehmigung zu bekommen, ruhen lassen.

In Bezug auf die Zukunft der Villa mit der wechselvollen Geschichte will das Ehepaar demnächst das Gespräch mit der Stadtverwaltung suchen. Vorstellen können sich die Käufer eine Art Konzept wie auf Gut Bardenhagen bei Bienenbüttel, "in der Größenordnung, wie es dort einmal begonnen hat", erklärte das Investoren-Paar.

"Wir sehen Möglichkeiten in einer Mischung aus Kultur, Seminaren und Übernachtungen und sind dort auf der Suche nach einem tragfähigen Konzept." Wohnungen seien nicht geplant. Rechnen allerdings könne sich das angedachte Projekt nur, wenn die abgerissenen Wirtschaftsgebäude wieder aufgebaut werden dürften - nach historischem Vorbild. Der Bebauungsplan schließt nach Kenntnis des Käufers zwar ein Beherbergungsgewerbe aus, Gastronomie aber sei bereits jetzt zulässig.

Ziel der neuen Besitzer sei "ganz klar der Erhalt des Gebäudes". Kurzfristig setzt das Ehepaar nun Ersthilfemaßnahmen gegen die Feuchtigkeit und den Schimmel in Gang. Dann steht die Untersuchung des Sachverständigen an. Sollte dabei herauskommen, dass zum Beispiel sämtliche Deckenbalken verfault sind, sei der Erhalt des Hauses nicht möglich, schränken die neuen Besitzer ein.

"Das Gebäude hat sehr viel Charme. Ich würde es sehr gerne renovieren und sanieren. Doch das wird ein steiniger Weg", sagt der Mann. Bei einem Besuch des Grundstücks habe er sich in die Villa "verguckt", auch das Grundstück sei wunderschön. "Da muss man etwas draus machen", war ihm damals klar. Nur was genau, das steht noch in den Sternen. Dr. Rainer Sabelleck hat bereits Gesprächsbedarf angekündigt.