Unterschiedliche Rechenwege bringen abweichende Ergebnisse für benötigtes Wasser aus der Heide

Winsen/Hamburg. Üblicherweise führen mehrere Wege nach Rom. Offensichtlich gilt diese Weisheit aber nicht für Trinkwasserbedarfsprognosen von Hamburg Wasser. Im Zuge des Verfahrens, in dem Hamburg Wasser beim Landkreis Harburg die Förderung von Trinkwasser aus der Nordheide beantragt, hatten die Hamburger der Kreisverwaltung in Winsen unter anderem auch ihre Bedarfsprognose für das Trinkwasser im Bereich Handel, Gewerbe und Dienstleistung für die beantragten 30 Jahre vorgelegt. Die liegt bei rund 21,3 Millionen Kubikmeter im Jahr 2030. Die Kreisverwaltung ließ nachrechnen. Und die Gutachter der Kreisverwaltung kamen auf eine Summe, die mehr als neun Millionen unter der der Hamburger liegt.

Trotz mehrfachen Nachhakens kam aus Hamburg keine schlüssige Antwort, woher diese Differenz kommen könne. Ein Gespräch mit Vertretern von Hamburg Wasser, der Kreisverwaltung und allen beteiligten Gutachtern sollte Aufklärung bringen (das Abendblatt berichtete). "Dass ihnen eventuell ein Rechenfehler unterlaufen sein könnte, hat Hamburg Wasser immer weit von sich gewiesen. Andererseits haben wir natürlich nicht selbst nachgerechnet, sondern Gutachter damit beauftragt, bei denen man davon ausgehen kann, dass sie ihr Geschäft verstehen", so Harburgs Kreisrat Dr. Björn Hoppenstedt, der für die Kreisverwaltung mit Hamburg Wasser in Verhandlung steht.

Jetzt hat das Gespräch im Kreishaus in Winsen stattgefunden. Hoppenstedt: "In diesem Gespräch wurden uns nun endlich die Grundlagen für die Berechnung des Trinkwasserbedarfs vorgelegt. Hätte man die Rechnung der Hamburger konsequent zu Ende gerechnet, wäre man zu einem geringeren Ergebnis gekommen, als das, was die Hamburger uns da vorgelegt haben." Auch die Nachfragen zu dem von Hamburg benutzten Rechenweg, so Hoppenstedt, hätten nicht dazu geführt, dass das der Kreisverwaltung präsentierte Ergebnis plausibel hätte dargelegt werden können. Mit anderen Worten: Rechenweg und Ergebnis der Gutachter von Hamburg Wasser waren nicht nachvollziehbar, wie sich in dem Gespräch im Kreishaus jetzt zeigte.

Die Gutachter von Hamburg Wasser sollen diesen "für uns doch sehr irritierenden Umgang mit Zahlen", so Hoppenstedt im Gespräch damit begründet haben, dass ihre Berechnungsmethoden sehr "innovativ seien". Das, sagt Kreisrat Björn Hoppenstedt, "ist natürlich nicht gerade eine vertrauensbildende Maßnahme von Hamburg Wasser, dass wir erst so spät die tatsächlichen Grundlagen für die Herleitung des Bedarfs bekommen, damit unsere Gutachter in der Lage sind, auf dieser Grundlage ihre Berechnungen noch mal anzustellen". In der Winsener Kreisverwaltung ist man auch darüber verärgert, dass "man über einen längeren Zeitraum immer über einer Frage brütet, ohne weiter zu kommen", so der Kreisrat.

Den Vorwurf, der Landkreis verzögere die Bearbeitung des Antrags damit, dass immer wieder neue Gutachten aus Winsen gefordert würden, den lasse, so Björn Hoppenstedt, sich die Kreisverwaltung vor dem Hintergrund dieses Rechendebakels niemand mehr in der Verwaltung machen. Diesen Vorwurf hatte Hamburg Wasser in der Vergangenheit dem Kreis gegenüber geäußert mit dem Hinweis, Hamburg Wasser brauche Planungssicherheit, was das Rohrleitungssystem und die Versorgung einer Metropole mit Trinkwasser angehe.

Hamburg Wasser weist die Vorwürfe aus dem Kreishaus in Winsen entschieden zurück. "Wir haben im Jahr 2007 unsere innovative Berechnung zur Prognose der Öffentlichkeit vorgestellt. In der Fachwelt bekamen unsere Berechnungen eine überaus positive Resonanz. Und 2009 haben wir unser Trinkwasserbedarfsprognose mit den übrigen Antragsunterlagen im Kreishaus eingereicht", sagt Hamburg Wasser Sprecher Carsten Roth. Alle Fragen, die seitdem zu den Berechnungen aus Winsen gestellt worden seien, habe man in Hamburg beantwortet. Und die Datengrundlage habe Hamburg Wasser gleich offen gelegt.

Vielmehr sieht Roth das Problem darin, dass die vom Landkreis beauftragten Gutachter, eigene Berechnungen aufgestellt hätten. Roth: "Es kann nicht darum gehen, dass die Gutachter des Kreises neue Berechnungswege ergründen. Sie müssen unsere Wege nachvollziehen können." Das sei ein Prozess, bei dem man aufeinander zugehen müsse. Und nun müssten die Gutachter sagen, wo weitere Fragen offen seien, "die wir dann natürlich auch beantworten werden", so der Sprecher von Hamburg Wasser. Roth: "Der Vorwurf, wir hätten Daten zurück gehalten, ist schlichtweg falsch."