FDP stellt Antrag im Kreistag. Doch der Vorschlag für die Insignie wurde nicht fristgerecht eingereicht

Lüneburg. Der Oberbürgermeister von Lüneburg, Ulrich Mädge, hat eine. Der Erste Rathmann in Bardowick, Horst Bosch, auch - und seine vielen Vorgänger als politische Oberhäupter im Domflecken trugen sie schon seit 1612. Nur der Landrat des Kreises Lüneburg hat keine Amtskette. Das soll sich nach dem Willen der FDP-Fraktionsvorsitzenden im Kreistag, Karin-Ose Röckseisen, ändern. Sie beantragt eine Amtskette für den Landrat. "Warum sollte ein Landrat, der einem Oberbürgermeister ebenbürtig ist, keine Amtskette tragen?", fragt die Scharnebeckerin.

Schließlich haben Bürgermeisterketten als Zeichen der Würde des Amtes haben eine lange Tradition und sind oft kunstvoll gearbeitet, so Röckseisen. Die Amtsketten von Bürgermeistern, wie sie heute noch existieren, gehen auf das 19. Jahrhundert zurück. Sie können aus versilbertem Stahl, Silber, vergoldetem Silber und in ganz seltenen Fällen aus Gold bestehen. Getragen werden sie zu feierlichen Anlässen.

Röckseisen sagt, "da sich der Landrat unseres Landkreises lediglich zivil kleidet, ist er nur für Eingeweihte als Amtsträger erkennbar." Bei offiziellen Anlässen sowie bei Treffen mit auswärtigen Gästen könne eine Amtskette den Landrat als Repräsentanten besonders hervorheben und die Bedeutung und Festlichkeit des Anlasses unterstreichen, sagt die FDP-Abgeordnete. Sie schlägt vor, dass alle Samt- und Einheitsgemeinden des Landkreises sowie Institutionen, die besondere Beziehungen zum Landkreis Lüneburg haben wie zum Beispiel Partnergemeinden jeweils ein Kettenglied gestalten und bezahlen, sodass dem Kreis wenig Kosten entstehen für die Einführung einer würdevollen Kette.

Doch die Sache hat einen Haken - einmal davon abgesehen, ob der originelle Antrag Röckseisens überhaupt eine Mehrheit im Kreistag finden würde. Er wurde zu spät gestellt. "Eigentlich sollte er ein netter Abschiedsantrag der drei aus dem Kreistag ausscheidenden FDP-Mitglieder sein. Aber leider habe ich ihn zwei Tage zu spät bei der Kreisverwaltung abgeliefert, weil ich erst das Einverständnis der beiden anderen, Karin Zimmermann und Hans Barufe, noch abwarten musste", so die scheidende Fraktionsvorsitzende, die dem nächsten Kreistag eben sowenig angehören wird wie ihre beiden bisherigen Mitstreiter.

"Deshalb forderte die Verwaltung, entweder sollten die beiden neuen FDP-Mitglieder den Antrag übernehmen, oder ich solle ihn zurückziehen. Die beiden Neuen Birte Schellmann und Gisela Plaschka fanden es zwar ein nette Idee, aber sie wollten ihn nicht übernehmen", sagt Röckseisen. Sie haben Einwendungen gegen den Vorschlag. Die von beiden ihr gegenüber geäußerten Bedenken könne sie jedoch widerlegen, sagt Röckseisen: "Der Landkreis hat keine Kosten, weil jede Kommune ihr eigenes Kettenglied mit ihrem Wappen selbst bezahlt, bei Veränderungen Kettenglieder ergänzt oder ausgetauscht werden können." Die Kette sei ohnehin als Angebot an alle Amtsträger und nicht nur für den hauptamtlichen Landrat Manfred Nahrstedt (SPD) gedacht, sondern auch für seine ehrenamtlichen Stellvertreter.

"Wir werden den Antrag aber dennoch nicht zurückziehen, sondern abwarten, ob nicht unter Umständen während unserer Amtszeit doch noch ein Kreistag stattfindet oder ein anderes Wunder geschieht. Wenn nicht, fällt der schöne Antrag eben am Ende ganz still unter den Tisch", so Röckseisen kämpferisch.