Naturschützer befürchten die Zerstörung der Brutstätten des seltenen Vogels

Lüneburg/Uelzen. Zuletzt war die Planung der Autobahn 39 von Wolfsburg nach Lüneburg wegen der möglicherweise fehlenden Finanzmittel in die Schlagzeilen geraten. Einem Entwurf des Bundesverkehrsministeriums zufolge will das Ministerium in den nächsten fünf Jahren Geld nur noch für die Sanierung, nicht aber für den Neubau von Straßen ausgeben.

Jetzt hat der Landesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (LBU) eine neues Hindernis für die A 39 ausgemacht: Auch ein streng geschütztes Vorkommen der Gartenammer, auch Ortolan genannt, zwischen der B 71 und Bad Bodenteich könnte nach Ansicht der Umweltschützer das Bauvorhaben zu Fall bringen. "Für den Schutz dieser stark gefährdeten Vogelart hat das Land Niedersachsen auch europaweit eine besondere Verantwortung, weil im östlichen Landkreis Uelzen und im Wendland die letzten wesentlichen Standorte des Vogels vorgefunden wurden. Sie sind durch den vordringenden Maisanbau und den Rückgang von Hackfrüchten zusätzlich bedroht", sagt Eckehard Niemann, Sprecher der LBU.

Das Bundesumweltministerium habe in seiner Stellungnahme zur Linienbestimmung der geplanten A 39 die Durchschneidung des Vogelschutzgebiets Ostheide schon angeprangert, heißt es bei den Naturschützern. Die geplante Trasse der A 39 zerstöre nicht nur zahlreiche Brutstätten des seltenen Vogels, sondern trenne etwa 70 Brutpaare von den anderen Populationen. Die Verinselung der Tiere sei nicht durch naturschutzrechtliche Kompensationsmaßnahmen ausgleichbar.

Laut LBU haben mehrere Experten darauf hingewiesen, dass eine von anderen Populationen abgeschnittene Gartenammer-Population auf Dauer in der Existenz bedroht sei, da standorttreuen Männchen westlich der A 39 auf den jährlichen Zuflug junger Weibchen aus dem Bereich östlich der Autobahn angewiesen seien. Singgemeinschaften und Kontaktmöglichkeiten der Ortolane werden aber durch die A 39 unterbunden, daher käme es mittelfristig zu einem Aussterben der westlichen Populationen. Solche Folgen, meint der LBU, würden von der EU ohne Ausgleich nicht hingenommen werden. Die Planer der Trasse suchten derzeit im Verbund mit der Landwirtschaftskammer nach Landwirten, die sich zu einer bestimmten Bewirtschaftung ihrer Felder bereit erklären, um dort die Gartenammer anzusiedeln.

Laut Auskunft der Landwirtschaftskammer habe aber bisher kein Landwirt einen Vertrag zum Schutz der Vögel, die mit ihrem Gesang angeblich Ludwig van Beethoven zur Fünften Symphonie inspiriert haben, abgeschlossen. "Die dafür erforderliche Bewirtschaftung ist für die Landwirte unrentabel", sagt Günter Schäfers, Sprecher der LBU-Regionalgruppe Ostheide. Erst kürzlich habe auch der Bauernverband die Bedrohung des Ortolan und anderer Vogelarten infolge der Zerschneidung durch neue Autobahnen kritisiert. Die Naturschützer fordern das endgültige Aus für die Planung der A 39.