Das Team der E.on-Avacon-Azubis stellt den neuen Sülfmeister. Beim nächsten Kopefest soll das Mittelalter noch mehr im Fokus stehen.

Lüneburg. Aller guten Dinge sind fünf. Jedenfalls für das Team der E.on-Avacon-Azubis. Bereits zum fünften Mal sind sie in das Finale der Sülfmeistertage eingezogen. Montagnachmittag konnten die Auszubildenden endlich den Siegerpokal aus dem Wettbewerb mitnehmen. Das Team stellt auch den neuen Sülfmeister: Ausbilder Martin Bruns darf sich seit gestern Martin I. nennen.

"Ich kann es noch gar nicht fassen", sagte der 35-Jährige nach dem Sieg, "wenn ich morgen aufwache und es war kein Traum, kann ich mich richtig freuen." Das Finale im Fassrollen hatten seine Azubis gegen das Team der Kreisfeuerwehr ausgetragen. Die Mannschaften traten bereits zum zweiten Mal gegeneinander an. Vor drei Jahren hatten die Feuerwehrleute gegen die Azubis gewonnen. Wie in den Jahren davor hat Martin Bruns für sein Team die Zeit gestoppt. "Ich habe mich bewusst abgewandt und nicht zugesehen, wie das Fass läuft", sagt er. 53 Sekunden haben seine Azubis gebraucht, um das Fass den Sande hoch und wieder runter zu rollen. Die Kreisfeuerwehr brauchte 13 Sekunden länger.

Dass es endlich zum Sieg gereicht hat, liegt, laut Martin Bruns, an der neuen Mannschaftskonstellation im Halbfinale. "Unsere stärksten Gegner, das Team vom Salü und die Marktbeschicker, sind gar nicht erst ins Finale eingezogen", sagt der neue Sülfmeister. Schuld daran sei ein neues Punktesystem im Viertelfinale. "Das hat den Wettkampf fairer gemacht", glaubt Bruns.

Doch ob fair oder unfair, die Sülfmeistertage ziehen immer viele Besucher nach Lüneburg. "Am vergangenen Sonnabend hatten wir 30 Prozent mehr Besucher als sonst", sagt Lüneburg Marketing Chef Stefan Pruschwitz. Auch Heiko Meyer, Vorsitzender des Vereins Lüneburg Citymanagement (LCM) ist zufrieden. Bereits zum zweiten Mal hatte sein Verein einen verkaufsoffenen Sonntag an die Sülfmeistertage gekoppelt. "Die Stadt war brechend voll. Auch viele Auswärtige aus Hamburg, Ratzeburg oder Ostholstein sind hergekommen", sagt er. Vom guten Wetter hätten jedoch die Gastronomen mehr profitiert als der Einzelhandel. "Die Cafés waren so voll, dass die Leute Schlange gestanden haben", sagt er. Die Herbstmode sei bei 25 Grad jedoch nur schleppend verkauft worden.

"Für den Handel wirkt das in jedem Fall nachhaltig. Wir haben uns gut und offen präsentiert", sagt Heiko Meyer. Er kann sich vorstellen in Zukunft auch an andere Events verkaufsoffene Sonntage zu koppeln. Damit wäre auch Marketing-Chef Pruschwitz einverstanden. Im nächsten Jahr will er jedoch zunächst den Eventcharaker der Sülfmeistertage erhöhen. "Außerdem wollen wir den Fokus noch stärker auf das Thema Mittelalter legen", so Pruschwitz. Er will auch die Stände am Sande thematisch gestalten.

In diesem Jahr gab es zum ersten Mal einen größeren Mittelaltermarkt vor der Sankt Johanniskirche. Hier konnten die Besucher sich in die Zeit der Sülfmeister hineinversetzen. In mittelalterlichen Gewändern wurden unter anderem echte Schwerter zum Kauf angeboten.

Versorgt wurden die Händler und Darsteller von "Gittes Lagerküche". Geleitet wird die von Brigitte Bachmann. Aus ihrer Sicht kann der Mittelaltermarkt ruhig erweitert werden. "Am liebsten wäre es mir, wenn wir auf den Sand könnten. Dort könnte man ein richtiges Mittelalterdorf errichten", sagt sie. Auf dem Platz gäbe es ganz andere Möglichkeiten die Zelte aufzustellen als vor der Johanniskirche.

Klaus Bolzmann, als Korbflechter auf dem Mittelaltermarkt, ist mit dem Platz zufrieden. Er möchte jedoch mehr in Kontakt zu den Besuchern kommen. "Besonders Kindern will ich zeigen, wie so ein Korb entsteht", sagt Bolzmann. Außerdem stört ihn das Angebot seiner Mitbewerber: "Es gibt zu wenig darstellende Handwerker und zu viele Verkaufsstände."

Das findet Sabrina Kurth auch. Die 24-Jährige aus Freiburg ist zu Besuch in Lüneburg. "Oft gibt es auf diesen Märkten nur eine kleine Gruppe, die tatsächlich altes Handwerk zeigt. Der Rest schustert sich passend zum Thema was zusammen und will das dann verkaufen", sagt sie.

Traditionell durfte der neue Sülfmeister den großen Festumzug, die Kopefahrt, anführen. Noch im geliehenen Gewand, die Maßanfertigung wird Martin Bruns erst in den nächsten Wochen erhalten. Zum Festumzug war die Stadt voller Menschen und Fahrräder. Ganz Lüneburg war auf den Beinen um den neuen Sülfmeister zu sehen und den einen oder anderen Bonbon zu fangen. Auch in diesem Jahr ging es von den Sülzwiesen, am Rathaus vorbei und durch die Innenstadt zum Sande. Den Sinn der Kopefahrt hatten jedoch einzelne Teilnehmer nicht verstanden. Sie nutzen den Umzug allein für massive Eigenwerbung, statt den neuen Sülfmeister zu feiern.