Die Grünen hatten eingeladen und rund ein Dutzend Kulturschaffende kamen: Die Ratspolitiker wollen freien Künstlern eine Stimme geben.

Lüneburg. Mit der Einrichtung eines Kulturstammtisches wollen Ulrich Völker, kulturpolitischer Sprecher der Grünen Ratsfraktion, und Ernst Bögershausen von den Grünen den freien Künstlern der Stadt eine Stimme geben. "Auch eine bessere Vernetzung der Szene, ein intensiverer Gedankenaustausch und mehr Transparenz in der Frage, wie kulturpolitische Entscheidungen in der Stadt zustande kommen, liegt uns am Herzen", sagte Ulrich Völker zu Beginn der Veranstaltung.

In Zukunft, da ist Völker sicher, wird grüne Kulturpolitik mehr Gewicht im Stadtrat und den Ausschüssen haben: Das beeindruckende Wahlergebnis von knapp 30 Prozent bei der jüngsten Kommunalwahl macht es möglich. Ein zweiter Sitz im Kulturausschuss, möglicherweise sogar den Vorsitz dort - darüber denken die Grünen nach.

Bis es soweit ist, möchte er die Situation der freien Kulturschaffenden in der Stadt schon mal sondieren. "Wir wollen Kulturpolitik in Zukunft von unten nach oben entwickeln und den Kulturschaffenden eine Stimme im Rat geben", sagte Ernst Bögershausen. Dass es etliche Themen gibt, die den Betroffenen unter den Nägeln brennen, zeigte die anschließende Diskussion.

Zum Dauerthema geworden ist die Frage nach einem ausreichenden Raumangebot für freie Künstler in der Stadt. "Wir möchten, dass die freien Künstler bei der Ausarbeitung von Konzepten für die Nutzung der alten Bäckerei ausreichend beteiligt werden", sagte Ulrich Völker. Und auch die Nutzung der alten Musikschule bleibt auf der Tagesordnung. "An dem Thema bleiben wir dran. Noch steht nicht fest, welche Teile der Musikschule verkauft werden. Da gibt es noch Spielräume, zum Beispiel was die Nutzung des Hofes angeht", sagte Völker.

"Die Initiative KIS (Kunst sucht Innenstadt) hat eine Unterschriftensammlung für das Projekt begonnen. Wir haben schon in kurzer Zeit etliche Unterschriften zusammengekommen", erklärte der Maler Jan Balyon, der sich bei KIS engagiert.

Wie sehr der tägliche Überlebenskampf in finanzieller Hinsicht an den Nerven zerrt, brachte Schauspieler Raimund Wurzwallner zum Ausdruck. Mit dem Theater zur weiten Welt macht er seit Jahren in der Stadt Profitheater an wechselnden Spielstätten. Bisher sei die Unterstützung der Stadt, wenn es darum gehe, neue Projekte zu stemmen, allerdings mangelhaft. Für die Anmietung einer Spielstätte beispielsweise sollen die Künstler Miete zahlen. "Oft heißt es, wer mit Kunst Geld verdient, soll auch für die Leistungen der Stadt bezahlen. Nur ist man als freier Theatermacher von großen kommerziellen Gewinnen weit entfernt", sagt Wurzwallner.

12 400 Euro verdient ein darstellender Künstler in der freien Szene pro Jahr im Schnitt, so die Statistik. Um jeden Euro Zuschuss müssen die Kunsttreibenden kämpfen, denn es gibt keine institutionelle Förderung, sondern nur eine Förderung von Projekten. Die Künstler vereinbarten häufigere Treffen und abgestimmte Aktionen.