Man muss sich den Harburger als einen glücklichen Menschen vorstellen - und den Lüneburger als einen, der weniger glücklich ist.

Lüneburg. Man muss sich den Stader, den Buxtehuder und den Harburger als einen glücklichen Menschen vorstellen - und den Lüneburger als einen, der leider deutlich weniger glücklich ist. Das legt eine neue Studie nahe, die die Deutsche Post beauftragt hat und die jetzt veröffentlicht worden ist.

Der "Glücksatlas 2011", der jetzt vorgestellt wurde, basiert auf Daten zweier Studien, für die deutschlandweit 13 800 Haushalte befragt wurden. Die Befragten konnten auf einer Skala von Null bis Zehn bewerten, wie zufrieden sie mit ihrem Leben sind. Das Ergebnis, das auch im Internet einsehbar ist, ist eine Landkarte des deutschen Befindens. Und da gibt es starke Unterschiede - auch und gerade in Niedersachsen, das für den Atlas in zwei Teile geteilt wurde.

So gehören die Bewohner der Region "Niedersachsen/Nordsee", zu der unter anderem Stade, Buxtehude und Harburg zählen, zu den zufriedensten Menschen Deutschlands - die durchschnittliche Glücks-Kennzahl liegt bei 7,14 und damit gleich hinter Hamburg, dem seligsten Ort Deutschlands. Die Region "Niedersachsen/Hannover" hingegen, in der auch die Stadt Lüneburg liegt, kommt nur auf eine Glücks-Kennzahl von 6,99 und liegt damit bundesweit nur an siebter Stelle.

Woran liegt dieser gar nicht kleine Unterschied? Die nähere Betrachtung der Daten legt einige Schlüsse nahe. So ist der "Nordsee-Niedersachse", der wohl auch unter dem Einfluss des gefühlten Meeres an der Unterelbe steht, vor allem deutlich entspannter als der "Hannover-Niedersachse". So liegt der Anteil der Befragten, die "oft oder immer unter Zeitdruck leiden", zwischen Emden und Harburg bei vergleichsweise niedrigen 25,4 Prozent. Zwischen Lüneburg und Göttingen hingegen liegt er bei 36,7 Prozent.

Andere Daten stützen den Eindruck des relaxten Watt-Spaziergängers und Elbdeich-Sitzers: So stresst sich der Nordsee-Niedersachse deutlich seltener mit "kulturellen oder religiösen Aktivitäten", außerdem trifft er seine Freunde und Bekannte seltener. Noch ein niedersachsen-interner Unterschied fiel bei der Studie ins Auge: "Die Menschen in der Region Niedersachsen-Nordsee sind durchschnittlich zufriedener mit ihrem Einkommen", sagt Max Höfer, Koordinator der Studie. Dafür macht er "regionale Mentalitätsunterschiede" aus.

Der Schüler Leonard Weidanz (13) aus Süllbeck ist da eher pragmatisch und am Alltag orientiert: "Mein Glück ist davon abhängig, wie oft ich meine Freunde sehe, wie die Stimmung meiner Mutter ist und ob ich ausgelaugt bin. Beispielsweise durch einen Streit mit meiner Mutter. Ja, ich kenne das Glück. Allerdings hat Geld dabei einen nicht so hohen Stellenwert."

Die Familie hat auch hohen Stellenwert für Carmen Bremer (39) aus Brietlingen: "Ein schönes Zuhause, eine tolle Familie und einen Partner zu haben, das ist Glück. Mit einem Partner, an dem ich mich anlehnen kann und der einen unterstützt, ist das Leben doppelt so lebenswert."

Martina Sommer (49) ergänzt: "Innere Zufriedenheit und ein sicherer Arbeitsplatz - das bedeutet Glück für mich. Darüber hinaus bin ich frisch verliebt. Glück ist nichts Materielles. Glücklich macht mich auch, dass ich meine Kinder zu selbstbewussten Menschen erzogen habe."

Wer sich nun mit dem wissenschaftlichen Bild des unglücklicheren Lüneburgers nicht abfinden mag, sollte sich an eine Studie des Landesjugendringes Niedersachsen halten, auf die wir in der morgigen Ausgabe näher eingehen. Aus dieser geht nämlich hervor, dass es bei Jugendlichen genau umgekehrt ist: Sie fühlen sich im Landkreis Lüneburg besonders wohl.

Eines ist aber, laut der Post-Studie, allen Norddeutschen gemeinsam: Sie können überdurchschnittlich gut verzeihen - laut Max Höfer eine wichtige Voraussetzung für jene, die nach dem Glück streben. Wenn das kein Trost ist?

www.gluecksatlas.de