Im Jahr 47 vor Christus soll Julius Caesar im Mondschein den Kalkberg entdeckt und dort eine heidnische Kultstätte errichtet haben.

Lüneburg. Eine Reise in Licht, Tanz und Ton zurück bis ins Jahr 47 vor Christus macht Lüneburg am nächsten Sonnabend. Denn in diesem Jahr soll Julius Caesar im Mondschein den Kalkberg entdeckt und dort eine heidnische Kultstätte errichtet haben. Die angeblich von Caesar aufgestellte Säule mit Götzenstatue wird dann auf der Fassade des Lüneburger Rathauses zu sehen sein.

Etwas freundlicher als das Original wird das Männchen dreinschauen, wenn es von oben auf die Zuschauer auf dem Marktplatz blickt. "Ich habe ihm ein leichtes Lächeln aufgesetzt", sagt die Grafikerin Angela Schoop. "Er sah doch allzu missmutig aus." Der Götz hält einen Mond vor sich - laut Sage Namensgeber für die Stadt - und wurde von Schoop zum Markenzeichen für die Aktion gemacht.

Gemeinsam mit dem Stadtarchäologen Dr. Edgar Ring hat die Illustratorin das Konzept für die "Lichtzeitreise" entwickelt. Der hatte etwas Ähnliches vor drei Jahren im französischen Nancy gesehen und seither daran gearbeitet, das Projekt in Lüneburg zu realisieren. Möglich wurde es erst, als die Marketing GmbH bei dem niedersächsischen Städtewettbewerb "Ab durch die Mitte" 40 000 Euro für das Konzept gewann, in etwa gleich viel kommt durch Sponsoren und Marketing GmbH in den Etat.

Eröffnet wird die Aktion mit einer Großveranstaltung am Sonnabend, 24. September, 19 Uhr. Um 19.30 Uhr beginnt ein Theaterstück der Erlebnisstadtführer unter dem Titel "Lüneburgs salziges Gold", und um 21 Uhr startet der Kern des Spektakels: Lichtprojektionen an der Rathausfassade.

"Es beginnt mit Episode eins, Julius Caesar, der Lüneburg gegründet hat", berichtet Dr. Edgar Ring. Denn Chroniken der Stadt berichten, dass der römische Feldherr bei seinem Zug durch Germanien eine Säule und ein Mondbildnis auf dem Kalkberg errichten ließ. Stadtrecht erhielt Lüneburg freilich erst viel, viel später: 1247.

Episode Nummer zwei erzählt vom Erbfolgekrieg nach dem Tod des Herzogs Wilhelm II. im Jahr 1369. "1371 nutzte die Stadt die Gunst der Stunde und zerstörte die herzogliche Burg auf dem Kalkberg. Herzog Magnus II. versuchte daraufhin, die Stadt zu erobern. Doch in der Nacht vor dem Tag der Heiligen Ursula wurde er von den Bürgern vernichtend geschlagen", heißt es in dem Infoflyer zum Projekt "Lichtzeitreise".

Episode Nummer drei schließlich erzählt vom Kopefest, dem einst größten Fest der Stadt. Angehende Sülfmeister - Pächter von Siedepfannen in der Saline - mussten bei einem Ritt auf einem Pferd durch die Stadt ihren Mut beweisen. Denn das Pferd zog eine mit Steinen befüllte Tonne, die Kope.

Ensembles der Musikschule spielen zwischen Episoden auf einer Bühne auf dem Marktplatz und tanzen, die Leitung haben Lothar Nierenz und Nicola Marrek. Die diplomierte Tänzerin wird übrigens höchstselbst als Narr mit Luna durchs Publikum gehen - ihr wurde ein Kostüm auf den Leib geschneidert, und im Theater wird gerade ein beleuchteter, tragbarer Mond gebaut.

Jeweils drei Durchgänge der drei Episoden mit Tanz und Musik laufen am Sonnabend und am Sonntag mit Start um 21, 22 und 23 Uhr. Das Theaterstück gibt es nur am Sonnabend, der Eintritt ist immer frei. An die Rathausfassade geworfen werden die Bilder von den Scharnebecker Lichtkünstlern Kai-Uwe Schwenck und Ingo Dietzel, an drei weiteren Orten der Stadt tragen drei weitere Künstler zur "Lichtzeitreise" bei.

Im Wasserviertel wirft die international bekannte Hamburgerin Sigrid Sandmann Worte aus dem Hafenviertel-Kontext an die Kaimauer, der Lüneburger Kunstlehrer Paul Hoos projiziert Bilder von Getreide auf das Glockenhaus und erinnert an seine einstige Funktion zur Lagerung von Korn und Mehl. Und in der Unteren Schrangenstraße macht die Lüneburger Künstlerin Christina Kaul klar, was seit dem frühen 14. Jahrhundert in den sogenannten Schrangen - Buden - verkauft wurde: Fleisch und Knochen. Diese Bilder werden täglich ab Einsetzen der Dunkelheit bis zum 3. Oktober projiziert.

Ab Montag, 26., bis Freitag, 30. September, startet jeden Tag um 20 Uhr eine anderthalbstündige Stadtführung zum Thema "Lichtzeitreise" am Rathaus. Am Freitag bietet das Brauereimuseum Führungen an ab 19, 20, 21 und 22 Uhr, durch das Ostpreußische Landesmuseum geht's mit Taschenlampe ab 19.30, 21 und 22 Uhr.

www.lueneburger-lichtzeitreise.de