Kinder aus Oerzen sind von der Schülerbeförderung ausgeschlossen. Oft trennen sie nur wenige hundert Meter vom Mindestabstand.

Oerzen. Eltern aus Oerzen kritisieren die Schülerbeförderung durch den Landkreis Lüneburg. Ihre Kinder nämlich sind von der Beförderung ausgeschlossen, weil sie weniger als drei Kilometer vom Schulzentrum Embsen entfernt wohnen. Oft sind es nur wenige hundert Meter, die sie vom Mindestabstand trennen.

So begeben sich täglich mindestens acht Fünft- und Sechstklässer zu Fuß auf den Weg entlang der B 209 in Richtung Schulzentrum Embsen, wobei sie auch gefährliche Ausfahrten der Schnellstraße passieren müssen. Auf dem Rücken drückt sie ein fünf- bis sieben Kilogramm schwerer Schulranzen.

Ein paar fehlende Meter sind für den Landkreis also Grund genug, den Schülern eine kostenlose Busfahrt zu verweigern. Nachzulesen sind die Mindestentfernungen im Paragraf 2 der "Satzung über die Schülerbeförderung im Landkreis Lüneburg". Wer trotzdem den Bus nutzen will, muss bezahlen. Das war nicht immer so.

Erstmals im Schuljahr 2009/2010 konnten Eltern einen Vertreter des Landkreises von der Gefährlichkeit des Fußwegs überzeugen. "Carsten Schigulski, zuständig für die Schülerbeförderung beim Landkreis, hat damals festgestellt, dass der Schulweg von Oerzen nach Embsen sehr gefährlich für die Kinder ist", sagt Marcus Baasch, Sprecher der betroffen Eltern in Oerzen. Daraufhin wurden den Schülern Busfahrkarten genehmigt.

In Ausnahmefällen wie diesem - wenn der Schulweg zu Fuß für Schüler besonders gefährlich oder ungeeignet ist - erstattet der Landkreis die Busfahrkarte unabhängig von der genannten Mindestentfernung. "Mit dem neuen Schuljahr allerdings wurde die Ausnahmeregelung aufgehoben", sagt Baasch. Was war geschehen? Ein seit zwei Jahren überfälliger Ortstermin wurde nun nachgeholt.

Die Neubewertung durch die Polizei und Vertreter des Fachdienstes Straßenverkehr ergab, dass der Weg zur Schule ungefährlich ist. Womit wieder die Mindestentfernung gilt. "Wir Eltern sind sehr verwundert und können die Entscheidung nicht verstehen", so Baarsch. Die Eltern kritisieren, dass der Ortstermin nicht zu den üblichen Schulbeförderungszeiten, sondern klar außerhalb jener Zeiten stattgefunden hat, in denen das Verkehrsaufkommen wesentlich geringer ist. Baasch beklagt zudem: Der gesamte Schulweg sei nicht beleuchtet, in den vergangenen harten Wintern oftmals nicht geräumt worden und der Autoverkehr sehr stark.

"Fakt ist: Es geht einzig ums Geld. Doch wer kann schon eine Jahreskarte im Wert von 400 Euro selbst bezahlen", fragt sich Marcus Baasch, selbst Vater, Ratsherr und Jugendwart der Feuerwehr: "Jeder hat ein Recht auf Bildung."

Schärfer noch formuliert es der Oerzener Carsten Vick: "Ich glaube die Sicherheit und Zumutbarkeit sollte aufgrund knapper Kassen nicht zu Lasten unserer Kinder gehen."

Doch anstatt im Hinblick auf den demografischen Wandel in die Sicherheit des künftigen Steuer- und Rentenzahlers zu investieren, würden "zusammen mit der Stadt lieber Millionen Euro in einen üppigen Prestigebau der Universität gepumpt".