Fahrradfan Helmut Barth hat eine Broschüre über seine Lieblingsstrecke “Rund um das westliche Lüneburg“ herausgegeben.

Lüneburg. Seit 60 Jahren fährt Helmut Barth eine Radtour rund um das westliche Lüneburg. Jetzt hat er die Strecke in einer Broschüre für alle andern Hobbyradler beschrieben.

Seine Radtouren starten immer am Rathaus. Dort zeigt er seinen Mitfahrern zunächst das Bronzemodell der Stadt, vermittelt ein paar Fakten übers Rathaus und den Luna-Brunnen.

Barth ist beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC) aktiv. Bei seinen Touren sind oft dieselben Radler am Start. "Da gibt es so eine eingeschworene Gruppe von fünf Leuten, die fahren immer mit. Touristen begleiten uns nur hin und wieder", sagt er.

An der Nicolaikirche vorbei geht es in den Liebesgrund. Helmuth Barth berichtet Geschichtliches über die Wallanlage und den Bürgermeister Fromme. "Das war vielleicht ein Schlawiner, der hat sich eine Brücke über den Graben bauen lassen, um schneller nach Hause zu kommen", ereifert er sich. Seine Informationen hat Helmut Barth zumeist aus dem Internet. "Ich wollte den Leuten auf den Radtouren eben auch etwas über die Gegend erzählen", erklärt er.

Über den Liebesgrund geht es weiter zur Frommestraße. Der 73-Jährige zeigt Bilder von den pompösen Häusern die hier standen, bevor sie durch die Senkung abgerissen werden mussten. Spontan gesellt sich ein anderer Radfahrer dazu. "Darf ich mal eben mit zuhören?", fragt er höflich an. Natürlich darf er.

Mehr als 60 Bilder hat Helmut Barth in seiner Broschüre abgedruckt. Alle Sehenswürdigkeiten auf der Tour sind so leicht wiederzuerkennen. Eigentlich verfügt er über einen noch größeren Fundus. "Für die Broschüre habe ich nur besonders schöne und wichtige Bilder genommen", sagt er.

Am Kalkberg vorbei und über den Michaelisfriedhof geht es weiter auf das Gelände der Psychiatrischen Klinik. "Hier ist Lüneburgs zweiter Kalkbruch", sagt Barth und zeigt auf ein Gelände hinter dem Zaun. Im anderen und bekannteren Kalkbruch, dem heutigen Kreidebergsee, hat er als Kind gespielt.

"Wir waren zehn Jahre alt und der Kalkbruchsee war damals nur ein Teich", erinnert er sich. Regelmäßig sei dort gesprengt worden. Dann sei der Wachmann mit seinen Hunden gekommen und habe die Kinder verscheucht. "Aber wir sind immer wieder hingegangen", berichtet Barth.

Die Tour führt dann zur Gärtnerei der Psychiatrischen Klinik. Der kleine Garten ist liebevoll angelegt. Eine Seite nehmen Wasserpflanzen in knöcheltiefem Nass ein. Bänke stehen unter Bäumen und am Teich. "Ich nenne das den Wassergarten. Hier habe ich bei einer Tour mit den Teilnehmern eineinhalb Stunden gesessen. Wir haben geredet und alle weiteren Pläne über den Haufen geworfen", sagt Barth. Besonders im Sommer sei der ruhige, schattige Ort bei den Tourteilnehmern sehr beliebt.

"Es war fast ein innerer Zwang die Broschüre herauszugeben", sagt Helmut Barth. Zehn Jahre habe er Fotos und Informationen gesammelt. Die wollte er aufschreiben, damit jeder die Tour nachfahren kann. Vorher habe er seine Skatbrüder um Rat gefragt. Die seien von der Idee begeistert gewesen und hätten ihn ermutigt. Also hat er Fotos, Karten und Texte zueinander gebracht. Das Ergebnis ist eine 50-seitige Broschüre mit grünem Einband über eine 52 Kilometer lange Tour. Die führt, wie der Titel schon sagt, "Rund um das westliche Lüneburg". "Diese Tour fahre ich mit kleinen Änderungen schon viele, viele Jahre", sagt Barth.

Jetzt geht es weiter über den Brockwinkler Weg zur Landwehr. "Als Jugendlicher bin ich immer zwischen den Landwehrgräben herumgekurvt", sagt Barth. Letztens habe er das wieder gemacht. Das Hoch und Runter mache ihm noch genauso viel Spaß wie früher, nur sei er jetzt schneller erschöpft.

Auf der Landwehr geht es nach Reppenstedt und von dort auf den Waldhof Böhmsholz und zum Friedhof Südergellersen. Hier ist Barth vor einigen Jahren der Fahrradreifen geplatzt - die zehn Kilometer zu seinem Zuhause am Kreideberg musste er schieben.

Der Friedhof wird umrundet und weiter geht es zu einem Hügelgrab. "Das ist der steilste Teil der Strecke. Oben steht eine Bank, die beliebteste auf der ganzen Strecke", weiß Barth. Seine Mitfahrer seien meistens über 50 Jahre alt und freuten sich dann über die Pause.

Nachdem alle wieder Kraft gesammelt haben, geht es nach Heiligenthal. Im Restaurant in der alten Wassermühle werden traditionell Bratkartoffeln gegessen. "Manches Mal sitzt man mit seinen Mitfahrern im Restaurant und verliert vor lauter Gemütlichkeit die Lust am Weiterfahren", sagt Barth. Auf seiner Tour müssten die Radfahrer eben vielen Verlockungen widerstehen. Also geht es schweren Herzens wieder zurück Richtung Lüneburg.

In der Nähe von Gut Schnellenberg hat Barth schon öfter Rehe gesehen: "Einmal waren zwei Kitze mitten auf dem Weg. Bis auf fünf Meter konnte man sich ihnen nähern." Tiere hat er bei seinen Radtouren immer wieder zu Gesicht bekommen. An der Roten Schleuse ist er einmal fast mit einer Fledermaus kollidiert und in den Bockelsberger Teichen hat er bereits eine Wasserschildkröte fotografiert. "Ich gehe aber davon aus, dass die einer dort ausgesetzt hat", sagt Helmut Barth.

Als nächstes folgt die Hasenburg. Das ist der älteste Teil der Radtour. Hier hat dereinst Helmut Barths Passion für das Radfahren begonnen. "Als Kind bin ich mit einem Freund immer nach der Schule hergefahren", sagt er. Die Kunst sei es gewesen, ganz nah am Bach zu fahren und nicht hineinzufallen.

Von der Hasenburg führt der Kurs zur Roten Schleuse und zum Tiergarten. "Hier fließen die Spazierwege meine Groß- und Urgroßeltern in die Tour ein", erklärt Barth. Deren Sonntagsspaziergang habe immer aus Lüneburg zur Roten Schleuse und zurück geführt.

Danach geht es zu Helmut Barths Lieblingsplatz an einem der Bockelsberger Teiche. Etwas eingewachsen steht hier eine Bank mit Blick auf dem See. Solche Orte findet das ADFC-Mitglied meist, auf der Suche nach besseren Wegen für seine Tour. "Die Wege sollen ja mit den normalen Rädern befahrbar sein. Also suche ich Alternativen. Oft endeten meine Erkundungsfahrten jedoch vor Kuhweiden", erklärt Barth.

Auf dem Ilmenauradweg geht es weiter über die Willy-Brandt-Straße und durch die Kleingartenkolonie Ilmenau. "Den Großteil der Tour fährt man auf gut befestigten Sandböden. Nur 200 Meter des Weges sind an der Bundesstraße", sagt Barth. Nur zum Finale wird es holprig - dann geht es ins Wasserviertel mit Kopfsteinpflaster.