Am Freitag wurde das Stadtteilhaus “Kredo“ eingeweiht. Es gilt als Vorbild für andere Einrichtungen und setzt vor allem auf Prävention.

Lüneburg. Eine gewachsene Struktur erhält endlich ein angemessenes Dach: Lüneburgs ältestes Stadtteilhaus, zuständig für Ochtmissen und den Kreideberg, wurde umgebaut und bekommt einen neuen Namen. Kredo heißt das neue alte Stadtteil- und Gemeindehaus. Die Stadt, der Verbund Sozialtherapeutischer Einrichtungen und die Paulusgemeinde wollen sich dort noch weiter vernetzen. Heute wird Eröffnung gefeiert.

"Wir wollen in beiden Stadtteilen nah an den Menschen sein, ihnen eine Begegnungsstätte bieten", fasst Kerstin Herrschaft, die Pastorin der Paulusgemeinde die Idee vom Kredo zusammen. Bereits seit 1995 wird das im Stadtteil Kreideberg umgesetzt. Damals wurde die sogenannte Stadtteilrunde eingeführt. Dort treffen sich Bürger und Institutionen viermal im Jahr und beraten über Projekte im Stadtteil Kreideberg. Im Gemeindehaus der Paulusgemeinde wuchsen in den folgenden drei Jahren die Angebote. Der Verbund Sozialtherapeutischer Einrichtungen (VSE) siedelte sich an und auch die Stadt richtete ein kleines Beratungsbüro ein. "Die Zusammenarbeit wurde als Modell für die ganze Stadt genommen", sagt Angelikas Lütjohann. Die Sozialarbeiterin ist bei der Stadtverwaltung im Fachbereich Familie und Bildung tätig. Die Zusammenarbeit im Gemeindehaus der Pauluskirche sei das Vorbild für alle weiteren Stadtteilhäuser gewesen.

Sie ist überzeugt, dass auch Viertel wie Ochtmissen und Kreideberg Stadtteilarbeit brauchen. "Das hat auch viel mit Prävention zu tun", sagt Angela Lütjohann. Aus ihrer Sicht ist ein funktionierendes Netzwerk im Stadtteil die beste Maßnahme, um es gar nicht erst zu Eskalationen kommen zu lassen. Und: "Auch in unproblematischeren Stadtteilen gibt es Konflikte", sagt die 55-Jährige.

"Wir haben Angebote für alle Altersgruppen", sagt der Diakon der Paulusgemeinde, Hergen Ohrdes. So gebe es ein Jugendcafé mit festen Öffnungszeiten, Elternkurse oder das Marktcafé jeden Donnerstag. Ihm liegt es am Herzen, den Menschen Räume zu geben. "Öffentlicher Raum ist hier knapp. Auch eine Stadthalle gibt es nicht. Darum bieten wir etwas an", sagt er. Für ihn ist das Kredo das Haus der offenen Türen. Diese Idee ist nicht ganz uneigennützig. Denn die Stadtteilarbeiter wollen nicht nur durch konkrete eigene Angebote helfen, sondern sie orientieren sich auch daran, was der Nachbar zu bieten hat. "Wenn sich beim Jugendcafé ein Kind auffällig verhält, sprechen wir uns untereinander ab und gehen dann auf das Kind zu", sagt Ohrdes. Auch eine gute Vernetzung mit den Schulen trage zur guten Jugendarbeit in den Stadtteilen bei.

Uta Wenzlaw ist Sozialpädagogin beim VSE. Im Stadtteilhaus kümmert sie sich um ambulante- und Jugendhilfe. Besonders stolz ist sie auf das Mütterfrühstück. "Das steht immer unter einem Thema, zu dem wir teilweise auch Fachleute einladen", sagt sie. So hätten bereits Experten über den Wiedereinstieg in den Beruf oder alleinerziehende Mütter mit pubertierenden Jungen gesprochen.

Uta Wenzlaw arbeitet auch eng mit dem Allgemeinen Sozialen Dienst der Stadt Lüneburg zusammen. Zwei Sozialarbeiter sind jetzt vom Rathaus ins Kredo gezogen. "Die sind vorwiegend beratend bei der Erziehung, Jugendhilfe oder Trennungen tätig", sagt Angelika Lütjohann. Es seien die alltäglichen Themen, in denen Stadtteilarbeit ansetzen müsse. Die Einzelfallhilfe werde dann an den VSE weitergegeben. Die Wege werden bewusst kurz gehalten um Hemmschwellen abzubauen.

Trotz des dichten Netzwerks hat jeder der drei Träger seinen eigenen Bereich. Der Allgemeine Soziale Dienst ist für die Jugendhilfe zuständig. Der VSE kümmert sich um Einzelhilfen und Stadtteilarbeit und die Kirche ist hauptsächlich für ihre Mitglieder zuständig.

Kreideberg und Ochtmissen sind bereits durch die evangelische Kirchengemeinde verbunden. "Hinzu kommen soziale Strukturen. Menschen aus Ochtmissen gehen hier einkaufen und schicken ihre Kinder zur Schule", sagt Uta Wenzlaw vom VSE. Durch diese Strukturen seien die Stadtteile und somit die dort lebenden Menschen weiter miteinander verknüpft.

700.000 Euro kostete der Umbau des ehemaligen Gemeindehauses zum Kredo. Die Planungen haben bereits vor mehr als zwei Jahren begonnen. Im Januar gingen dann die Bauarbeiten los, bis Ende des Jahres sollen sie abgeschlossen sein. Der Name für das neue Haus wurde mit Bedacht ausgesucht. "Im Wort Kredo stecken die Namen Kreideberg und Ochtmissen", sagt Pastorin Kerstin Herrschaft. Zudem klinge das lateinische Wort Credo an, das nicht nur Bekenntnis bedeutet, sondern auch Vertrauen meint. Unter dem neuen Namen sollen die alten Projekte wie gewohnt weiter laufen.

Feierlich eröffnet wird das neue alte Stadtteilhaus neben der Pauluskirche heute mit einer großen Einweihungsfeier um 17 Uhr.