Am Brockwinkler Weg startete nun ein neues Projekt. Die Stadt unterstützt generationsübergreifende Initiative zum gemeinsamen Wohnen.

Lüneburg. Am regnerischen Sonnabendmorgen trafen sich rund 50 Menschen am Brockwinkler Weg. Ihnen gemeinsam ist das Interesse an einem generationsübergreifenden Wohnprojekt. Ein Teil der Besucher gehört der Gruppe LeNa an. LeNa steht für Lebendige Nachbarschaft. Deren Mitglieder wollen das erste Wohnprojekt diese Art in Lüneburg realisierten. "2012 beginnen wir mit dem Bau", sagt Antje Brodersen. "Gemeinsam über die Generationen hinweg wollen wir langfristig bezahlbaren Wohnraum für das Zusammenleben von Jung und Alt schaffen."

Die Gruppe bringt Zeit mit. Ihre Mitglieder pflegen ein herzliches Miteinander, während sie gemütlich von einem Baudenkmal zum anderen schlendern. Alle sind in bester Stimmung; denn das 7700 Quadratmeter große parkähnliche Gelände werden sie schon bald zu einem - wie es heißt - fairen Preis von der Lüwobau, Lüneburgs kommunaler Wohnungsbaugesellschaft, erwerben.

Eine von ihnen ist die 65-jährige Antje Brodersen. "Noch ist LeNa eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR). Doch schon in den nächsten Wochen wird sie in eine Genossenschaft umgewandelt", sagt sie.

Mit von der Partie ist Ulrich Thomsen. Er moderiert den Spaziergang über das Gelände und beantwortet die Fragen von Gästen, die sich für das Wohnprojekt interessieren. Thomsen ist sowohl Mitglied der Gruppe als auch Vorsitzender des Vereins Mehr Leben-Wohnprojekte Lüneburg, unter dessen Dach LeNa gegründet wurde.

"Gemeinsam über die Generationen hinweg wollen wir langfristig bezahlbaren Wohnraum für das Zusammenleben von Jung und Alt schaffen. Deshalb erfolgt jetzt die Gründung der Genossenschaft", erläutert Thomsen. Verbunden mit der Rechtsform der Genossenschaft sind Selbsthilfe, Selbstverwaltung, demokratische Entscheidungsstrukturen und gemeinschaftliches Eigentum.

+++ Kommentar: Gemeinsam lebt es sich besser +++

Geplant auf dem Gelände sind mindestens 30 Wohneinheiten. Die Vorstellungen des Zusammenlebens sind definiert "Unsere Grundgedanken sind ein soziales Miteinander, eine verbindliche, zuverlässige und tragfähige Nachbarschaft, die füreinander eintritt und sich gegenseitig unterstützt", so Thomsen.

Die Kerngruppe um das Projekt zählt bis zu 25 Mitglieder. Zu ihr gehört Muriel Herrmann mit Ehemann und Sohn Wito (4). Die 32-jährige Jugendbildungsreferentin hat vor drei Jahren über ein Netzwerk von dem Vorhaben gehört und sich der Gruppe angeschlossen. "Ich bin in einer Wohngemeinschaft groß geworden und habe die Vielfalt des Miteinanders schätzen gelernt."

Die Ideen zum gemeinsam Wohnen sind sehr konkret. Flexible Grundrisse mit verstellbaren Wänden sollen dafür sorgen, dass ein Haus sich verändernden Lebenslagen anpassen kann. Die entstehenden Wohnungen müssen geeignet sein für Familien, Paare, Alleinstehende, Wohngemeinschaften. Barrierefreie Wohnungen werden Standard sein. Weiterhin soll in dem Projekt nachhaltig, ökologisch und energieeffizient gebaut werden.

Eine Lüneburger Architektengruppe wurde bereits engagiert. Involviert ist zudem eine Projektentwicklungsgesellschaft aus Hannover, die Erfahrung in der Erstellung gemeinschaftlicher Wohnanlagen vorweist. Grundsätzlich soll die Architektur von Gebäude und Außenanlagen die Begegnung und Kommunikation fördern.

"Gemeinsam wollen wir schaffen, was einer allein nicht schafft", so Thomsen. "Wir wollen an Lebensfreude gewinnen und in praktischen Dingen voneinander profitieren." Dazu gehört auch, zusammen zu feiern und Spaß miteinander zu haben. "Weiter wollen wir über unser Wohnprojekt hinaus wirken und den Dialog zwischen Jung und Alt in Lüneburg beleben."

Diese Art des Zusammenlebens hat sich Antje Brodersen ihr Leben lang gewünscht. Gerne hätte sie über das konzentrierte Familienleben hinaus mehr Gemeinsamkeit mit Freunden gelebt. Über ihre heutige Vorstellung über gemeinschaftliches Zusammenleben sind ihre Kinder und Enkelkinder informiert. "Sie sind begeistert von dem Wohnprojekt und unterstützen mich. Diese Wohnform wird uns alle entlasten", sagt sie.

Seit sieben Jahren engagiert sich Antje Brodersen in der Gruppe, die Höhen und Tiefen durchlaufen hat. Etliche Projekte seinen ihnen zwischenzeitlich angeboten worden und doch gescheitert. Ausdrücklich weist sie auf die Unterstützung durch Oberbürgermeister Ulrich Mägde hin, der das generationsübergreifende Wohnen auch als Mitglied im Vorstand der stadteigenen Lüwobau stets unterstützt habe. Damit das Wohnprojekt so gedeiht, wie es sich die Beteiligten wünschen, werden Mitbewohner gesucht - besonders Familien mit Kindern

Die Gruppe LeNa trifft sich jeden ersten Montag im Monat um 19 Uhr im Brauhaus Mälzer in der Heiligengeiststraße 43. Der Stammtisch ist offen für alle am Wohnprojekt interessierte Menschen.

www.mehr-leben-wohnprojekte.com